Die nach dem Corona-Einbruch zu beobachtende leichte Erholung auf dem Ausbildungsmarkt scheint vorerst wieder gestoppt. Nach einer Zunahme neu abgeschlossener Ausbildungsverträge in den vergangenen drei Jahren ist die Zahl in diesem Jahr wieder leicht zurückgegangen. Wie das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) mitteilte, wurden zum Stichtag 30. September 486.700 duale Ausbildungsverträge neu geschlossen, 2.500 weniger als im Vorjahr und immer noch 38.300 weniger als im Vor-Corona-Jahr 2019.
Bewerber und Unternehmen finden nicht zusammen
Ein Problem bleibt laut BIBB, dass viele Betriebe und Interessenten aus verschiedensten Gründen nicht zusammenfinden: 70.400 Bewerber hatten zum Stichtag noch keine Lehrstelle gefunden. Dem standen 69.400 unbesetzte Ausbildungsplätze gegenüber. Das Angebot an Ausbildungsstellen nahm den Angaben zufolge um 6.500 Plätze ab und liegt nun bei 556.100. Dem standen 557.100 Interessenten gegenüber, ein Anstieg um 4.200.
Konjunkturflaute schlägt durch
BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser nannte es zwar positiv, dass die Nachfrage weiter steigt. «Auf der anderen Seite betrachte ich jedoch mit großer Sorge, dass die aktuelle konjunkturelle Schwäche anscheinend auf den Ausbildungsmarkt übergreift, da die Zahl der neu abgeschlossenen dualen Ausbildungsverträge nicht weiter gestiegen ist», fügte er hinzu.
Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) reagierte besorgt. «Die rückläufige Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist ein deutliches Alarmzeichen», sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack. Schwache Konjunktur und Pläne zum Stellenabbau würden den Ausbildungsmarkt wahrscheinlich weiter in Mitleidenschaft ziehen. Sie appellierte an die Unternehmen: Wenn diese jetzt nicht ihre Verantwortung für Ausbildung ernst nähmen, sei der Fachkräftemangel auch in Zukunft vorprogrammiert.
Wirtschaft fordert Maßnahmen gegen Passungsprobleme
«Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gehen nicht spurlos am Ausbildungsmarkt vorbei. Vor allem in der Industrie schlagen die globalen Herausforderungen, vor denen Ausbildungsbetriebe stehen, am ehesten durch», sagte Nico Schönefeldt von der Deutschen Industrie- und Handelskammer.
Er fügte hinzu, dass es neben den wirtschaftlichen Herausforderungen erhebliche berufliche, regionale und qualifikatorische Probleme gebe, Angebot und Nachfrage zusammenzubringen. Für Abhilfe forderte er ein vergünstigtes Deutschlandticket für Azubis, eine verbesserte Berufsorientierung für Jugendliche und eine Stärkung der Ausbildungsreife.