Tief unter Londons Straßen verbirgt sich ein dunkles Geheimnis: Der angesehene Chirurg Daniel Milton (Mark Strong) betreibt in den Katakomben unweit der U-Bahn-Station Temple eine Klinik, in der er mittellose Obdachlose oder illegale Einwanderer operiert.
Als sein Komplize, der Prepper und Tunnelarbeiter Lee (Daniel Mays) den angeschossenen Kriminellen Jamie (Tobi King Bakare) einliefert, der in einem Gelddepot zwei Millionen Pfund erbeutet hat, gerät die Situation zunehmend außer Kontrolle: Fliegt womöglich die illegale Klinik und somit der Ort auf, an dem Daniel auch seine Ehefrau Beth (Catherine McCormack) versteckt hält?
Sie ist unheilbar an einer Nervenkrankheit, dem Lancaster-Syndrom, erkrankt und liegt dort im Koma. Fieberhaft forscht Daniel mit seiner Ex-Geliebten, der Wissenschaftlerin Anna (Carice van Houten) im Untergrund an einem Medikament für Beth.
„Um seine sterbende Frau zu retten, trifft Daniel Entscheidungen, die seinen Vorstellungen von Moral total widersprechen“, sagt Mark Strong über seine Rolle in dem neuen Sky Original „Temple“. Es basiert auf der norwegischen Serie „Valkyrien“, die den Kinostar aus Filmen wie „Kingsman“ und seine Frau Liza Marshall sofort packte.
„Liza und ich saßen zu Hause auf dem Sofa und schauten uns die Pilotfolge von ,Valkyrien‘ an. Wir waren beide sofort begeistert, und sie meinte: ,Ob die Rechte wohl noch zu haben sind?‘ Zwei Tage später saßen wir im Flieger auf dem Weg nach Oslo, wo wir dann fünf Stunden lang kämpften“, erzählt der 56-Jährige. „Wir hinterließen wohl einen guten Eindruck – am nächsten Morgen vertrauten sie uns die Rechte an.“ Beide, Strong und Marshall sind Ausführende Produzenten der achtteiligen Serie.
Erst langsam entfaltet sich in „Temple“ das gesamte Drama um Daniel und seine Mitmenschen, das geschickt mithilfe von Rückblenden erzählt wird: Woher kennt er den schrägen Untergrund-Experten Lee? Warum glaubt er, seine Frau retten zu können? Und wie lange kann er sein Vorhaben gegenüber seiner Tochter Eve (Lily Newmark) verheimlichen, die davon ausgeht, ihre Mutter habe sich das Leben genommen?
„Diese Rolle war knifflig: Normalerweise benutze ich einen Akzent oder trage ein Kostüm, um mich und die gespielte Figur zu trennen“, sagt Mark Strong. „Aber Daniel Milton ist einfach nur ein Mensch, der seine Frau retten will. Und wenn Daniel wütend ist, ist er genau wie ich, wenn ich wütend bin. Wie Daniel seine Frau liebt, das ist so, wie ich meine Frau liebe. Von all meinen Rollen ist Daniel mir am nächsten.“
Eine zweite Staffel ist bereits bestätigt, Platz zum Ausbreiten gibt es für den Chirurgen allemal genug: „Diese Stadt ist voll mit unterirdischen Tunneln“, weiß der gebürtige Londoner Strong. „Jedes Jahr werden 50 neue entdeckt.“
GOLDENE KAMERA: Kannten Sie die norwegische Originalversion „Valkyrien“?
Mark Strong: Meine Frau Liza Marshall und ich saßen auf dem Sofa zu Hause und schauten uns die Pilotfolge von „Valkyrien“ an. Wir waren sofort begeistert von der Serie, und sie meinte: „Ob die Rechte noch zur Verfügung stehen?“ Zwei Tage später befanden Liza und ich uns im Flieger auf dem Weg nach Oslo, wo wir fünf Stunden lang um die Rechte kämpften. Wir hatten wohl einen guten Eindruck hinterlassen, denn am nächsten Morgen vertrauten sie uns die Rechte an (lacht).
Was gefiel Ihnen an „Valkyrien“ so sehr?
Die Serie drehte sich um einen Chirurgen, der versucht, seine sterbende Frau zu retten, und dabei moralische und ethische Entscheidungen trifft, die total gegen seiner Natur gehen. Obwohl „Valkyrien“ als Nordic Noir eingestuft wird, dreht es sich darin nicht – wie üblich – um Serienmorde oder Menschen, die Fürchterliches tun. Trotzdem ist die Handlung düster. Für „Temple“ haben wir einige Handlungsschemen der Originalserie übernommen, uns aber dann mehr auf das Entwickeln der Figuren konzentriert, was sehr britisch ist. Hoffentlich verliebt sich der Zuschauer in Daniel Milton und die anderen Charakteren, damit er alle acht Folgen und hoffentlich weiter Staffeln schauen wird. Es gibt keine Explosionen am Ende jeder Folge, und der Ton ist dunkel mit einem Comic-Unterton. Aber Daniel ist ein Mann, der von all meinen Rollen mir am nächsten ist.
Inwieweit ist diese Rolle Ihnen so nah?
Normalerweise benutze ich einen Akzent oder trage einen großen Ledermantel, um mich von der Figur zu entfernen. Oder es gibt Rollen, von denen ich sofort weiß, wie ich sie spielen soll. Das war mit meiner Broadway-Figur Eddie Carbone in „A View from the Bridge“ der Fall. Ich musste mich nicht erst in diese Figur hineinzwängen, sondern habe sie sofort verstanden. Die Rolle als Daniel Milton in „Temple“ war etwas kniffeliger. Die Figur ist einfach nur ein Mensch, der seine Frau retten will. Ich konnte keine anderen Referenzen finden, also musste ich meine eigenen Emotionen nutzen. Wenn Daniel wütend ist, so bin ich selbst, wenn ich wütend bin. Die Art wie Daniel seine Frau liebt, so liebe ich meine Frau.
Ihre Frau und Sie sind beide ausführende Produzenten von „Temple.“ Wie klappt die Zusammenarbeit?
Es ist nicht das erste Mal, dass ich mit meiner Frau zusammen arbeite, aber bisher war sie immer die Produzentin, die sich um alles kümmerte, und ich der Schauspieler, der sich fragte, ob er die Szene hingekriegt hat (lacht). Jetzt sind wir beide ausführende Produzenten, und das war eine ganz neue Welt für mich. Ich war in Bereichen involviert, um ich mich als Schauspieler normalerweise nicht kümmere, wie das Schreiben, Casting, Drehorte, etc. Und dieser neue Job hat mich sehr fasziniert!
Wie unterscheidet sich „Temple“ von anderen Medizin-Serien?
Obwohl meine Figur Chirurg ist und seine Frau medizinische Forscherin, würde ich die „Temple“ nicht als Medizin-Serie bezeichnen. Um seine Frau am Leben zu erhalten, mietet Daniel einen Tunnel unter der Londoner U-Bahn Station Temple. Als Bezahlung behandelt er Patienten, die Verbrecher sind oder die ihre Krankheit unter dem Radar halten möchten. London ist voll mit Untergrundtunnel. Jedes Jahr werden 50 neue entdeckt. Die Viktorianer, und auch die Römer, haben London total ausgebuddelt, und ein Großteil der Tunnel und Kammern ist noch nicht entdeckt.
Interview: Anke Hofmann
"Temple" ist ein raffiniert gestricktes Drama, das seine Geheimnisse langsam preisgibt. Zur düster-beklemmende Unterwelt Londons mischt sich eine ordentliche Prise schwarzer Humor - das ergibt einen packenden Mix.
Hinweis der GOKA-Redaktion: Wer kein Sky-Kunde ist, kann für € 4,99 jetzt 2 Monate Sky Ticket testen und "Temple" ab dem 30. April komplett streamen.