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Sind Stofftaschentücher wirklich unhygienisch?

Schnief! Im Laufe einer Erkältung kann ein ganzer Berg Papiertaschentücher zusammenkommen - und damit viel Müll. Die Alternative: Stofftaschentücher. Wie sieht es da mit der Hygiene aus?
Stofftaschentücher hängen auf einer Leine
Können Stofftaschentücher nach der Benutzung gut trocknen, überleben Viren und Bakterien darauf weniger lang. © Laura Ludwig/dpa-tmn

Welche Gedanken ploppen in Ihrem Kopf auf, wenn Sie das Wort «Stofftaschentuch» hören? Vielleicht erinnert es Sie an Ihre Großeltern. Vielleicht denken Sie aber auch: «Igitt, wie eklig!» Dieser Ruf haftet den Stoff-Varianten häufig an. 

Geht es um Nachhaltigkeit, gibt es allerdings gute Gründe, in Stoff statt in Papier zu schnäuzen. Denn für die Herstellung von Hygienepapieren, wozu auch Papiertaschentücher zählen, braucht es viel Holz, Energie und Wasser, so das Umweltbundesamt. Dazu kommt: Weil benutzte Einmal-Taschentücher im Restmüll entsorgt werden, gehen sie dem Papierkreislauf verloren. Aus ihnen kann also kein neues Papier entstehen. 

Für die Herstellung von Stofftaschentüchern, die oft aus Baumwolle bestehen, werden zwar auch Ressourcen benötigt. Doch diese Taschentücher lassen sich viele Male wiederverwenden, für sie ist selbst in der vollsten Waschmaschinen-Trommel noch Platz. 

Wie es mit der Hygiene von Stofftaschentüchern aussieht 

Vorher landen die benutzten Stofftaschentücher aber oft in Hosen- oder Jackentasche, liegen vielleicht in der Wohnung herum oder im Wäschekorb. Sind die textilen Varianten damit grundsätzlicher unhygienischer als die aus Papier? 

So genau lässt sich das nicht sagen. Es gibt kaum belastbare Studien, die einen Hygienevergleich von Einmal- und Stofftaschentüchern vornehmen, so Markus Egert, Professor für Mikrobiologie und Hygiene an der Hochschule Furtwangen. Geht es um Hygiene, gibt es dem Experten zufolge allerdings einen Grundsatz: «Einmal-Produkte sind hygienisch am besten - wenn auch nicht unbedingt am nachhaltigsten.» Das gilt auch für Taschentücher. 

Wurde man von einem Infekt erwischt, gilt nämlich: «Die Konzentration von infektiösen Bakterien und Viren im Nasensekret ist sicher sehr hoch», so Egert. «Im Taschentuch leben sie - dank der Feuchte und Nährstoffe im Schleim - weiter beziehungsweise bleiben länger infektiös, sicher mehrere Stunden, vielleicht Tage.» 

Da macht es einen Unterschied, ob ein benutztes Taschentuch im Müll landet oder man es - wie im Falle eines Stofftaschentuchs - weiter mit sich herumträgt. Denn fasst man an das benutzte Tuch und dann auf andere Oberflächen wie etwa Türklinken, können sich auf diesem Wege auch andere anstecken.

«Wenn überhaupt machen Stofftaschentücher bei Heuschnupfen Sinn, wenn man keine Erreger verbreitet», lautet das Fazit des Hygiene-Experten. Bei akuten Erkältungen sind aus seiner Sicht Einmal-Taschentücher die beste Wahl. Wer da etwas nachhaltiger unterwegs sein will, wählt Recycling-Taschentücher, die aus Altpapier hergestellt sind. 

Wer dennoch Stofftaschentücher benutzen möchte, sollte Markus Egert zufolge darauf achten, dass sie anschließend nicht zusammengeknüllt werden, sondern trocknen können. Doch er hat Zweifel daran, wie praktikabel das ist. Ebenfalls sinnvoll: Hände waschen, nachdem man die Stofftaschentücher berührt hat - und sie unterwegs in einem separaten Beutel verstauen. 

Stofftaschentücher richtig waschen - so geht's

Und natürlich sollten Stofftaschentücher regelmäßig gewaschen werden. Sind sie bei einer Erkältung zum Einsatz gekommen, sollte das bei einer Temperatur von 60 Grad passieren - und zwar mit einem Voll- oder Universalwaschpulver mit Bleichmitteln, rät Bernd Glassl vom Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel (IKW): «Bleichmittel sind in diesen Waschmitteln enthalten, um farbige Flecken zu entfernen, wirken aber auch gegen Viren und Bakterien, insbesondere in Kombination mit höheren Temperaturen.» In Flüssigwaschmitteln sind allerdings keine Bleichmittel enthalten.

Wird bei 60 Grad gewaschen und bleichmittelhaltiges Waschmittel verwendet, müssen benutzte Stofftaschentücher übrigens nicht separat in die Maschine. «Man kann problemlos weitere Textilien mitwaschen, also zum Beispiel weiße Bettwäsche», sagt Bernd Glassl. 

Stichwort andere Textilien: «Wenn benutzte Stofftaschentücher feucht im Wäschekorb liegen, kann es natürlich passieren, dass andere Textilien, die mit ihnen in Kontakt kommen, auch kontaminiert werden», sagt Bernd Glassl. Werden die nur bei 30 Grad gewaschen, können Erreger überleben. Wer sichergehen will, sollte benutzte Stofftaschentücher daher nur zusammen mit Textilien aufbewahren, die ebenfalls bei 60 Grad und mit bleichmittelhaltigem Waschmittel gewaschen werden.

© dpa ⁄ Ricarda Dieckmann, dpa
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