Sie fühlt sich nicht gut an und ist gesellschaftlich gesehen negativ besetzt: die Eifersucht. Doch tatsächlich ist dieses Gefühl gar nicht so schlecht wie sein allgemeiner Ruf. Eifersucht kann nämlich als Warnsignal für Beziehungsprobleme dienen. Wer lernt, sie richtig zu deuten, kann dadurch die Partnerschaft sogar stärken. «Insofern hat die milde Variante der Eifersucht durchaus eine positive Seite», sagt der Berliner Psychotherapeut und Buchautor Wolfgang Krüger.
Definition von Eifersucht – was ist das eigentlich?
Ein Beispiel: Eine Frau geht mit ihrem Partner auf eine Party und unterhält sich dort angeregt mit einem anderen Mann. Sie flirtet mit ihm. Der Partner registriert das – und in ihm macht sich Eifersucht breit. «In einem solchen Fall kann Eifersucht ein Warnsignal sein, dass in der Beziehung etwas nicht in Ordnung ist», so Krüger. Im Idealfall spricht der Mann mit seiner Partnerin über die Situation, macht seine Gefühle klar und arbeitet mit ihr gemeinsam an der Beziehung.
«Es gibt Eifersucht auf der Ebene der normalen Angst, eine geliebte Person zu verlieren», sagt Fiona Waltraud Berle, Life-Coach für Persönlichkeitsentwicklung in München und Stuttgart. Ein weiteres Beispiel, das zugegebener Maßen Klischee-Potenzial hat, aber zum Thema passt: Ein Mann kommt nach Hause und seine Frau bemerkt, dass er Spuren von Lippenstift an seinem Hemdkragen hat. «Wenn sie nun eifersüchtig reagiert, ist das völlig normal», so Berle.
Regelrecht destruktiv ist indes die wahnhafte Eifersucht. Davon ist die Rede, wenn jemand ständig den anderen kontrolliert, Angst um die Partnerschaft hat und nicht mehr souverän an einer Verbesserung der Beziehung arbeiten kann. «Letztendlich ist wahnhafte Eifersucht eine Persönlichkeitsstörung, mit der man den oder die andere furchtbar nervt», sagt Berle.
Ursache von Eifersucht – woher kommt dieses Gefühl?
Das Gefühl kommt zum einen aus der Kindheit. «Jemand fühlte sich vernachlässigt und hat zudem eine Instabilität von Bindungen erleben müssen», sagt Krüger.
Zum anderen hängt die Eifersucht aber auch mit der Gegenwart zusammen. Massive Eifersuchtsgefühle haben mitunter auch mit einem geringeren Selbstwertgefühl, einer Abhängigkeit vom Partner oder von der Partnerin und einer geringeren Fähigkeit, die eigenen Lebensprojekte zu realisieren, zu tun. «Man ist quasi in allen Bereichen zu sehr auf den Partner, die Partnerin fixiert und verliert den eigenen Schwerpunkt im Leben», so Krüger.
Strategien zur Überwindung der Eifersucht – so geht’s
Mit diesen fünf Tipps bekommen Sie Ihre Eifersucht in den Griff und können dadurch Ihre Partnerschaft stärken.
Tipp 1: Sich selbst zuwenden
«Man sollte sich zunächst auf einen Prozess der Selbsterkenntnis einlassen», rät Berle. Also einfach mal die Situation, die Anlass zur Eifersucht gegeben hat, genau analysieren. Beide Partner können sich fragen: Was fehlt mir eigentlich in meiner Beziehung? Der eifersüchtige Part lotet aus, was ihn oder sie konkret eifersüchtig macht. Liegt es daran, dass der Mann, mit dem die eigene Partnerin gerade plaudert, so smart ist, so wie man eigentlich selbst gerne wäre? Immer hilfreich, wie in anderen Lebenslagen auch: sich ganz bewusst so annehmen, wie man ist.
Tipp 2: Offen und ehrlich miteinander reden
Natürlich sind klare Worte wichtig. «Also nicht einfach den Lippenstift am Hemdkragen des Partners ignorieren, sondern ihn offen fragen: Warum gehst Du fremd, was fehlt Dir?», sagt Berle. Sind die Standpunkte klar, kann man gemeinsam an der Beziehung arbeiten.
«Bei wahnhafter Eifersucht kann man indes auf Beziehungsebene wenig tun», so Berle. Da ist die Wirklichkeit des Partners oder der Partnerin derart verzerrt, dass dem Problem allenfalls mit einer psychotherapeutischen Behandlung beizukommen ist.
Tipp 3: Selbstbewusster werden
Situative Eifersuchtsgefühle können überwunden werden, indem Sie selbstbewusster werden. Krüger rät: «Das gelingt, in dem man sich jeden Abend aufschreibt, was man gut gemacht hat». Auf diese Weise achtet man mehr auf die eigenen positiven Eigenschaften und stärkt so das Selbstbewusstsein.
Tipp 4: Freundschaften eigenständig pflegen
Man sollte sich nicht zu sehr vom Partner oder von der Partnerin abhängig machen und nicht das Leben komplett auf ihn oder sie fokussieren. «Es ist von Vorteil, über mehr Freundschaften eigenständiger zu werden, um auf diese Weise nicht zuletzt das Selbstwertgefühl zu stärken», so Krüger.
Tipp 5: Eigene Lebensprojekte realisieren
Wichtig fürs Selbstwertgefühl ist, nicht nur unabhängig vom Partner oder von der Partnerin Freundschaften einzugehen und zu pflegen, sondern auch eigene Lebensprojekte zu verfolgen. Warum nicht im Erwachsenenalter etwa Klavierspielen lernen, wenn man Lust dazu hat?
Grundsätzlich helfen aber auch die kleinen Dinge im Beziehungsleben wie Hand in Hand gehen, wertschätzend mit dem anderen umgehen und dem geliebten Menschen immer eine Brise Vertrauensvorschub geben, dass er oder sie es gut mit einem meint.