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Nach 13 Jahren ist Schluss: Schulsenator Rabe tritt zurück

Deutschlands dienstältester Kultusminister nimmt seinen Hut. Nach rund 13 Jahren im Amt ist Hamburgs Schulsenator Rabe überraschend zurückgetreten. Der SPD-Politiker folgt damit dem Rat seiner Ärzte.
Bekeris wird neue Schulsenatorin
Ties Rabe (M, SPD) spricht neben Ksenija Bekeris (SPD) sowie Peter Tschentscher (r, SPD). © Marcus Brandt/dpa

Angela Merkel (CDU) hat es als Kanzlerin gemacht, ihr Nachfolger Olaf Scholz macht es und auch Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (beide SPD) wendet sich regelmäßig per Videobotschaft an sein Publikum. Nur dass es bei ihm nicht so heißt. Sein von Kinderstimmen intonierter Kanal nennt sich «Frag den Rabe!» und beschäftigt sich aktuell in Ausgabe 90 mit der neuen Anmelderunde für die Grund- und Stadtteilschulen sowie für die Gymnasien. In Hamburg herrscht freie Schulwahl. Eine 91. Sendung wird es jedoch nicht mehr geben. Und Rabe wird auch nicht in seinem Büro im 16. Stock der Schulbehörde erfahren, ob die Anmelderunde geklappt hat. Denn der 63-Jährige hat am Montag völlig überraschend aus gesundheitlichen Gründen sein Amt niedergelegt.

«Ich bin nicht lebensgefährlich erkrankt», sagt Rabe am frühen Abend im Hamburger Rathaus. Aber im vergangenen Jahr hätten sich die «gesundheitlichen Probleme, die vor allem ältere Männer in Führungspositionen dann doch heimsuchen, so verstärkt, dass ich sicher bin, jetzt in der kommenden nicht einfachen Zeit der Wahlkämpfe nicht mehr in dem Maße meinem Amt gerecht werden zu können, wie ich das zumindest als Pflichtmensch mir immer vorgenommen habe.»

Neben ihm stehen seine bereits von Partei und Fraktion einstimmig auserkorene Nachfolgerin Ksenija Bekeris, bislang SPD-Partei- und Fraktionsvize, sowie Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), der sagte, er bedauere den Rückzug Rabes, habe aber auch Verständnis dafür. «In seiner Amtszeit wurde Hamburgs Bildungssystem mit großem Erfolg modernisiert und ausgebaut.» In keinem anderen Bundesland hätten sich die Leistungen der Schülerinnen und Schüler so stark verbessert wie in Hamburg. Lege man das Bildungsmonitoring zugrunde, dann sei Rabe der erfolgreichste Kultusminister Deutschlands, sagt Tschentscher.

Rabe tritt nach rund 13 Jahren als Deutschlands dienstältester Kultusminister zurück. Er, geboren in Hamburg-Bergedorf und seit 1992 SPD-Mitglied, ist in seinem ursprünglichen Beruf Gymnasiallehrer für Deutsch, Geschichte und Religion; legte sowohl das erste als auch das zweite Staatsexamen als Jahrgangsbester mit der Note 1,0 ab.

Viel als Lehrer gearbeitet hat er jedoch nicht. Weil damals kaum Lehrer gebraucht wurden, arbeitete er zunächst als Journalist und wechselte dann unter Hamburgs SPD-Chef Scholz im Jahr 2002 als Landesgeschäftsführer in die Parteizentrale in der Kurt-Schumacher-Allee. 2006 verlässt er sie nach Meinungsverschiedenheiten mit dem damaligen SPD-Chef Mathias Petersen jedoch wieder - um am Luisen-Gymnasium in Hamburg-Bergedorf doch noch als Lehrer für Deutsch, Religion, Geschichte und Gemeinschaftskunde anzuheuern.

2008 schafft er den Sprung als SPD-Abgeordneter in die Hamburgische Bürgerschaft, wird schulpolitischer Sprecher und Vorsitzender des Schulausschusses. Die Regierung stellen jedoch CDU und Grüne - damals noch GAL genannt - und die will unter Bürgermeister Ole von Beust (CDU) das Elternwahlrecht an den Schulen kippen, statt der vierjährigen Grundschule eine sechsjährige Primarschule einführen und die Haupt-, Real- und Gesamtschulen in Stadtteilschulen bündeln. 2010 scheitert jedoch Schwarz-Grün mit den Plänen an einem Volksentscheid der Reformgegner.

Übrig blieben die Stadtteilschulen mit der Möglichkeit des Abiturs nach neun Jahren sowie das Abitur nach acht Jahren an den Gymnasien. Nach der vorgezogenen Bürgerschaftswahl 2011, bei der Scholz als Spitzenkandidat für seine SPD die absolute Mehrheit holt, wird Rabe Schulsenator - und schaffte es während all der Jahre den 2010 von SPD, Grünen und CDU verabredeten Schulfrieden fortzuführen, zuletzt verlängert bis 2025.

«Mit Bildungssenator Rabe konnte man einen für unsere Stadt verlässlichen Schulfrieden schließen und auch bei Differenzen im Detail muss man seine Leistung für Hamburgs Schullandschaft anerkennen», sagt sogar der Oppositionsführer und CDU-Fraktionschef Dennis Thering.

2012 wurde Rabe turnusgemäß für ein Jahr Präsident der Kultusministerkonferenz (KMK) und wertete in dieser Funktion vor allem als Erfolg, dass sich die Minister auf Bildungsstandards für das Abitur und gleich schwere Prüfungsaufgaben in Deutsch, Mathematik, Englisch und Französisch einigen konnten.

In seiner Heimatstadt treibt er vor allem den Ausbau der Ganztagsangebote voran, stellt zahlreiche Lehrkräfte ein, startet ein milliardenschweres Schulbauprogramm und verbessert die Bildungsstandards. So schaffte er es, dass Hamburg im Ranking der Bundesländer deutlich besser wurde und etwa im Bildungsmonitor 2023 des Instituts der deutschen Wirtschaft auf Platz vier landete.

Rabe, Vater von drei erwachsenen Kindern, gilt als schnörkelloser Redner, der gerne und oft mit Statistiken und Zahlen hantiert. Kritiker werfen ihm aber oft auch vor, nur Sonntagsreden zu halten und sich auch immer nur jene Daten herauszupicken, die ihm gerade passen. Vor allem während der Corona-Pandemie - auch in Hamburg schlossen Mitte März 2020 wochenlang die Schulen - gab es viel Diskussionsbedarf. Schließlich zeigte sich vor allem da, wie es um den Stand der Digitalisierung an Hamburgs Schulen tatsächlich bestellt war.

Um all diese Dinge muss sich nun Bekeris kümmern. Und diese, selbst seit mehr als acht Jahren als Berufsschullehrerin an einer Fachschule für Sozialpädagogik tätig, hat bereits Schwerpunkte für sich ausgemacht. Sie zählt dazu unter anderem die Berufsbildung und Fachkräftegewinnung, die Schule als Lernort und eine gute Bildungspolitik für die Chancengerechtigkeit. Die 45-Jährige Mutter eines Sohnes sagt aber auch nicht ganz ohne eine Spur von Ehrfurcht vor der langen Amtszeit ihres Vorgängers: «Das sind ganz schön große Fußstapfen von Ties Rabe.»

© dpa ⁄ Markus Klemm und Martin Fischer, dpa
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