In den Wäldern um den Hohenstein bei Hessisch Oldendorf hat künftig die Natur das Sagen. In dem Waldgebiet südwestlich von Hannover wurden im vergangenen Jahr letzte vorbereitende Arbeiten abgeschlossen, damit die Natur dort nun sich selbst überlassen werden kann, wie die Niedersächsischen Landesforsten mitteilten. Das Gebiet, auf dem künftig ein Urwald wachsen soll, ist neben dem Nationalpark Harz das größte Wildnisgebiet in Niedersachsen.
Zuletzt wurden in dem 2017 ausgewiesenen sogenannten Naturwald unter anderem Nadelbäume geringelt. Das bedeutet, dass Rinde ringförmig von ihnen abgenommen wurde. Die Folge: Die Bäume sterben. Als Totholz bilden sie dann neuen Lebensraum. In einem bisherigen Fichtenbereich wurden zudem Buchen gepflanzt und es wurden auch mehr als 15 Kilometer Wege zurückgebaut. Künftig gibt es in dem Wald noch 36 Meter Wege je Hektar - und damit allerdings immer noch mehr als im Durchschnitt des niedersächsischen Landeswaldes.
Wege sind auch in sogenannten Naturwäldern weiterhin wichtig und werden daher auch zukünftig gepflegt. Unter anderem die Feuerwehr benötigt sie, sollte es im Forst mal brennen. Der Bürgermeister von Hessisch Oldendorf hatte daher zuletzt auch den Rückbau der Wege am Hohenstein kritisiert.
Die Landesforsten hielten unter anderem dagegen, dass es künftig auch weniger Besucher in dem Wald geben werde. Menschen seien schließlich nahezu immer für Waldbrände verantwortlich - entweder durch absichtliches oder zumindest durch fahrlässiges Handeln. Darüber hinaus würden die schattigen und mit Laubbäumen durchzogenen Naturwälder nicht so leicht brennen, da es dort weniger Gras gebe.
Auch Wanderer sehen den Rückbau teilweise kritisch, wie die Landesforsten mitteilten. Generell sei der Wald um den Hohenstein aber sehr beliebt und Besucher und Besucherinnen würden die Ruhe genießen.
Ziel des Wildnisgebietes in Hessisch Oldendorf sowie weiterer in Niedersachsen ist ohnehin ein anderes. Es geht unter anderem um Natur- und Artenschutz. Landesweit fallen laut den Landesforsten etwa zehn Prozent des Landeswaldes unter diesen Schutzstatus. Sie werden nicht mehr bewirtschaftet, es wird dort also kein Holz mehr geerntet. Merkliche Auswirkungen habe das bisher aber noch nicht. «Derartige Prozesse nehmen in Wäldern deutlich mehr Zeit in Anspruch», sagte ein Sprecher der Landesforsten.
Er gehe unter anderem davon aus, dass Arten wie der Wanderfalke oder der Schwarzstorch bereits jetzt davon profitieren würden, dass es um den Wald ruhiger geworden sei. Für die weitere Entwicklung würden etwa das Mikroklima im Wald und die Artenvielfalt unter anderem von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt beobachtet.