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Perfide und abgründig – Dresdner «Tatort» als Psychodrama

Ein Szenegastronom wird erschossen in seinem Restaurant entdeckt. Einiges deutet darauf, dass er um Schutzgelder erpresst wurde. Der «Tatort»-Krimi «Nemesis» von 2019 hält die Spannung bis zum Schluss.
«Tatort: Nemesis»
Leonie Winkler (Cornelia Gröschel, r) und Karin Gorniak (Karin Hanczewski) versuchen gemeinsam, den Hergang der Tat zu rekonstruieren. © Daniela Incoronato/BR/MDR/W&B Television/dpa

Da ist Blut auf dem Bild an der Wand und auf dem Haar des Mannes am Schreibtisch, viel Blut. Daneben ein Teller mit Resten seines Abendessens. Schnitt. Die berühmte Dresdner Altstadtsilhouette. Schnitt. Eine moderne Villa am Elbhang, im Schlafzimmer eine Frau und ein Junge im Bett. Immer wieder greift sie zum Telefon.

«Bitte melde dich, ich mache mir Sorgen», spricht sie auf den Anrufbeantworter. Stunden später wird Szenegagastronom Joachim «Jojo» Benda von einer Angestellten gefunden - tot. «Nemesis» war 2019 der achte «Tatort»-Krimi aus Dresden, er wird am Dienstag um 20.15 Uhr im Fernsehprogramm des Bayerischen Rundfunks wiederholt.

Ein Fall von Organisierter Kriminalität?

«Schaun mer mal, ob der Morgen so gut ist», antwortet Gerichtsmediziner Falko Lammert (Peter Trabner) auf den Gruß von Kriminaloberkommissarin Karin Gorniak (Karin Hanczewski). Ihre Kollegin Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) kommt direkt vom Joggen. Mehrere Schusswunden und ein tödlicher Treffer am Kopf, keine Einbruchspuren, alles deutet auf ein Verbrechen im Zusammenhang mit Organisierter Kriminalität hin.

«Scheiße!» Die Reaktion von Kommissariatschef Peter-Michael Schnabel (Martin Brambach) ist die erste Überraschung für seine Ermittlerinnen. Sächselnd schwärmt er vom Ermordeten als großartigem Typen, «das Essen war hervorragend». Und erzählt, dass er so manchen Abend in dem feinen Restaurant verbracht hat, «auch mit deinem Vater». Leonie Winkler ist entsetzt, Schnabel und Otto Winkler (Uwe Preuß) weichen ihren Fragen danach aus.

Während die Oberkommissarinnen das Opfer, dessen Gourmettempel und Geschäfte genauer unter die Lupe nehmen, tröstet ihr Chef Schnabel Witwe Katharina (Britta Hammelstein). Dramatisch berichtet die Frau, ihre beiden Söhne an sich gedrückt, von einem Überfall und davon, dass Geld im Bürotresor war.

Aber die Kommissarinnen vermuten noch andere Hintergründe und verlassen das Haus mit einem «komischen Gefühl». Auch im Verhältnis zwischen Mutter und Kindern sowie unter den Brüdern - der Große ist schon in der Pubertät - scheint etwas nicht zu stimmen.

Der Schleier lässt sich nur langsam lüften, parallel opponieren die «Mädels» gegen Schnabel und Leonie gegen ihren Vater. «Bei ihr findet eine Abnabelung statt», sagte Brambach 2019 im Interview. «Sie stellt fest, dass der auch nur mir Wasser gekocht und Dinge getan hat, die an der Grenze des Legalen oder sogar verboten sind.»

Menschliche Abgründe tun sich auf

Regisseur Stephan Wagner, der zusammen mit Mark Mohnheim auch das Drehbuch schrieb, hält die Spannung bis zum Schluss. Als Schnabel, Gorniak und Winkler auf der richtigen Spur sind, offenbaren sich menschliche Abgründe. Statt Freude über die Aufklärung herrscht Fassungslosigkeit.

«Nemesis» heißt die Folge - nach der antiken Göttin der strafenden Gerechtigkeit. «Wir haben die Mittel des Psychothrillers ganz bewusst gewählt», sagte Wagner zur Erstausstrahlung. Die Story ist nicht komplett erfunden. «Die Realität ist die beste Quelle, um solche Geschichten zu erzählen.» Es habe vergleichbare Fälle in Deutschland tatsächlich gegeben. «Wir haben sie in "Nemesis" verdichtet.» Auch bei Benda trüge der schöne Schein und überdecke ein perfides Muster, Schutzbedürftige abhängig zu machen und zu manipulieren.

Die emotionale Fallhöhe ist groß - und macht den Reiz dieser «Tatort»-Folge aus - genau wie der Lokalkolorit. «Der Blick auf Stadt und Gesellschaft sind mir wichtig, der Zuschauer muss sich wiedererkennen können», so Wagner. So liegt eben auch ein echter Dresdner Gourmetkoch als Opfer in Falko Lammerts Pathologie - und sein Fischrestaurant war einer der Drehorte.

© dpa ⁄ Simona Block, dpa
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