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Mihambo über «Grenzerfahrung» und deutsche Chancen

Nach der wegen Verletzung verpassten WM greift Olympiasiegerin Malaika Mihambo bei den Europameisterschaften in Rom wieder in den Kampf um Medaillen ein. Es geht auch um ein Jubiläum.
Malaika Mihambo
Zehn Jahre nach ihrem EM-Debüt sind die Titelkämpfe in Rom für Malaika Mihambo ein kleines Jubiläum. © Michael Kappeler/dpa

Für Weitsprung-Olympiasiegerin Malaika Mihambo geht es um die erste Medaille in einem besonderen Jahr. Bei den Europameisterschaften von Freitag bis Mittwoch in Rom strebt Deutschlands Leichtathletik-Star wieder nach Bestleistungen.

In zwei Monaten steht dann der Jahreshöhepunkt bei den Olympischen Spielen in Paris an. «Beim Sieg geht es immer um den Tag X - und da wird sich auch in Paris entscheiden, wer gewinnt», sagt die Sportlerin von der LG Kurpfalz. Nach einer EM-«Grenzerfahrung» vor zwei Jahren in München will sie die Titelkämpfe in Italien genießen.

Wegen einer Verletzung musste die 30-Jährige die für Deutschland medaillenlose WM in Budapest im Vorjahr auslassen. «Es gibt einige Disziplinen, in denen das Niveau nach oben geht», sagt Mihambo. Im Interview der Deutschen Presse-Agentur spricht Mihambo über ihr EM-Jubiläum, die Aussichten für die deutsche Leichtathletik und die Bedeutung von Olympischen Spielen in Deutschland.

Sie feiern in diesem Jahr zehnjähriges EM-Jubiläum. Welche Erinnerungen haben Sie an das EM-Debüt 2014 in Zürich?

Mihambo: Da denke ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge dran zurück. Ich bin weitengleich Vierte geworden. Und ein Ausgang mit derselben Weite ist immer auch mit ein bisschen Bitterkeit verbunden. Aber es war schön, dabei zu sein und sich in jungen Jahren erfolgreich präsentieren zu können.

War das der Durchbruch oder war es schon die WM im Jahr zuvor, bei der Sie 18. wurden?

Mihambo: Jein. Mit 19 bei der WM 2013 dabei sein zu dürfen, war schon der erste Schritt zum Durchbruch. Wie auch der EM-Titel bei den Junioren im selben Jahr. Ein weiterer wichtiger Meilenstein war Platz vier bei den Olympischen Spielen in Rio mit persönlicher Bestleistung. Und mit Bronze bei der EM 2016 in Amsterdam gingen die auch von außen gewürdigten Erfolgen dann richtig los.

Hat sich der Stellenwert der Europameisterschaft im Laufe des Jahrzehnts für Sie verändert?

Mihambo: Es ist immer noch eine der ranghöchsten Meisterschaften und ich freue mich sehr darauf. Im Laufe der Zeit hat man aber eine gewisse Routine entwickelt: Das gilt für EM, WM und Olympische Spiele. Es hilft einem, sich bewusst zu machen, dass es um Weitsprung geht. Und da macht es keinen Unterschied, wo man springt. Es sind dieselben Regeln, dieselben Athleten und dieselben Anlagen. Das ist für mich ein sehr konstruktiver Gedanke, der mir hilft, erfolgreich zu sein.

Der Titel 2018 in Berlin war der größte EM-Erfolg. Vier Jahre später gab es nach Corona-Infektion Silber in München. Wie stolz sind Sie über diese Medaille kurz nach der Krankheit?

Mihambo: Das war eine besondere Leistung. Es war ein sehr intensiver Wettkampf und auf jeden Fall eine Grenzerfahrung. Ich bin froh, dass ich dort angetreten bin. Der Wettkampf hat mir auch geholfen, noch besser meine eigenen Grenzen zu erkennen.

Empfinden Sie es als ungerecht, dass jeder von Ihnen Siege erwartet, wenn Sie starten?

Mihambo: Es widerstrebt mir, Ja oder Nein zu sagen. Ich versuche, mich davon freizumachen. Ich möchte mich auf das konzentrieren, was in meiner Hand liegt. Es ist ohnehin eine philosophische Frage: Worum geht es im Leistungssport? Steht die ganzheitliche Entwicklung von Menschen im Vordergrund oder ist es nur die Höchstleistung? Unter dem Aspekt der reinen Höchstleistung ist die Erwartungshaltung vielleicht legitim. Aber für mich geht es um weitaus mehr.

Auch beim Thema Olympiagold? Wie würden Sie den Wert eines Olympiasiegs bemessen?

Mihambo: Das ist auch ein sehr individuelles Thema. Meine Antwort ist, dass es mich weder zu einem besseren Menschen noch zu einem besonderen Menschen macht. Ich bin froh und stolz, dass ich Olympiasiegerin werden konnte. Aber die Medaille in Tokio ist für mich eine Medaille, die ganz besonders auch dafür steht, dass ich meine innere Meisterschaft erfolgreich bestritten habe. Ich habe mich weiterentwickelt, bin resilienter, achtsamer und glücklicher geworden. Es hilft mir beim Bestreben nach einem sinnvollen Leben. Und daran hätte sich auch nichts geändert, wenn ich wie in Rio Vierte geworden wäre. Beim Sieg geht es immer um den Tag X - und da wird sich auch in Paris entscheiden, wer gewinnt.

Das Jahr 2023 war mit der WM-Nullnummer nicht das Jahr der deutschen Leichtathletik. Was glauben Sie, was man für das Jahr 2024 erwarten kann?

Mihambo: Es gibt einige Disziplinen, in denen das Niveau nach oben geht. Zum Beispiel im Frauen-Weitsprung, wo auch Laura Raquel Müller, Mikaelle Assani und Maryse Luzolo gut in die Saison gestartet sind. Auch bei den Männern haben wir wieder Acht-Meter-Springer. In einzelnen Disziplinen und bei einzelnen Athleten könnte es in diesem Jahr sicherlich wieder mehr Erfolge geben. Aber um nachhaltig das Niveau in der Breite wieder zu verbessern, muss man einen größeren Zeitraum anschauen. Vielleicht gelingt das bis zu den Olympischen Spielen 2028 oder 2032. Aber es sollte auch wieder mehr ins Bewusstsein rücken, dass auch persönliche Bestleistungen ohne Medaille wertzuschätzen sind.

Welche Meilensteine möchten Sie in Ihrer Karriere noch unbedingt erreichen?

Mihambo: Besondere Meilensteine habe ich nicht ins Visier genommen. Ich würde mich natürlich über eine Bestleistung freuen. Aber es gibt nichts, von dem ich sage, das muss ich unbedingt erreichen. Es ist auch schön, aus einer Genügsamkeit und Bescheidenheit heraus, Leistungen möglich machen zu können. Ich möchte eine schöne Zeit haben und mich selbst weiterentwickeln. Ich möchte Vorbild sein, aber nicht für Ruhm und Ehre, sondern um Werte weitergeben zu können. Ich wäre glücklich, wenn ich Inspirationsquelle oder Mutmacher für viele Menschen sein kann.

Wie sind Ihre langfristigen Pläne?

Mihambo: Ich möchte längstens bis 2028 Leistungssport betreiben. Alles, was danach kommt, ist für mich noch weit weg und sehr offen. Ich studiere Umweltwissenschaften. Dieses Thema ist gesellschaftlich wichtig und mir persönlich ein großes Anliegen. Ich wäre froh, wenn ich da einen Beitrag leisten kann. Viele Ideen habe ich jedenfalls schon. Aber noch bin ich im Hier und Jetzt konzentriert und auf das, was in meiner Leistungssportkarriere noch möglich ist.

Die Leichtathletik-EM in Rom findet im Schatten der Fußball-EM statt. Sorgt man sich da um die mediale Präsenz?

Mihambo:Ich persönlich nicht, weil ich nicht für die mediale Präsenz springe, sondern weil es mir Spaß macht, bei internationalen Meisterschaften zu springen. Aber natürlich ist es ungünstig, weil gerade in Deutschland der Fußball omnipräsent ist. Aber es wird auch genügend Leute geben, die die Leichtathletik-EM trotz der bevorstehenden Fußball-EM schauen werden.

Im Fußball gibt es mit der EM ein Großereignis in Deutschland. Wie schön wäre es für andere Sportarten, sich bei Olympischen Spielen in Deutschland zu zeigen?

Mihambo: Olympische Spiele im eigenen Land sind schön. Aber es geht darum, Olympische Spiele mit Werten zu füllen, die man in der gesamten Gesellschaft dadurch stärken könnte. Es geht darum, Olympia zu leben, den olympischen Geist am Leben zu erhalten. Offenheit, Toleranz und Fairplay sollten im Fokus stehen, ebenso der kulturelle Austausch. Menschen können voneinander und miteinander lernen. Das würde unsere Gesellschaft guttun. Man kann in vielen westlichen Industrienationen einen politischen Rechtsruck beobachten und den Trend hin zu geschlossenen Gesellschaften. Da wäre es ein gutes Signal, zu zeigen, dass wir offen und im Austausch bleiben – wir wollen als Weltgemeinschaft zusammenwachsen.

Zur Person

Malaika Mihambo (30) ist Olympiasiegerin und zweimalige Weltmeisterin im Weitsprung. Die dreimalige «Sportlerin des Jahres» musste die WM in diesem Jahr verletzt absagen. Bei den Europameisterschaften in Rom und den Olympischen Spielen in Paris ist sie eine der größten Hoffnungen des Deutschen Leichtathletik-Verbandes.

© dpa ⁄ Christian Kunz, dpa
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