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Tschentscher: Hamburg bei Elbtower für Ernstfall gerüstet

Die für den Elbtower zuständige Signa Prime Selection AG hat ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Sollte es auch deren mittelbare Tochter, die Hamburg Elbtower Immobilien GmbH erwischen, dann hat Bürgermeister Tschentscher einen Plan.
Baustelle Elbtower
Blick auf die Elbtower Baustelle in der Hafencity. © Christian Charisius/dpa

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher sieht die Stadt für den Fall eines Totalausfalls des Elbtower-Investors Signa gerüstet. «Die wahrscheinliche Variante ist nicht, dass jetzt fünf Jahre nichts passiert», sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Möglicherweise fänden die privaten Investoren noch eine Lösung und bauten weiter - wie sie es angekündigt hätten. «Auch in einem Insolvenzverfahren würde die Stadt ihre vertraglichen Rechte sichern.» Dazu gehöre ein Wiederkaufsrecht, das die Stadt aber nicht sofort vollziehen müsse. Damit bleibe ausreichend Zeit, die Lage zu prüfen. «Bei einem Rückkauf würden wir den ursprünglichen Kaufpreis in Höhe von 122 Millionen Euro ohne Zinsen und abzüglich von fünf Millionen Euro erstatten und im Gegenzug das Grundstück zurückerhalten.»

Aus Tschentschers Sicht ist das Projekt noch kein Desaster, weil das Weiterbauen jederzeit möglich und auch wirtschaftlich vorteilhaft sei. Anders als bei der Elbphilharmonie liege das Risiko beim Elbtower allein bei den privaten Investoren. «Die Stadt wird keine offenen Rechnungen übernehmen», sagte Tschentscher.

Der Elbtower soll der krönende Abschluss der Hamburger Hafencity werden. Ganz im Osten bei den Elbbrücken soll er entstehen, quasi als Gegenstück zur Elbphilharmonie ganz im Westen: «64 Stockwerke, 245 Meter über dem Meer. Ein neuer Blick auf die Stadt», heißt es auf der Homepage des Elbtowers. Das dritthöchste Gebäude Deutschlands, entworfen vom Londoner Stararchitekten David Chipperfield, soll unter anderem Büros, Geschäfte, Galerien, Restaurants und eine Aussichtsplattform in der 55. Etage beherbergen. Bislang geplante Fertigstellung und Gesamtkosten: 2025 für rund 950 Millionen Euro.

Seit Oktober Stillstand auf der Baustelle

Doch seit Ende Oktober geht auf der Baustelle des Elbtowers nichts mehr. Bei 100 Metern Höhe hat das beauftragte Bauunternehmen Adolf Lupp aus dem hessischen Nidda die Arbeiten eingestellt. Signa habe Rechnungen nicht bezahlt, sagte Geschäftsführer Matthias Kaufmann dem «Hamburger Abendblatt». Angeblich geht es um rund 37 Millionen Euro. Signa selbst äußerte sich dazu auf Anfrage zunächst nicht.

Der Immobilienunternehmer René Benko hatte in der Niedrigzinsphase billige Kredite aufgenommen, finanzstarke Investoren gewonnen und so seine Gruppe stark ausgebaut. Doch die zuletzt gestiegenen Zinsen, Baukosten und Energiepreise haben sein komplexes Firmengeflecht in Schieflage gebracht - so sehr, dass die Signa-Holding und diverse Teilgesellschaften bereits Insolvenz angemeldet haben.

Stadt entscheidet bei Pleite über Zukunft des Grundstücks

Zuletzt hatte es am Donnerstag die für den Elbtower zuständige Signa Prime Selection AG (Innsbruck) erwischt. Sie ist nach Angaben der Stadtentwicklungsbehörde die mittelbare Mutter der bislang nicht insolventen Käufergesellschaft des Elbtower-Grundstücks, der Hamburg Elbtower Immobilien GmbH & Co. KG. Tschentscher sagte, sollte es zu einem Rückkauf kommen, «dann kann die Stadt entscheiden, ob sie zum Beispiel das Grundstück und das Projekt neu vergibt. Theoretisch wäre es auch möglich, das Gebäude zurückzubauen und das Grundstück anderweitig zu nutzen». Die wahrscheinlichste Variante Stand heute sei aber, dass der Elbtower zu Ende gebaut werde - «und zwar genau mit der Architektur und Nutzungsart, die vereinbart wurden».

Tschentscher: Investoren wurden sorgfältig ausgesucht

Mit Blick auf Kritiker, die schon vor der Vergabe vor Benkos Geschäftsgebaren gewarnt hatten, sagte Tschentscher, Signa sei sorgfältig ausgewählt worden - und zwar nicht allein von Politikern, sondern im ersten Schritt von einer Jury besetzt mit international tätigen Stadtplanern, Architekten und Immobilienexperten. Sie hätten die architektonische Qualität und die Realisierungswahrscheinlichkeit beurteilt. «Die Jury hat das Angebot der Signa-Gruppe nach sorgfältiger Prüfung ausgewählt», sagte Tschentscher. Die HafenCity Hamburg Entwicklungsgesellschaft, der Senat und die Bürgerschaft hätten die Entscheidung der Jury dann bestätigt.

Einen Vergleich mit den anderen beiden seit Jahren brachliegenden Großprojekten - dem Paloma-Viertel auf St. Pauli und dem Holsten-Areal in Altona - wollte Tschentscher nicht ziehen. «Die Bayerische Hausbau ist ein seriöses Unternehmen, das es schwer hatte, im Paloma-Viertel auf St. Pauli ein Konzept umzusetzen, das den hohen Anforderungen des Stadtteils und der Bezirkspolitik entspricht.» Ganz anders liege der Fall beim Holsten Areal. «Dort hätte das vereinbarte Konzept schon längst umgesetzt werden können, das Grundstück wurde aber aus spekulativen Gründen mehrfach weiterverkauft.»

Bürgermeister kritisiert Spekulanten

Daran gebe es zu Recht Kritik, aus der Politik und von vielen seriösen Projektentwicklern in Hamburg. Die Stadt habe immer zu ihren Zusagen gestanden. «Nur leider sind unsere Ansprechpartner wechselnd gewesen und haben immer wieder neue Rechnungen aufgestellt, den höheren Grundstückspreis, den sie erwirtschaften müssen, irgendwie auch zu realisieren», sagte Tschentscher. Letzter Eigentümer des durch mehrere Hände gegangenen Holsten-Areals ist die in finanziellen Schwierigkeiten steckende Adler Group, die von Berlin aus operiert, ihren rechtlichen Sitz aber in Luxemburg hat.

© dpa ⁄ Markus Klemm, dpa
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