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Frühlingsgefühle: Online-Dating im Selbstversuch

Der Frühling treibt draußen seine ersten zarten Knospen und der Mensch entwickelt Frühlingsgefühle – höchste Zeit sich als Single mit dem Thema Online-Dating zu beschäftigen. Im Selbstversuch zeigen sich jedoch schnell die Tücken der digitalen Partnersuche.
Frühlingsgefühle: Online-Dating im Selbstversuch
Frühlingsgefühle: Online-Dating im Selbstversuch
Frühlingsgefühle: Online-Dating im Selbstversuch

Jeder dritte Single sucht online

Es besteht kein Zweifel: Das Online-Dating, das in den Anfangszeiten des Internets noch als Rettungsanker für schwer Vermittelbare verspottet wurde, ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Jeder dritte Single (32 Prozent) sucht hierzulande online nach einem Partner. Zu diesem Ergebnis gelangte eine Umfrage von Bitkom Research.

Interessanterweise sind es nicht nur die jüngeren Menschen zwischen 16 und 29 Jahren, die Online-Dating schon mal ausprobiert haben, auch wenn in dieser Altersgruppe der Anteil mit 47 Prozent besonders hoch ist. Die 30- bis 49-Jährigen kommen auf 39 Prozent und selbst bei den 50- bis 64-Jährigen sind es noch mehr als ein Drittel (35 Prozent). Lediglich die Altersgruppe ab 65 ist mit elf Prozent vergleichsweise wenig aktiv.

Ein Klick zum Glück?

In der Praxis wirken diese Zahlen ein wenig unglaubwürdig. Bei meinem Selbstversuch suche ich als Mann eine Frau in der Altersklasse von 30 bis 45 Jahren und habe vergleichsweise wenig Auswahl. Dabei ist es egal, ob ich eine kostenpflichtige Plattform wie Parship, ein kostenloses Portal wie Finya oder eine etwas anrüchige App wie Tinder nutze. Die Zahl der interessanten Frauen bleibt überschaubar.

Auffällig sind auch die geringe Antwortquote und die Einfallslosigkeit der Damenwelt. Die meisten Profile enthalten bis auf Basisdaten wie Alter, Aussehen und vielleicht noch Beruf wenig Infos, so dass man die Kontaktaufnahme höchstens in Bezug auf ein schönes Urlaubsfoto im Profil persönlicher gestalten kann. Wenn selbst die Fotos nichts für ein nette Nachricht hergeben, versucht man es eben über einen allgemein gehaltenen Inhalt – und bekommt in 95 von 100 Fällen keine Antwort.

Vorsicht vor Betrügern

Sie werden sagen: „Es reicht ja die eine Richtige kennenzulernen.“ Doch das ist nicht so einfach, selbst wenn man eine Antwort bekommen hat. Lola69 scheidet aufgrund des Nicknames sowieso von vornherein aus, aber eine gesunde Portion Misstrauen schadet nicht, da professionelle Betrüger schon darauf warten sich das Vertrauen des Partnersuchenden zu erschleichen.

Daher ist es ratsam nach einem ersten Online-Kontakt auf ein persönliches Treffen an einem neutralen Ort wie z.B. in einem Café zu dringen. Findet Sie Ihr Gegenüber sympathisch, wird er oder sie sicherlich Zeit für Sie finden. Wenn jemand nie Zeit hat oder etwas von einem längeren Auslandsaufenthalt schreibt, der sie oder ihn an einem Treffen hindert, ist Vorsicht geboten.

Wer auf Portalen wie Latin American Cupid nach einem Partner in einem weiter entfernten Land sucht, sollte ebenfalls vorsichtig sein. Hier tummeln sich viele sogenannte Scammer. Die brasilianische Schönheit ist dann ein Fake, der einem geklaute Bilder schickt und sogar Skype-Unterhaltungen mit getürkten Videosequenzen führt. In Wirklichkeit sitzt statt der Angebeteten ein Krimineller in Ghana vor dem PC, der irgendwann eine Geldüberweisung per Western Union fordert. Spätestens dann sollten bei Ihnen die Alarmglocken schrillen.

Professionelle Hilfe nötig?

Wer von der Online-Suche gefrustet ist, dürfte auch schnell an den eigenen wortakrobatischen Fähigkeiten zweifeln. Für konkrete Fälle von Einfallslosigkeit stehen professionelle Ghostwriter wie die Hamburger „Herzschreiber“ parat. Deren Service ist aber nicht billig. Das Erstellen eines Dating-Profils kostet 190 Euro. In der Folge kann man für mindestens 30 Euro im Monat ein Abonnement abschließen.

Ganz ehrlich: Für solche Summen gehe ich persönlich lieber mit Freunden aus und lasse potenzielle Partnerinnen auf mich zukommen. Man verspürt keinen Erfolgsdruck, amüsiert sich auch so und besser für die Gesundheit ist es auch, wenn man seine Freizeit draußen als vor dem heimischen PC verbringt. Und falls sich eine interessante Bekanntschaft ergibt, merkt man ziemlich schnell, ob die Chemie stimmt – auf ganz antiquierte analoge Art und Weise.

© Tom Meyer
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