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Und Sophie Scholl singt – Off-Broadway-Musical «White Rose»

In den USA startet ein Musical zur Widerstandsbewegung «Weiße Rose». Taugt die Geschichte der Geschwister Scholl zum schmissigen Singspiel?
Szene aus «White Rose»
In den USA gibt es eine neue Musical-Inszenierung zu der NS-Widerstandsbewegung «Die Weiße Rose». © Russ Rowland/JT PR/dpa

Wer das Wort «Musical» hört, denkt in Deutschland immer noch oft an singende Spielzeugeisenbahnen und tanzende Katzen, Andrew Lloyd Webber sei Dank. In den USA hat das Musiktheater seit Jahrzehnten eine größere Bedeutung. Dort hat einst «West Side Story» den Jazz an den Broadway gebracht, «Hamilton» erzählte mit Hip-Hop von den Gründervätern und in den Startlöchern steht «Suffs», eine mit Branchenberühmtheiten besetzte Abhandlung zur Suffragetten-Bewegung.

Bevor es solche Stoffe an die berühmteste Theatermeile der Welt schaffen, werden sie vorher oft in einem Off-Broadway-Theater ausprobiert. Dort ist nun ein ungewöhnlicher deutscher Historienstoff zu sehen: «White Rose – The Musical» ist eine Bühnenfassung der Geschichte um die Nazi-Widerstandsbewegung Weiße Rose.

Im kleinen «Theatre Row»-Theater mit gut 200 Plätzen, aber immerhin angesetzt auf zwölf Wochen bis Ende März, wird dort mit neu geschriebener Musik von den Geschwistern Scholl, ihren Flugblättern und schließlich ihrer Hinrichtung erzählt. Gerade als deutsches Publikum fragt man sich: Kann das gut gehen?

Erfolg für «Sophie Scholl»-Mucial in Fürth

Dass das prinzipiell möglich ist, hatte vergangenen April ein kleines Musical in Fürth bewiesen. Dort hatte «Scholl – Die Knospe der Weißen Rose» aber einen kleineren Ausschnitt gewählt und von Skiferien der berühmten Geschwister vierzehn Monate vor ihrer ersten Flugblattaktion gehandelt. Dafür gab es Kritikerlob und sieben Nominierungen beim Deutschen Musical Theater Preis.

Die New Yorker Adaption ist dagegen traditionell chronologisch strukturiert. Es gibt einen winzigen Prolog, in dem Sophie Scholl ihrem Bruder andeutungsschwer zuraunt: «Hans, wird irgendwas hiervon wirklich von Bedeutung sein?», und er «Vielleicht nicht sofort», antworten darf. Sofort danach erleben die Zuschauer, wie die junge Scholl im Kriegsjahr 1942 in München ankommt. Dort trifft sie auf die Studienfreunde ihres Bruders und beginnt schnell, über Widerstand gegen die Nazis nachzudenken. Über anderthalb Stunden hinweg schlägt der Abend den Bogen bis hin zum Tod der Geschwister und ihrer Helfer.

Subtil ist das nicht – gesprochene und gesungene Texte erläutern viele Hintergründe der Geschichte, so dass auch ein Publikum, das noch nie von der Widerstandsgruppe gehört hat, die Geschehnisse nachvollziehen kann. Hinzu kommen anachronistische Brüche, so dass beispielsweise ein Charakter laut «Bullshit!» skandieren darf. Und auch die Musik mit treibenden E-Gitarren und Schlagzeug-Beats ist oft etwas uninspiriert modern – immerhin umschifft sie aber beinahe vollständig deutsche Marschmusik-Klischees jener Zeit.

Ruhige Momente und tiefgehende Fragen

Neben den Geschwistern bekommen alte Freunde - die jüdische Bekannte Lilo Ramdohr und Philosophieprofessor Kurt Huber - eigene Songs und die Gelegenheit, eine der Kernfragen durchzuspielen, die noch heute an diesem Stoff faszinieren: Welche Gründe finden wir, um zu handeln – und welche Ausreden, um nichts zu tun? «Die Studierenden der Weißen Rose haben zu den wenigen Privilegierten gehört, die von Diskriminierung und ungerechten Gesetzen profitiert haben», erklärt Autor Brian Belding seine Motivation. «Und trotzdem sind sie am Ende für jene aufgestanden, die keine Stimme mehr hatten.»

Daran, wie er diesen Gedanken durchexerziert, ist vieles konventionell, doch einige ruhige Momente und kleine Dialogsätze gelingen Belding. «Die Menschen sind vollkommen glücklich, wenn sie komplett ignorant bleiben dürfen», lautet ein solcher Widerhaken von Hans Scholl. Und sekundenlang herrscht bedrückende Stille, als der ältere Bruder mit der kleinen Schwester die Risiken ihrer Taten abwägt und sagt: «Aber keiner von uns ist Jude!» Sie stellt als Antwort eine Frage in den Raum, die eben doch beweist, dass auch Musical sehr wohl engagierte und brandaktuelle Kunst liefern kann: «Wann ist denn zuletzt jemand für die Juden eingetreten?»

© dpa ⁄ Christian Fahrenbach, dpa
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