Die Hamburger KZ-Gedenkstätte Neuengamme erhält rund sechs Millionen Euro aus dem Förderprogramm «Gedenkstättenkonzeption des Bundes». Die Beauftragte für Kultur und Medien habe die Gedenkstätte am Dienstag für das Förderprogramm ausgewählt, teilte die Hamburger Kulturbehörde am Mittwoch mit. Weitere sechs Millionen Euro bekomme die Gedenkstätte als Kofinanzierung von der Stadt. Allerdings müsse dem noch die Bürgerschaft zustimmen. Im KZ Neuengamme und seinen 85 Außenlagern waren nach Angaben der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte mehr als 100.000 Menschen von den Nationalsozialisten inhaftiert worden. Mindestens 42.900 kamen ums Leben.
Mit dem Geld sollen zwei der in historischen Baudenkmälern untergebrachten Dauerausstellungen innerhalb der nächsten fünf Jahre neu konzipiert werden und eine interaktive, inklusive und gegenwartsorientierte Besuchserfahrung bieten. Außerdem sollen die Schauen aus dem Jahr 2005 um eine weitere Ausstellung ergänzt werden. Die Neukonzeption der Ausstellungen reagiere unter anderem auf neue Erkenntnisse der Forschung der vergangenen 20 Jahre sowie aktuelle Fragen und Anforderungen der pluralen (post)migrantischen und postsozialistischen Gesellschaft.
«In einer Zeit, in der Verbrechen der NS-Herrschaft relativiert werden und der Antisemitismus zunimmt, wird die große Bedeutung der Gedenkstättenarbeit für unsere Gesellschaft und unsere Demokratie ganz besonders deutlich», erklärte Kulturstaatsrätin Jana Schiedek (SPD). Mit der Förderung könne die Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte ihre Ausstellungen weiterentwickeln.
Stiftungsvorstand Prof. Oliver von Wrochem sagte: «Die Neukonzeption der Dauerausstellungen soll das Verstörende der nationalsozialistischen Verbrechen transportieren und zur Auseinandersetzung anregen.» Dabei gehe es etwa um die Frage, warum die Menschen bereit gewesen seien, sich einem Regime zu verschreiben oder sich zumindest mit ihm zu arrangieren, dessen unmenschlicher Charakter offensichtlich gewesen sei. «Durch interaktive, multimediale und inklusive Zugänge wollen wir trotz zunehmender zeitlicher Distanz die Erinnerung an die Verbrechen für die Zukunft bewahren und dabei als Gedenkstätte zu gesellschaftspolitischen Prozessen der Gegenwart Stellung nehmen.»