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Kampf oder Kind? Die konstruierte Dramatik von «60 Minuten»

«60 Minuten» mit Emilio Sakraya spielt in Echtzeit. Das Format sorgt, wenn es gut gemacht ist, für spannungsgeladene Action. Doch das Kampf-Kind-Drama scheitert schon am Konflikt der Hauptfigur.
«60 Minuten»
Emilio Sakraya als Octavio und Marie Mouroum als Cosima in einer Szene des Action-Films «60 Minuten». © Reiner Bajo/Netflix/dpa

Filme und Serien, die in Echtzeit spielen, sorgen schon seit Jahrzehnten für Nervenkitzel. Im Western-Klassiker «12 Uhr mittags» (1952) muss sich ein Marshall zwischen der großen Liebe und dem Duell mit einem rachsüchtigen Banditen entscheiden. Im US-Serien-Hit «24» (ab 2011) hat Anti-Terror-Agent Jack Bauer 24 Stunden Zeit, um das Land vor Anschlägen zu schützen. Und im deutschen Thriller «Lola rennt» (1998) hetzt Franka Potente 20 Minuten durch Berlin, um 100.000 DM aufzutreiben und so das Leben ihres Freundes zu retten.

Im neuen Netflix-Film «60 Minuten», der am Freitag anläuft, muss Protagonist Octavio (Emilio Sakraya) ebenfalls quer durch die Hauptstadt eilen. Doch das Dilemma, das diese Art von Filmen so spannend und nervenaufreibend macht, wirkt arg konstruiert und aufgebauscht.

Der Martial-Arts-Kämpfer steht kurz vor einem wichtigen Kampf und will danach zu seiner Tochter Leonie, die ihren siebten Geburtstag feiert. Kurz, bevor es in den Ring geht, klingelt das Handy. Octavios Ex-Freundin droht, das alleinige Sorgerecht zu beantragen, wenn er nicht bis Punkt 18.00 Uhr zum Geburtstag erscheint.

Warum er nicht auch eine Stunde später mit Geburtstagstorte und Geschenk - einer Katze namens Zwiebel - auftauchen kann, ist nicht wirklich einleuchtend. Aber das Kraftpaket entscheidet sich, den Kampf sausen zu lassen und innerhalb von 60 Minuten von Wedding nach Neukölln zu gelangen. Weil Schwerkriminelle viel Geld auf den Kampf gewettet haben, verfolgen diese Octavio auf dem Weg zu seinen Vaterpflichten.

Die konstruierte Dramatik unterfüttert Drehbuchautor Philip Koch («Picco») mit Sätzen wie «Der Typ muss kämpfen, sonst sind wir alle am Arsch» und Leonies «Papa, du musst kommen, Mama ist richtig sauer.»

Prügelszenen eine «extreme physische Erfahrung»

In den folgenden 60 Minuten versucht Octavio, mit dem Taxi, der U-Bahn oder dem E-Roller an sein Ziel zu gelangen, wird aber immer wieder in Prügeleien (im Auto, Café und Technoclub) verwickelt. Diese haben dem passionierten Kampfsportler Sakraya («Rheingold»), auf den der ganze Streifen zugeschnitten ist, einiges abverlangt.

«Es war eine extreme physische Erfahrung. Ich war quasi in jeder Szene präsent und musste ständig rennen oder kämpfen. Da muss man körperlich einiges mitbringen, damit das funktioniert», sagte der 27-Jährige der Deutschen Presse-Agentur.

Jeder kennt das: Immer kommt irgendwas dazwischen

Neben den ansprechenden Kampfchoreographien und einem starken Hauptdarsteller schafft «60 Minuten» ein Echtzeit-Dilemma, das Action und Emotionen auslösen will, dabei aber unrealistisch wirkt.

«Filme sind immer eine überspitzte Darstellung. Wir wollen ja unterhalten», betont Sakraya. «Jeder kennt vielleicht das Gefühl: Man hetzt durch eine Stadt, es kommt immer irgendetwas dazwischen, was einem von seinem Ziel abhält. Das ist für mich die Botschaft: Du willst unbedingt etwas erreichen, aber es kommen manchmal Dinge dazwischen, die nicht in deiner Hand liegen.»

Am Ende fragt man sich dennoch, warum Octavio nicht einfach seine Gegner bekämpft und dann in die U8 steigt.

© dpa ⁄ Thomas Bremser, dpa
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