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Klimaaktivisten legen Münchner Flughafen für Stunden lahm

Sie kleben wieder: Radikale Klimaschützer haben den Pfingst-Flugverkehr in München am Samstag empfindlich gestört. Politiker sind empört.
Münchner Flughafen
Polizei und Feuerwehr sind am Münchner Flughafen im Einsatz. © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Klimaschutzaktivisten haben zu Beginn der bayerischen Pfingstferien den Flughafen in München blockiert und damit den Feiertagsreiseverkehr erheblich behindert. Ab 5.19 Uhr am Samstagmorgen war der Flughafen für knapp zwei Stunden voll gesperrt, wie Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) mitteilte.

60 Flüge mussten nach Angaben des Flughafens komplett annulliert werden. 14 Maschinen, die in München landen sollten, wurden auf andere Flughäfen umgeleitet. Insgesamt sollten am Samstag in München 140.000 Menschen bei 1000 Starts und Landungen abgefertigt werden. Alle Passagiere kämen an ihr Ziel, sagte ein Flughafensprecher. Der Großteil müsse allerdings Verspätungen in Kauf nehmen.

Die Aktivisten drangen am frühen Samstagmorgen auf das Gelände des Airports vor und klebten sich an Zubringer-Rollbahnen neben den Landebahnen fest. Nach Angaben von Sprechern des Flughafens sowie der Bundespolizei wurde der Airport aus Sicherheitsgründen komplett geschlossen. Nach etwa zwei Stunden konnte dann zunächst eine der beiden Start- und Landebahnen in Betrieb gehen, später auch die zweite Bahn.

Die Gruppe Letzte Generation hatte auf dem Netzwerk X mitgeteilt, dass sich insgesamt sechs Personen in Zweiergruppen an unterschiedliche Stellen des Flughafens gesetzt hätten. Zahlreiche Polizisten und Feuerwehrleute waren vor Ort, um die Aktivisten zu entfernen.

Nach Angaben Herrmanns wurden die sechs Aktivisten, sowie zwei weitere, die es nicht auf das Rollfeld geschafft hatten, festgenommen. Gegen sie werde unter anderem wegen gefährlichen Eingriffs in den Luftverkehr ermittelt. Ihnen drohten Freiheitsstrafen.

Klimaaktivisten schneiden Zaun an vier Stellen gleichzeitig auf

Der Sprecher der Bundespolizei sagte, dass zunächst acht Personen an vier unterschiedlichen Stellen zeitgleich auf das Gelände gelangen wollten. Die Männer und Frauen hätten sich durch den Sicherheitszaun des Flughafens geschnitten. Zwei der Aktivisten hätten noch im Bereich des Zaunes festgenommen werden können, die anderen seien weiter in den Innenbereich gekommen.

Wie der Flughafensprecher erklärte, waren morgens ab 5.00 Uhr zunächst nur geplante Landungen in München betroffen, weil Starts erst ab 6.00 Uhr stattfinden dürfen. In der ersten Betriebsstunde seien acht Maschinen zu anderen Flughäfen umgeleitet worden, sagte er.

Der Münchner Flughafen hatte am ersten Ferienwochenende zahlreiche Urlauber erwartet, insgesamt etwa 350.000 Passagiere waren von Freitag bis Sonntag angekündigt. Der Airport wollte in dieser Zeit 2860 Flüge abfertigen. Insgesamt seien in den Pfingstferien, der nach Ostern zweiten großen Reisewelle des Jahres, sieben Prozent mehr Flüge angemeldet worden als im Vorjahr, berichtete der Flughafen vor dem Ferienstart.

Letzte Generation wollte Ferienbeginn am Airport stören

Mitglieder der Letzten Generation hatten nach eigenen Angaben geplant, auf das Gelände des Flughafens zu gelangen, um mindestens eine der beiden Start- und Landebahnen zu blockieren. Damit wollten sie den beginnenden Reiseverkehr zum Start der Pfingstferien stören.

Hintergrund der Protestaktion sei, dass der Flugverkehr knapp zehn Prozent der deutschen Verantwortung für die Erderhitzung ausmache. Die Flugbranche werde durch den Verzicht auf Kerosin- und Mehrwertsteuer vom Staat subventioniert, kritisierten die Aktivisten. Sie fordern ein entschiedeneres Durchgreifen der Politik angesichts des Klimawandels. Die Gruppe hatte Ende Januar angekündigt, auf Straßenblockaden zu verzichten und sich auf «Orte der fossilen Zerstörung» zu konzentrieren - explizit genannt wurden Flughäfen.

In der Vergangenheit hatte die Gruppe bereits ähnliche Aktionen an deutschen Flughäfen durchgeführt, etwa in Berlin, Hamburg und Düsseldorf. In München gab es bereits im Dezember 2022 eine Blockade. Damals konnte deswegen nach Behördenangaben ein Flugzeug mit einem Notfall-Patienten an Bord erst 20 Minuten verspätet landen. Die Lufthansa forderte von den Aktivisten für die Folgen von Aktionen an anderen Flughäfen Schadenersatz in Höhe von 740 000 Euro. Diese wollen das Geld jedoch nicht bezahlen, wenn die Lufthansa nicht die Folgekosten für den verursachten Umweltschaden begleicht - den beziffern die Aktivisten auf sechs Milliarden Euro pro Jahr.

Welle der Kritik

Die neue Protestaktion löste in der Politik eine Welle der Kritik aus. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) schrieb auf der Plattform X: «Solche kriminellen Aktionen gefährden den Flugverkehr und schaden dem Klimaschutz, weil sie nur Unverständnis und Wut hervorrufen.» Sie verlangte: «Die Täter müssen konsequent verfolgt werden, die Schutzmaßnahmen am Flughafen überprüft werden.»

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) betonte: «Das ist kein legitimer Protest, sondern ein gezielter Eingriff in den Flugverkehr. (...) Wenn der Flugverkehr nicht sicher abläuft, werden Menschen gefährdet, große wirtschaftliche Schäden drohen und tausende Reisende sitzen fest.» Es werde eine Verschärfung des Luftsicherheitsgesetzes benötigt.

Auch Bundesagrarminister Cem Özdemir von den Grünen übte Kritik: «Was soll es bringen, Menschen den Urlaubsstart zu vermiesen? Nehmt uns Politiker in die Pflicht, argumentiert, streitet», schrieb er auf X. «Aber zerstört bitte nicht das Wichtigste, das wir im Kampf gegen die Klimakrise haben: Den breiten Konsens in der Gesellschaft.»

Bayerns Innenminister Herrmann betonte: «Das war erneut eine absolut hirnlose Aktion der Klimachaoten. Mit solchen Blockaden in den Flugverkehr einzugreifen - und dies zu Beginn der Reisezeit - ist nicht nur rücksichtslos, sondern gefährdet potenziell das Leben vieler Menschen». Für den Flughafenverband ADV unterstützte Geschäftsführer Ralph Beisel die Forderung nach härteren strafrechtlichen Konsequenzen.

Auf dem Nürnberger Frankenschnellweg, einer wichtigen Verkehrsachse in der Stadt, kam es am Samstag ebenfalls zu Behinderungen. Nach einer angemeldeten und genehmigten Demonstration hätten sich mehrere Aktivisten geweigert, die Straße zu verlassen. Sie seien von der Polizei weggetragen worden.

© dpa ⁄ Ulf Vogler und Michael Donhauser, dpa
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