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«Angst kann ein Freund sein»: So nutzen wir Gefühle richtig

Angst: kennen wir alle und finden wir meist unangenehm. Doch sie bringt uns auch weiter, sagt Psychologe Leon Windscheid. Er erklärt, wie das funktioniert und auf welche drei Schritte es ankommt.
Verdecktes Gesicht
Dr. Leon Windscheid

Klar, es gibt bei Angst auch ein Zuviel - etwa, wenn sie so stark ist, dass sie lähmt. Aber: In manchen Situationen hilft uns dieses Gefühl, weil es uns auf etwas hinweist und vorbereitet. Angst ist genau das: ein Alarmsignal. 

«In dem Moment, wo ich merke, ich habe Angst, fahre ich hoch, kriege ich den Fokus scharf gestellt: "Da liegt eine Herausforderung vor dir."», sagt der Psychologe und Autor Leon Windscheid. Angst macht uns aufmerksamer. 

Er merke das etwa, wenn er auf die Bühne gehe, erzählt der 35-Jährige. «Ich hatte letztens die erste Probe für die neue Tour. Das war also das allererste Mal, dass ich das neue Programm gezeigt habe.» Er habe gewusst, dass er seinen Text noch nicht richtig könne, hatte Angst, sein Publikum zu enttäuschen.

«Aber: Ich wusste auch aus der Erfahrung mit meinen Ängsten, dass die Angst in dem Moment auch mein Freund ist. Weil dann Adrenalin ausgeschüttet wird, das für einen Energieschub sorgt.» Angst aktiviert uns, sie kann uns auf neue Ideen bringen und uns besser funktionieren lassen, wenn es darauf ankommt, so Windscheid. 

Er ist sich sicher: Hätte er angstfrei dagestanden, hätte er an dem Abend nicht so viel gelernt, nicht so viel Neues gefunden, dass seine Show besser macht. 

Grundsätzlich ist es nämlich so, dass unsere verschiedenen Emotionen einen Zweck haben, und zwar den, «dass wir besser klarkommen», sagt Windscheid. Gefühle erkennen, deuten und nutzen in 3 Schritten - so geht's:

1. Gefühl erkennen - nicht bewerten

Der erste Schritt: «Verstehe erst mal, was du da fühlst», sagt Windscheid. Es würde dabei nicht immer ein Richtig oder Falsch geben. Deshalb rät er: «genauer hinfühlen» - und das Gefühl benennen. Also: Aha, ich bin traurig, oder wütend, empfinde Freude oder Scham - und das so präzise wie möglich. 

2. Gefühl verstehen

In Schritt 2 geht es um die Frage: Warum fühle ich das? Was will mir dieses Gefühl sagen? «Eine Wut wird mich auf eine Ungerechtigkeit hinweisen wollen, eine Angst will meine Aufmerksamkeit und sagt: "Kümmere dich darum." Eine Eifersucht zeigt mir: "Hey, diese Beziehung bedeutet mir etwas." Und Zufriedenheit zeigt mir: "Du kannst jetzt mal entspannen, loslassen, alles ist gut."» 

3. Gefühl nutzen

Jetzt kommt es darauf an, die Signale auszuwerten und reflektiert damit umzugehen. Gerade als negativ empfundene Gefühle stellen oft Energie bereit, so Windscheid. Wer etwa im Job sauer auf die Chefin ist und Wut spürt, für den könne sie wertvoll sein: als das Signal «hier stimmt etwas nicht», das dafür sorgt, dass wir etwas ändern wollen. Hier sollte das, was wir ändern wollen, im Vordergrund stehen - nicht die Wut. Windscheid betont, dass man auch mit Wut im Bauch klar sagen kann, was los ist. «Aber nicht einfach eskalieren und losschreien.» 

In diesem Fall wäre Angst übrigens nicht der beste Freund: «Wenn ich das stattdessen runterschlucke, weil ich Angst habe, für mich einzustehen, kann passive Aggression entstehen, also so etwas wie Sand im zwischenmenschlichen Getriebe.» Die Chance etwas zu verändern, wird dann kleiner. 

«Wenn ich verstanden habe, warum ich etwas fühle, kann ich daraus etwas machen. Gefühle helfen uns dabei, dass wir rationalere Entscheidungen treffen, dass wir vorwärtskommen», sagt Windscheid.

ZUR PERSON: Dr. Leon Windscheid ist Psychologe, Autor und Unternehmer. Auf ZDFneo läuft im Oktober seine dreiteilige Show «Gute Gefühle». Mit seinem neuen Programm «Alles Perfekt» geht er ab dem 20. November auf Tour.

© dpa ⁄ Bettina Lüke, dpa
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