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Cold Case: Wer ermordete JonBenét Ramsey? Die wahre Geschichte hinter der Netflix-Doku

Die bestürzende Netflix-Doku-Miniserie „Cold Case: Wer ermordete JonBenét Ramsey” befasst sich mit dem Mord an einer sechsjährigen Schönheitskönigin, der bis heute nicht aufgeklärt wurde. Erfahre hier alles zur wahren Geschichte und zum aktuellen Stand des Falls.
Cold Case: Wer ermordete JonBenét Ramsey? Die wahre Geschichte hinter der Netflix-Doku
Cold Case: Wer ermordete JonBenét Ramsey? Die wahre Geschichte hinter der Netflix-Doku © Netflix

Inhaltswarnung: Der folgende Text enthält Beschreibungen von Gewalt und sexueller Gewalt gegen Kinder. Wenn Dich diese Themen belasten, solltest Du besser nicht weiterlesen.

30 Jahre Ungewissheit: An Weihnachten 1996 wird die sechsjährige JonBenét Ramsey ermordet. Bis zum heutigen Tag ist unklar, wer die schreckliche Tat begangen hat. Die neue Netflix-Dokumentation Cold Case: Wer ermordete JonBenét Ramsey? rollt den Fall neu auf und setzt sich mit den Ermittlungen, den verschiedenen Theorien zur Täterschaft und den Folgen für die Familie des Mädchens auseinander.

Wir haben uns für Dich die wahre Geschichte hinter der Doku genauer angeschaut und versorgen Dich mit den wichtigsten Fakten und Hintergründen zu dem Mord.

Der Mord: Wie wurde JonBenét Ramsey umgebracht?

Am frühen Morgen des zweiten Weihnachtsfeiertages des Jahres 1996 geht bei der Polizei von Boulder im US-Bundesstaat Colorado ein Notruf ein. Patsy Ramsey und ihr Mann John Ramsey haben auf der Treppe in ihrem Haus einen Erpresserbrief gefunden, laut dem ihre Tochter JonBenét Ramsey entführt wurde. Ein Lösegeld von 118.000 Dollar (heute circa 112.230 Euro) wird gefordert.

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Das verschwundene Mädchen ist als Kinderschönheitskönigin bekannt, die bereits mehrere Wettbewerbe gewonnen hat. Die Ermittlerin Lisa Arndt und ein Kollege durchsuchen das Haus, JonBenét ist aber nicht aufzufinden. Ein im Erpresserbrief angekündigter Anruf mit weiteren Forderungen bleibt aus.

Kurz darauf herrscht aber traurige Gewissheit: Im Keller des Hauses entdeckt John die Leiche seiner Tochter. Sie wurde gefesselt und geknebelt, ihr Körper mit einer weißen Decke bedeckt. Die Autopsie ergibt, dass JonBenét Verletzungen im Intimbereich aufwies und an einem Schlag auf den Kopf und durch Strangulation gestorben ist. 

Die Ermittlungen: Warum wurde bis heute kein:e Täter:in gefunden?

Die Ermittlungen in dem Mordfall gestalten sich von Anfang an schwierig. John Ramsey bringt den Körper seiner Tochter ins Erdgeschoss des Hauses. Kurz danach finden sich Nachbar:innen und Freund:innen der Familie im Haus ein, um die Eltern zu unterstützen. Die Polizei sperrt nur JonBenéts Kinderzimmer ab, was auch in der Netflix-Doku Cold Case: Wer hat JonBenét ermordet? kritisiert wird.

Als das FBI erscheint, das schon wegen der vermuteten Entführung eingeschaltet wurde, ist der Tatort durch all die Menschen und die Bewegung der Leiche bereits stark verunreinigt. FBI-Agent Ron Walker beschreibt es laut dem Spiegel so: 

„Da waren all diese Menschen, alle hinterließen so viele Spuren, dass es später unmöglich war zu identifizieren, welche Person etwas berührt oder getragen hat. So wie dieser Tatort verschmutzt wurde, war es eigentlich klar, dass der Fall mehr als problematisch werden würde.“

Auch der Erpresserbrief gibt schnell Rätsel auf. Das Papier und der für das Schreiben benutzte Stift stammen nämlich beide aus dem Haus der Ramseys. Ist die Nachricht etwas spontan verfasst worden? Außerdem stimmen die geforderten 180.000 Dollar irritierenderweise genau mit der Summe überein, die Vater John als Jahresbonus von seinem Arbeitgeber ausgezahlt wurde. 

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Die schwierige Beweis- und Spurenlage führt bald zur Entwicklung verschiedener Theorien und Verdächtigungen im Fall JonBenét – auch innerhalb der unterschiedlichen beteiligten Dienststellen. Fehlende oder unzureichende Zusammenarbeit zwischen den Ermittler:innenteams ist das Resultat.

Dazu kommt das große Interesse der Medien, die durch den Schönheitsköniginnen-Status des Opfers schnell auf den Plan gerufen werden. Der Fall macht landesweit Schlagzeilen und jeder Schritt und jede Theorie der Ermittler:innen wird in die Öffentlichkeit gezerrt. 

Die Verdächtigen: Wer war im Visier der Ermittler:innen?

Im Laufe der Zeit werden verschiedene Verdächtige für den Mord an JonBenét ins Spiel gebracht. Da ein Erpresserbrief vorliegt, erscheint die Theorie eines außenstehenden Eindringlings für viele glaubhaft, auch wenn einige Ermittler:innen die Nachricht für eine Fälschung halten. Folgende Personen stehen über die Jahre im Fokus der Ermittlungen.

Einer der ersten Verdächtigen im Mordfall JonBenét ist Michael Helgoth. Seine Schuhabdrücke passen zu Spuren am Tatort. Als Helgoth im Jahr 1997 Selbstmord begeht, werden die Ermittlungen aber in andere Richtungen weitergeführt. Ollie Gray, ein von den Eltern engagierter Privatdetektiv, glaubt dennoch weiter, dass die Familie des Verstorbenen eine Aufnahme besitzt, auf der Helgoth die Tat gesteht.

Im Jahr 2006 gesteht ein 41-jähriger Lehrer in Thailand, John Mark Karr, den Mord an JonBenét. Ihr Tod sei ein Unfall gewesen. Doch die DNA-Spuren an der Kleidung des Mädchens stimmen nicht mit ihm überein. Als auch die Familie von Karr aussagt, dass sie sämtliche Weihnachtstage 1996 mit ihm verbrachten, verzichtet die Staatsanwaltschaft auf eine Anklage.

In Cold Case: Wer ermordete JonBenét Ramsey? wird auch ein weiterer Verdächtiger erwähnt: Gary Howard Oliva. Dieser rückt in den Fokus der Ermittler:innen, da er acht Jahre wegen Kinderpornografie im Gefängnis verbrachte. Bei seiner Verhaftung im Jahr 2000 hat er ein Bild von JonBenét bei sich. Doch Oliva gesteht das Verbrechen nie und wird auch nie deswegen angeklagt.

Eine weitere Theorie kommt vom Vater des Mordopfers selbst: Im Interview mit People im Vorfeld zur Veröffentlichung von Cold Case: Wer ermordete JonBenét Ramsey? gibt John Ramsey 2024 an, dass er glaube zu wissen, wer seine Tochter getötet hat. Ihm zufolge könnte der Täter ein maskierter Mann sein, der neun Monate nach dem Mord an seiner Tochter in ein Haus in Boulder eindrang und ein zwölfjähriges Mädchen sexuell missbrauchte. Die Mutter konnte den Täter zwar abwehren, der Angreifer wurde jedoch nie gefasst.

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War der maskierte Eindringling auch der Täter im Fall JonBenét? Immerhin besuchte das attackierte Mädchen dieselbe Tanzschule wie John Ramseys Tochter. Der Vater vermutet, dass sich der Mann in beiden Fällen im Haus versteckte, bis die Eltern schliefen. Die Polizei habe seine Vermutungen jedoch abgewehrt und ihm gesagt, dass die beiden Fälle nichts miteinander zu tun haben.

Letztendlich steht jede dieser Theorien vor demselben Problem: Sie beruhen vor allem auf Indizien, weniger auf stichhaltigen Beweisen. Bislang konnte noch keine der DNA-Spuren vom Tatort mit einem der Verdächtigen in Verbindung gebracht werden.

Die Familie: Warum wurden die Eltern und der Bruder von JonBenét verdächtigt?

Auch gegen die Familienmitglieder von JonBenét werden über die Jahre immer wieder Verdächtigungen und Anschuldigungen vorgebracht, die ihnen eine Schuld am Tod des Mädchens vorwerfen. So kann zum Beispiel die Analyse der Handschrift auf dem Erpresserbrief angeblich nicht zweifelsfrei Mutter Patsy als Schreiberin ausschließen.

Auch die Parallele zwischen der Lösegeldforderung und der Bonuszahlung an Vater John sorgt für Stirnrunzeln. Schließlich kann nur ein begrenzter Personenkreis davon gewusst haben. Im Jahr 2000 veröffentlicht der ehemalige Polizei-Detective Steve Thomas, der an dem Fall JonBenét arbeitete, ein Buch, in dem er Patsy Ramsey beschuldigt, ihre Tochter getötet zu haben. Ihm zufolge sei es wegen eines Bettnäss-Vorfalls zur Eskalation gekommen.

Szenenbild aus der Netflix-Doku Cold Case: Wer ermordete JonBenet Ramsey?

John Ramsey, der Vater von JonBenét heute. — Bild: Netflix

Im Jahr 1999 stimmt eine Jury für eine Anklage gegen John und Patsy. Die Begründung: Die Eltern hätten „rechtswidrig, wissentlich, rücksichtslos und strafbar zugelassen, dass ein Kind unangemessen in eine Situation gebracht wurde, die eine Gefahr für das Leben oder die Gesundheit des Kindes darstellte,” was in ihrem Tod resultierte. Doch der zuständige Richter entscheidet sich gegen die Empfehlung der Jury, da die Beweislage ihm zufolge nicht überzeugend genug ist.

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2008 gibt die Bundesstaatsanwältin Mary Lacy bekannt, dass die Familie von JonBenét offiziell von jeglichem Verdacht entlastet ist. Diese Entscheidung begründet sie mit neuen DNA-Beweisen und sie entschuldigt sich offiziell für die Anschuldigungen gegen die Ramseys. Ihr Nachfolger Stan Garnett hat diese Einschätzung aber auch wieder in Zweifel gezogen. Laut ihm sei eine vollständige Entlastung verfrüht gewesen.

2016 rückt auch der ältere Bruder von JonBenét, Burke, ins Fadenkreuz von Verdächtigungen. Er war zum Zeitpunkt des Mordes nur 9 Jahre alt. Eine Doku des TV-Senders CBS behauptet, dass Burke sauer gewesen sei, weil seine Schwester ihm ein Stück Ananas gestohlen hätte. Daraufhin habe er sie mit einer Taschenlampe erschlagen. 

Das Magazin Rolling Stone bezeichnete die Dokumentation als „Hexenjagd”, die weder neue Indizien oder Zeugenaussagen vorbringt und sich stattdessen auf subjektive Sichtweisen und fehlerhafte Ermittlungen stützt. Burke reicht als Reaktion eine Klage über 750 Million US-Doller (ca. 712 Mio Euro) wegen Rufmord gegen CBS ein. Der Prozess wird laut einem Bericht von NPR 2019 beigelegt.

Die wahre Geschichte: Der aktuelle Stand im Fall von JonBenét

Der Fall von JonBenét Ramseys Ermordung ist bis heute ungeklärt. Ihre Mutter Patsy starb 2006 an Krebs, Ihr Mann John hat fünf Jahre später erneut geheiratet und kämpft bis heute darum, dass der oder die Mörder:in seiner Tochter gefunden wird. Laut jüngsten Interviewaussagen glaubt er noch immer daran, dass die neuesten Fortschritte in der DNA-Technologie und Genealogie (Ahnenforschung) die Lösung für den Fall sein könnten.

Über die Jahre wurden die Ermittlungen immer wieder eingestellt und wieder aufgenommen. Im Dezember 20223 wurde eine Pressemitteilung der Polizei Boulder veröffentlicht, in der die Einberufung eines Gremiums unter dem Namen „Colorado Cold Case Review Team” bekanntgegeben wurde. Dieses Gremium besteht aus externen Expert:innen des FBI, des Colorado Bureau of Investigation, der Bezirksstaatsanwaltschaft und weiteren öffentlichen und privaten Einrichtungen.

Das Review-Team soll die Ermittlungen zum Mord an JonBenét überprüfen, zusätzliche Ermittlungsempfehlungen erstellen und herausfinden, inwiefern aktualisierte Technologien und forensische Tests neue Erkenntnisse und Hinweise zur Lösung des Falls beitragen können. Dafür wurde im Laufe des Jahres 2023 auch eine digitale Datenbank erstellt, in der alle Beweise, Hinweise, Proben und Tipps aus der Bevölkerung gesammelt wurden. Diese Datenbank soll der Mitteilung zufolge mehr als eine Million Seiten umfassen.

Es bleibt zu hoffen, dass die wahre Geschichte hinter dem Mord an JonBenét Ramsey eines Tages ans Licht kommen wird.

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© Vodafone GmbH ⁄ Tim Seiffert
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