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Konjunkturflaute und Sorge vor Trump - EZB senkt Zinsen

Die Sorgen um die Wirtschaft im Euroraum sind groß und könnten unter Donald Trump noch wachsen. Die EZB will die Konjunktur mit einer vierten Zinssenkung ankurbeln - es dürfte nicht die letzte sein.
EZB-Ratssitzung mit Zinsentscheidung
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EZB-Ratssitzung mit Zinsentscheidung
EZB-Ratssitzung mit Zinsentscheidung

Die Europäische Zentralbank (EZB) stemmt sich mit der vierten Zinssenkung in diesem Jahr gegen die schwache Konjunktur im Euroraum. Volkswirte erwarten, dass die Notenbank die Leitzinsen im nächsten Jahr noch deutlich weiter senkt. Denn während sich die EZB beim Kampf gegen die Inflation auf gutem Weg sieht, stellt sie sich auf noch weniger Wirtschaftswachstum in der Eurozone ein als zuletzt erwartet. 

Zudem fürchten die Währungshüter Handelskonflikte mit den USA unter Donald Trump, die die Wirtschaft in Europa zusätzlich belasten könnten. Konkrete Hinweise auf den Zinskurs der Euro-Währungshüter im kommenden Jahr vermied EZB-Präsidentin Christine Lagarde.

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Zinsen sinken weiter: Gut für Kreditnehmer, schlecht für Sparer 

Vorerst verringert der EZB-Rat den richtungsweisenden Einlagenzins um 0,25 Prozentpunkte auf 3,0 Prozent. Diesen Zins erhalten Banken auf Gelder, die sie bei der Notenbank parken. Sparer dürften die erneute Senkung spüren: Sinkende Einlagenzinsen geben viele Institute in Form niedrigerer Tages- und Festgeldzinsen an Kunden weiter.

Der Zins, zu dem sich Banken frisches Geld bei der EZB besorgen können, wird ebenfalls erneut gesenkt, auf nun 3,15 Prozent. Tendenziell sind niedrigere Leitzinsen gut für die Konjunktur: Kredite werden erschwinglicher, Firmen und Privatleute - etwa Hausbauer - kommen günstiger an Finanzierungen und können so für Wirtschaftswachstum sorgen.

Inflationswelle vorüber

Ökonomen hatten mit der EZB-Entscheidung gerechnet, teils hatte es sogar Spekulationen über eine große Zinssenkung von 0,5 Prozentpunkten gegeben. Denn die Gemengelage für die Notenbank ist unübersichtlich: Zwar klingt die Inflation im Euroraum ab und ist weit entfernt vom Höhepunkt der Teuerungswelle nach dem russischen Angriff auf die Ukraine, als die Inflation im Herbst 2022 in der Spitze 10,7 Prozent erreichte. Zuletzt zog die Teuerung im November aber wieder etwas an auf 2,3 Prozent.

Vor allem aber ist ungewiss, wie Trump als Präsident handelt. Sollte er wie angekündigt die Zölle auf Importe aus Europa auf 10 bis 20 Prozent erhöhen, könnte die EU mit Gegenmaßnahmen reagieren. Verlierer eines Handelskriegs wäre wohl gerade die exportstarke deutsche Wirtschaft. Zudem ist nach Deutschland auch Frankreich in die Regierungskrise gerutscht und sieht sich einer bedrohlich hohen Staatsverschuldung gegenüber. Als Motor für Reformen in global schwierigen Zeiten fallen beide Länder aus.

All das hat die Unsicherheit um die Konjunktur noch erhöht. Für das laufende Jahr erwartet die EZB nur noch ein Wachstum von 0,7 Prozent in der Eurozone. Auch die Prognosen für 2025 (1,1 Prozent) und 2026 (1,4 Prozent) fallen pessimistischer aus als zuletzt. 

EZB optimistisch für Inflation

Die Teuerung im Euroraum wird nach Einschätzung der Notenbank dagegen etwas schneller zurückgehen als zuletzt erwartet. Für dieses Jahr rechnet die EZB mit einer Inflationsrate von 2,4 Prozent, im September hatte die EZB noch 2,5 Prozent vorhergesagt. 2025 rechnet sie mit einer Rate von 2,1 Prozent.

Die Notenbank zeigte sich zuversichtlich, dass sich die Inflation «nachhaltig im Bereich des mittelfristigen Zielwerts des EZB-Rats von zwei Prozent einpendeln wird». Wenn Preise zu stark steigen, ist das Gift für die Wirtschaft: Dann verlieren Verbraucher Kaufkraft. Es sei zu früh, «den Sieg über die Inflation zu verkünden», sagte Lagarde. Aber es sei bereits viel erreicht worden. Zugleich seien die Auswirkungen möglicher Handelskonflikte auf die Inflation unklar. 

Deutliche Zinssenkungen 2025 erwartet

Einige Ökonomen erwarten angesichts der schwachen Konjunktur, dass die EZB bis kommenden Sommer die Leitzinsen bei jedem Zins-Entscheid senken wird. «Das war nicht der letzte Schritt nach unten», glaubt Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater. «Inzwischen haben die Konjunkturpessimisten im EZB-Rat ein großes Gewicht. Die Leitzinsen werden sich im kommenden Jahr mindestens auf ein neutrales Niveau von 2 Prozent abwärts bewegen.»

Mit dem neutralen Niveau ist gemeint, dass die Leitzinsen die Konjunktur weder bremsen noch anschieben. EZB-Direktorin Isabel Schnabel schätzte dieses Niveau jüngst auf zwei bis drei Prozent und warnte vor zu starken Zinssenkungen. Frankreichs Notenbankpräsident sprach sich dagegen für starke Zinssenkungen aus.

Zwischen Konjunkturflaute und Restrisiken für die Inflation

Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Kramer plädiert für einen vorsichtigen Kurs, auch mit Blick auf steigende Löhne im Euroraum, die die Inflation tendenziell treiben. «Außerdem könnte die EU Strafzölle gegen die USA erheben und die Inflation so anschieben.» Und Marija Kolak, Präsidentin des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, sieht zusätzliche Inflationsgefahren wegen der Konflikte im Nahen Osten, «wenn dies zu einem deutlichen Anstieg der Ölpreise führt».

Beim Abwägen zwischen Sorgen um das Wachstum und die Inflation habe die EZB einen Kompromiss getroffen, resümiert ING-Ökonom Carsten Brzeski. «Für weitere Schnitte steht die Tür weit offen.»

© dpa ⁄ Jörn Bender und Alexander Sturm, dpa
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