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Angriffe auf Polizei, mehr als 230 Festnahmen

Die Anspannung vor der Silvesternacht war nach den Böller-Angriffen vom Vorjahr groß. Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz. Im Laufe der Nacht häuften sich wieder die Angriffe.
Silvester - Berlin
Einsatzkräfte der Polizei stehen unweit vom Kottbuser Damm. © Paul Zinken/dpa

Friedliches Feiern in kleinem Kreis, heftiges Feuerwerk auf Plätzen und Straßen und auch aggressives Böllerwerfen und Abfeuern auf andere Menschen - die Silvesternacht in Berlin offenbarte wieder alle Aspekte der Großstadt in einer besonders heiklen Nacht. Die Polizei meldete gegen 2.00 Uhr mehr als 230 vorläufige Festnahmen, die Zahl dürfte aber noch steigen. Oft ging es um gefährliche Böllerei mit illegalem Feuerwerk. Mindestens 15 Polizisten seien verletzt worden.

Im ganzen Stadtgebiet sei es immer wieder zu Beschuss mit Böllern und Raketen auf Polizei und Feuerwehr und auch von Menschen untereinander gekommen, sagte eine Sprecherin. Besondere örtliche Schwerpunkte habe es dabei nicht gegeben. «Diverse Angriffe mit Pyro, Schreckschuss & Flaschen auf Einsatz- und Rettungskräfte» würden gemeldet, hieß es.

Viele sehr laute Explosionen deuteten auch auf illegale Böller hin. Immer wieder waren Schüsse aus Schreckschusspistolen zu hören. Mehrere Autos und auch andere Fahrzeuge wurden angezündet, wie Videos im Internet zeigten. An vielen Stellen, etwa am Alexanderplatz, in Neukölln oder in Lichtenrade, war die Polizei schnell mit einem größeren Aufgebot zur Stelle, wenn es Krawalle gab - und konnte dann auch zahlreiche Verdächtige fassen. Das hatte sie zuvor als ein Ziel des massiven Polizeiaufgebots angekündigt.

Polizei: 99,9 Prozent der Menschen feiern friedlich

Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) und Polizeipräsidentin Barbara Slowik betonten am frühen Abend, der Großteil der Berliner feiere friedlich, das gelte für «99,9 Prozent der Menschen» in der Stadt. Die Polizei hatte vor Silvester immer wieder erklärt, in so einer großen Stadt lasse sich leider nicht jeder Krawall mit Feuerwerk verhindern.

Nahe dem Alexanderplatz beschossen sich schon Stunden vor Mitternacht größere Gruppen von insgesamt rund 500 Menschen mit Silvesterraketen. Polizisten hätten die Gruppe auseinandergetrieben und kontrolliert, hieß es im Internetportal X (vormals Twitter). Aus einer Gruppe von 200 Menschen in der Nähe sei die Polizei mit Raketen oder anderer Pyrotechnik beschossen worden.

Angriffe auf Polizei

In Neukölln wurden Verdächtige gefasst, die Molotow-Cocktails gebastelt hatten. Außerdem seien dort mehrfach Autos beschossen worden, auch Polizei- und Rettungsfahrzeuge, meldete die Polizei. «In der Hermannstraße schießen Personen mit Raketen auf unsere Einsatzkräfte.» Im Stadtteil Gropiusstadt wurde demnach ein geparkter Polizei-Einsatzwagen durch die Explosion einer Kugelbombe stark beschädigt.

In Dutzenden Mitteilungen beschrieb die Polizei in der Nacht, wie Jugendliche Böller auf Passanten warfen, andere Raketen quer durch die Gegend schossen, Fenster durch Explosionen zerstört wurden, eine große Gruppe auf alles schoss, «was sich bewegt», Kugelbomben gefunden wurden, Männer mit Schreckschusspistolen auf Kinder feuerten und Linienbusse angegriffen wurden.

Insgesamt waren fast 5000 Polizisten in der Nacht im Dienst, um ähnliche Krawalle und Ausschreitungen wie im vergangenen Jahr zu verhindern: 3500 Polizisten aus mehreren Bundesländern waren auf den Straßen im Einsatz. Besonders in Silvester-Brennpunkten früherer Jahre in Neukölln, Mitte oder Schöneberg hatte sich die Polizei sichtbar auf Straßen postiert. Dazu kamen 1000 Polizisten etwa in Wachen sowie 500 Bundespolizisten an den Bahnhöfen. Das war das größte Polizeiaufgebot in einer Silvesternacht.

In der Silvesternacht 2022/2023 hatte es bundesweit Ausschreitungen und Angriffe auf Polizisten sowie Rettungskräfte gegeben, besonders betroffen war Berlin. In diesem Jahr war die Polizei zusätzlich besorgt wegen des Gaza-Kriegs nach dem Terroranschlag der islamistischen Hamas auf Israel und der aufgeheizten Stimmung in Teilen der arabischstämmigen Bevölkerung in manchen Stadtteilen.

Eine pro-palästinensische Demonstration am Silvesterabend wurde verboten. An einer Demonstration am Nachmittag nahmen 2000 Menschen teil. Am Abend wurde die angekündigte Böller-Verbotszone in der Sonnenallee aufgebaut. Trotz des Demonstrations-Verbots zum Thema Krieg in Gaza versammelten sich vor Mitternacht Menschen, die Polizei griff ein und verhinderte eine größere Versammlung.

Wegner: Nacht der Repression, wenn nötig

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hatte am frühen Abend ein hartes Vorgehen der Polizei bei Randale angekündigt. Man habe in den letzten Monaten viel für die Prävention getan, sagte Wegner bei einem Besuch einer Polizeiwache in Neukölln. «Und heute ist die Nacht, wenn's denn notwendig ist, die Nacht der Repression, wo der Rechtsstaat sich versuchen wird durchzusetzen. Und ich bin mir auch sicher, dass er sich durchsetzen wird.»

Am Brandenburger Tor feierten Tausende Menschen bei der üblichen Silvester-Party, begleitet von hohen Sicherheitsvorkehrungen. Nach Angaben der Veranstalter wurden bis zum frühen Abend 45 000 Tickets verkauft, später soll die Party mit 65 000 Besuchern ausverkauft gewesen sein. Die Bühnenshow wurde im ZDF live übertragen. Erstmals seit der Corona-Pandemie gab es auch wieder ein Höhenfeuerwerk.

Elf Molotow-Cocktails, neun Festnahmen

Wegen der selbstgebauten Molotow-Cocktails wurden in Neukölln neun Verdächtige festgenommen. «Sie füllten Benzin in Glasflaschen und steckten gerade Stofffetzen als Lunte hinein, als sie von unseren Einsatzkräften in Neukölln entdeckt wurden», schrieb die Polizei. Grillanzünder hätten sie auch dabei gehabt. Elf Molotow-Cocktails wurden sichergestellt. Ob es sich um politisch motivierte Extremisten handelte, konnte die Polizei zunächst nicht sagen.

In der Sonnenallee - früher einer der Silvester-Hotspots gefährlicher illegaler Böller - blieb es wegen der von der Polizei verhängten Böller-Verbotszone eher ruhig. Gehwege waren mit Gittern abgesperrt, die Durchfahrt für Autos wurde gestoppt. Kreuzungen leuchtete die Polizei mit Scheinwerfertürmen aus. An Eingängen mussten alle Menschen ihre Taschen vorzeigen. Lange Schlangen bildeten sich, einige Menschen protestierten.

Mann verliert Hand durch explodierende Rakete

Schon im Laufe des Tages verletzten sich Menschen mit Feuerwerk und mussten behandelt werden, wie die Polizei mitteilte. Ein 40-jähriger Mann verlor durch eine illegale Signalrakete im Ortsteil Kaulsdorf eine Hand. Unmittelbar nach der Zündung sei die Rakete in seiner Hand explodiert. Weitere Menschen mit teils schweren Verletzungen wurden im Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) in Marzahn behandelt. «Wie erwartet wird es jetzt nach Mitternacht voll», hieß es. Zum Teil habe es «dramatische Amputationsverletzungen» gegeben.

Die Feuerwehr meldete wie in jeder Silvesternacht zahlreiche Brände, die gelöscht wurden. Seit Mitternacht 500 Einsätze, hieß es gegen 1.30 Uhr. So brannte es in einem 15. Stock und dann auch auf den Balkonen im 16. und 17. Stock in einem Hochhaus in Prenzlauer Berg. Bei einem anderen Wohnungsbrand im selben Stadtteil wurde ein bewusstloser Mensch gerettet, eine Katze starb. Mehr als 1500 Sanitäter und Feuerwehrleute waren demnach mit 421 Fahrzeugen im Dienst.

© dpa ⁄ Andreas Rabenstein und Theresa Held, dpa
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