Grüne Hügel, Hecken und Schafe: Es ist ein friedliches Bild, das sich in einer Szene der Arte-Dokumentation «Nordirland, der gefährdete Frieden» von der nordirischen Grafschaft Armagh bietet. Doch bis vor gut einem Vierteljahrhundert war die Grenzregion Schauplatz eines blutigen Bürgerkriegs, geprägt von Wachtürmen des britischen Militärs, Hubschrauberlärm und Anschlägen der militanten IRA.
Die Doku, die am kommenden Dienstag um 22.40 Uhr als Erstausstrahlung gezeigt wird, erzählt anschaulich, wie es zu dem Konflikt zwischen den meist protestantischen Anhängern der Union mit dem Vereinigten Königreich und den überwiegend katholischen Befürwortern eines vereinten Irlands kam.
Schritt für Schritt wird die Geschichte der Teilung Irlands und der Dominanz der Protestanten im Norden, des Bürgerkriegs, des Friedensschlusses und der anhaltenden Spaltung der Gesellschaft erklärt. Nicht zuletzt spielen auch die Ereignisse der vergangenen Jahre mit dem Brexit, der den Frieden bedrohte, und dem wachsenden Einfluss der katholisch-republikanischen Partei Sinn Fein eine Rolle.
Konflikt kostete mehr als 3000 Menschenleben
Dabei werden viele historische Aufnahmen gezeigt, die das Ausmaß der Auseinandersetzungen, denen mehr als 3000 Menschen zum Opfer fielen, deutlich werden lassen. Aber auch aktuelle Bilder, etwa der teils martialischen Wandgemälde in Belfast, von Aufmärschen immer noch aktiver paramilitärischer Gruppen sowie von Unruhen, die immer wieder aufflammen, machen die Lebensrealität der Menschen in Nordirland greifbar.
Interviewt haben die Filmemacher auch Beteiligte an den Friedensverhandlungen zum Karfreitagsabkommen von 1998 wie etwa den früheren irischen Premierminister Bertie Ahern oder den Brexit-Unterhändler der EU, Michel Barnier. Aber auch ehemalige Terroristen beider Seiten, die sich inzwischen einem friedlichen Miteinander verschrieben haben, sowie Angehörige der Opfer und Vertreter beider Seiten, die den Konflikt noch nicht hinter sich gelassen haben, kommen zu Wort.
Die Dokumentation gewährt ganz zum Schluss einen Ausblick darauf, wie sich die Provinz entwickeln könnte, mit den stärker werdenden Kräften, die für eine Volksabstimmung über die Wiedervereinigung werben und den protestantischen Unionisten, die zunehmend in einer Wagenburg-Mentalität gefangen sind. Kann es geeintes Irland geben, das den Bedürfnissen und Identitäten aller seiner Bewohner gerecht wird? Darauf gibt wahrscheinlich Ahern die beste Antwort: «Es muss ein neues Irland ausgehandelt werden.»