Mit innovativen Ideen wollen sie die Welt verändern. Vier Start-ups aus Hannover sind im Dezember 2022 mit dem Durchstarter-Preis des Landes Niedersachsen ausgezeichnet worden. Wie geht es den Firmen ein Jahr nach der Auszeichnung?
Zellstoff aus Ananaspflanzen
Eco:fibr macht es sich zur Aufgabe, Spezialpapiere für die Papierindustrie mit Zellstoff aus Ananaspflanzenresten herzustellen. Damit will das niedersächsische Start-up eine nachhaltige Alternative zu konventionellen Zellstoffen aus Holz bieten. Pflanzenreste würden chemisch getrocknet und meistens danach verbrannt, was immense Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesundheit der Menschen vor Ort habe, sagt Geschäftsführerin Merit Ulmer. «Deshalb haben wir den Prozess entwickelt», sagt Ulmer.
Das junge Unternehmen schloss seine erste Finanzierungsrunde ab. «Der Durchstarter-Preis hat definitiv dabei geholfen, mehr Aufmerksamkeit auf eco:fibr zu lenken und war eine unfassbar tolle Bestätigung von unserer Vision, eine Welt ohne Ressourcenverschwendung»,so Ulmer.
Das Start-up will bald Testprodukte auf den Markt bringen. Dann soll die erste Produktionsanlage in Costa Rica gebaut werden. Der Produktionsstart ist für Anfang 2026 geplant.
Nachhaltige Energiespeicher
Das Tech-Start-up Hypnetic arbeitet an einer nachhaltigen Technologie, Druckluftspeicher dezentral einsetzbar zu machen. Unternehmen können dann so aus überschüssigem Strom von Photovoltaik-Anlagen ihre Speicher laden und den Strom ins Netz einspeisen.
«Der Durchstarter-Preis hat auf jeden Fall einen Einfluss auf die regionale Sichtbarkeit gehabt», sagt Hypnetic-Geschäftsführer Alexander Börgel. Inzwischen holte das Start-up Aufträge für zwei Energiespeicher herein. Jetzt im Frühjahr sollen sie in den Betrieb gehen.
Transplantate «unsichtbar» machen
Das Start-up Allogenetics forscht an Organ-Transplantationen, bei denen Transplantate nicht mehr vom Immunsystem des Patienten abgestoßen werden. «Die Idee ist, Transplantate immunologisch unsichtbar zu machen», erklärt Gründer und Geschäftsführer Rainer Blasczyk. Allogenetics bereitet gerade die klinische Studie vor und hofft, in zwei Jahren grünes Licht von den Behörden für die Durchführung zu bekommen. «Dann wird der erste Patient in der klinischen Studie mit einer unsichtbaren Lunge transplantiert sein», sagt Blasczyk.
Der Durchstarter-Preis habe das Renommee und das Vertrauen der Investoren in das Start-up gesteigert, sagt Blasczyk. Das sei das Wichtigste, so Blasczyk, denn von dem Preisgeld konnte das Start-up nur einen Monat lang Miete bezahlen. Die Firma hätte zwar ihre erste Finanzierungsrunde und eine Lizenzvereinbarung mit der Medizinischen Hochschule Hannover gerne früher abgeschlossen, aber die Investoren seien zögerlich gewesen, berichtet er.
Luftpolsterfolie aus Papier
Das Start-up Papair will die Welt von unnötigem Plastikmüll mit Hilfe von papierbasierten Verpackungsmaterialien befreien. Dafür stellen sie Luftpolsterfolie aus Papier her. «Wir wollen ein Produkt schaffen, das aus sich selber heraus polstern kann, ohne viel Volumen zu brauchen», sagt Geschäftsführer Christopher Feist.
«Gebeutelt durch die Krisen der Welt, kam unsere Maschine nicht zu dem Zeitpunkt, zu dem sie eigentlich kommen sollte», schildert er. Die Firma habe schlussendlich ein Jahr länger auf den Prototypen gewartet als geplant. Jetzt aber, so Feist, sei die Maschine in Betrieb und das Start-up in die reguläre Produktionsphase übergegangen. Auch das Team habe er seitdem vergrößert. «Man kann schon sagen, dass wir in diesem Jahr den Schritt von Start-up zu Scale-up gemacht haben.» Die richtige Produktionsanlage ist für das erste Quartal 2024 geplant.