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Hoffen auf die Kapitäne: Mihambo und Weber in Medaillen-Form

Nach Silber von Zehnkämpfer Leo Neugebauer wünschen sich die deutschen Leichtathleten einen großen Medaillen-Abend. Malaika Mihambo und Julian Weber haben beste Chancen. Es geht auch ums Verbandsziel.
Paris 2024 - Leichtathletik
Paris 2024 - Leichtathletik
Jörg Bügner
Paris 2024 - Leichtathletik

An dem Mann, der sich auch mal mit Eckfahnen einwirft, und an der Frau, auf die immer Verlass ist, hängt die Medaillenbilanz der deutschen Leichtathleten. Der ehemalige Speerwurf-Europameister Julian Weber und Weitsprung-Olympiasiegerin Malaika Mihambo gehen mit besten Aussichten in den drittletzten Final-Abend im Stade de France. 

«Es wäre natürlich ein Traum, eine Medaille mitzunehmen», sagte Weber. Während er noch auf sein erstes Edelmetall auf Weltniveau wartet, könnte Mihambo als erste Weitspringerin bei zwei aufeinanderfolgenden Sommerspielen Gold gewinnen. 

«Das wäre natürlich sehr schön. Ich traue es mir auch zu, aber erst mal geht es um den Wettkampf», sagte die zweimalige Welt- und Europameisterin der Deutschen Presse-Agentur. Silber durch Zehnkämpfer Leo Neugebauer, dazu sechs Top-8-Plätze sind die bisherige Ausbeute des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, der sich in Saint-Denis mit hausgemachtem Ärger in der Mixed-Staffel herumärgern musste. Nun sollen die zwei Kapitäne für Sommerspiel-Jubel sorgen. 

Drei Medaillen als «realistisches Ziel»

Drei Medaillen sind für Sportvorstand Jörg Bügner «ein realistisches Ziel». Die gut 90 Minuten am Donnerstagabend im Stade de France entscheiden darüber, ob sich dieses Vorhaben erfüllen lässt. «Wir werden am Abschneiden in Paris gemessen, was die Förderung betrifft. Wir werden alles in die Waagschale werfen, um bestmöglich zu performen», hatte der Sportvorstand der Deutschen Presse-Agentur gesagt. Das Abschneiden von Mihambo und Weber könnte zudem für das Olympia-Image des DLV prägend sein.

 

Ob bis zum Finale Webers Speere eingetroffen sind? Egal - zumindest ist es das dem EM-Zweiten der Titelkämpfe von vor zwei Monaten in Rom. «Ich hab' mich auch schon mit Fußball-Eckfahren eingeworfen, weil keine Speere da waren. Das hat auch sehr gut funktioniert», erzählte der 29-Jährige lachend. «Ich kann mit allen Speeren werfen.» 

Die 90 Meter «passieren lassen»

Weber fände es «geil», endlich einmal über magische 90-Meter-Marke zu werfen. «Das Ding ist, man darf die 90 nicht wollen. Man muss es passieren lassen», sagte der Mainzer. Für 87,76 Meter und Rang drei in der Quali gab's für Weber, der in Verbands-Posts zum «Rocket Man» ernannt wurde, am Stadiontunnel einen Kuss von der Freundin. Nach dreimal Rang vier bei zwei Weltmeisterschaften und Olympia in Tokio soll es für ihn für das Podest reichen. Den Ruf des ewigen Vierten hat er durch seinen EM-Erfolg 2022 in München ohnehin längst hinter sich gelassen.

Nach reichlich Nervenkitzel in der Qualifikation, als sich Mihambo erst einmal zwei Fehlversuche leistete, wird der Anlauf in der Medaillenentscheidung anders aussehen. «Wir werden im Finale deutlich weiter hinten anfangen, und dann wird das ein ganz anderes Springen sein», sagte die 30-Jährige. 6,86 Meter im Vorkampf und 30,9 beim Absprung verschenkte Zentimeter unterstrichen die Topform der Weltjahresbesten. 

Die Corona-Erkrankung zwischen EM und Olympia bremste Mihambo. Bei den Olympischen Spielen in Paris spürt sie die Auswirkungen nicht wie zuletzt. «Ich weiß nicht, wie es mir im Finale gehen wird, ob ich da schon wieder voll fit bin, ob ich sechs Sprünge machen kann», sagte die dreimalige deutsche Sportlerin des Jahres. In der Qualifikation habe sie es «eigentlich nicht gemerkt, und daher gibt mir das immer ein gutes Gefühl».

«Mit Veränderung gewinnt man nicht linear eine Medaille»

Mihambo möchte längstens bis zu den Olympischen Spielen in Los Angeles 2028 weitermachen. Dort will der Verband wieder in Mannschaftsstärke und als Teil der Top 5 in der Welt überzeugen. «Wir haben auf jeden Fall Potenziale, die in den letzten Jahren leider nicht wie erhofft ausgeschöpft werden konnten», sagte Mihambo. «Es geht mittelfristig darum, wieder mehr den Anschluss an die internationale Spitze zu finden. Größere Erfolge in der Breite werden sich erst langfristig einstellen.»

Nach den WM-Enttäuschungen von 2022, als es außer Gold für Mihambo und Bronze für die Frauen-Staffel über 4 x 100 Meter keine Medaillen gab, und nach der Nullnummer von 2023 wurden Maßnahmen eingeleitet, mit denen sich der Verband neue Erfolge verspricht. «Aber mit Veränderung gewinnt man nicht linear eine Medaille. Medaillen gewinnen besondere Athleten auf der Basis einer jahrelangen harten Arbeit mit ihren Trainern und Betreuungsteams an einem besonderen Tag», sagte Vorstandsvorsitzender Idriss Gonschinska der Deutschen Presse-Agentur. Diesen besonderen Tag wollen nun Mihambo und Weber erleben.

© dpa ⁄ Christian Kunz und Robert Semmler, dpa
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