The Strays, das Langfilm-Regiedebüt von Nathaniel Martello-White, erweist sich während des Schauens als Genre-Wundertüte. Der Netflix-Film beginnt als Mystery-Horror, wandelt sich anschließend zu einem Psychodrama, nur um dann doch als waschechter Home-Invasion-Thriller zu enden.
Aus diesem Mix entstand ein interessantes Werk mit Jordan Peele-Vibes, das dessen starkes Gespür für Atmosphäre, aber auch die erzählerischen Schwächen des „Nope”-Regisseurs teilt. Nichtsdestotrotz wird The Strays zweifellos viele Netflixer:innen nachhaltig beschäftigen, was vor allem mit dem erschütternden Ende des Films zu tun haben dürfte.
Wir liefern Dir in unserer Erklärung Antworten auf die Fragen, die die Schlussszene und andere Handlungsstränge des Thrillers möglicherweise bei Dir hinterlassen haben.
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The Strays – Die Handlung: Darum geht es im Film
Das Leben von Neve Williams (Ashley Madekwe) scheint perfekt: Sie lebt mit ihrem Mann Ian (Justin Salinger) und den gemeinsamen Kindern Sebastian (Samuel Small) und Mary (Maria Almeida) in einem schicken Londoner Vorort. In ihrem Job als stellvertretende Direktorin einer Privatschule wird sie ebenso geschätzt wie für ihr Engagement als Charity-Lady in der Nachbarschaft.
Die Idylle aus Familienleben, Traumhaus und Nachmittags-Teekränzchen mit Freundinnen beginnt jedoch zu bröckeln, als plötzlich zwei fremde Personen (Jorden Myrie, Bukky Bakray) in der Kleinstadt auftauchen. Ob auf der Arbeit, im Café oder zuhause – die beiden mysteriösen Gestalten scheinen Neve überall zu beobachten. Die Familienmutter fühlt sich bedroht, während sich ihre Mitmenschen über das zunehmend merkwürdige Verhalten Neves wundern.
Leidet die sonst so gefasste und selbstbewusste Frau etwa an Verfolgungswahn oder ist ihre Paranoia tatsächlich begründet? So oder so: Neves persönlicher Albtraum hat bereits begonnen…
Du hast Nope von Jordan Peele gesehen und noch Fragen? Hier ist unsere Erklärung zu dem Sci-Fi-Horror.
Achtung, hier folgen Spoiler zu The Strays!
The Strays erklärt: Wer ist Neve wirklich?
Eigentlich verrät bereits die Anfangsszene des Films, dass Neve einst ein ganz anderes Leben führte. In Wirklichkeit heißt sie nämlich Cheryl Blake und lebte in einer Hochhaussiedlung in ärmlichen Verhältnissen. Damals war sie bereits mit einem anderen Mann namens Michael verheiratet und arbeitete als stellvertretende Verkaufsleiterin. Doch Cheryl war die soziale Benachteiligung als Schwarze Frau und ihre allgemeinen Lebensumstände leid.
Überfordert von ihrer Gesamtsituation traf sie schließlich eines Tages einen drastischen Entschluss: Ohne sich zu verabschieden oder zu erklären, verließ sie ihre Wohnung und kam nie wieder zurück. Damit ließ sie nicht nur ihr altes Leben hinter sich, sondern auch ihre zwei kleinen Kinder Carl und Dione im Stich. Eine unfassbare Tat, die letztendlich nicht folgenlos bleibt.
Traumatisierte Geschwister: Welchen Plan verfolgen Carl und Dione?
Jahre später sind aus den beiden Verlassenen junge Erwachsene geworden, die ihre Mutter ausfindig machen konnten und sie nun mit ihrem Verhalten konfrontieren wollen. Zuvor schleichen sie sich jedoch stückweise in „Neves” Leben, um einen Einblick in ihre neu aufgebaute Existenz zu erhalten.
Carl arbeitet unter dem Namen Marvin als Hausmeister in Neves Schule und freundet sich dabei mit ihrem Sohn Sebastian, seinem Halbbruder, an. Dione hingegen nennt sich Abigail, tritt eine Stelle in Ians Versicherungsbüro an und gewinnt das Vertrauen ihrer nichtsahnenden Halbschwester Mary, Neves „neuer” Tochter.
Beide lernen dadurch die Privilegien ihrer Halbgeschwister kennen, von denen Carl und Dione bisher nur träumen konnten: Wohlstand, Familie und Zukunftschancen. Ihre Aussagen im Finale des Films deuten an, dass sie nach der Flucht ihrer Mutter eine furchtbare Zeit voller Missbrauch, psychischer Probleme und Verzweiflung durchmachen mussten. Ihre berechtigte Verletztheit und Verbitterung schlagen schließlich in Hass um, als sie merken, dass Cheryl/Neve entgegen aller Behauptungen weiterhin nichts mit ihnen zu tun haben will. Stattdessen versucht diese, Carl und Dione mit Geld zu bestechen, um sie wieder aus ihrem Leben zu entfernen.
Als Reaktion auf diese erneute Zurückweisung verschaffen sich Carl und Dione eines Nachts Zutritt zum Haus der Williamses, um für eine „Familienzusammenführung” zu sorgen. Ob sie dabei von Anfang an tödliche Absichten verfolgen, ist nicht gänzlich klar. Wahrscheinlich ist aber eher, dass nur die Geiselnahme von Cheryl/Neve, Ian, Sebastian und Mary geplant war. Als traumatisierte Menschen, die buchstäblich nichts mehr zu verlieren haben und deshalb gleichgültig gegenüber ihrem zukünftigen Schicksal sind, handeln die Geschwister nach ihrem Einbruch vermutlich eher impulsiv und von Wut getrieben.
So schaukelt sich die ohnehin schon bedrohliche Situation in dem Haus stetig nach oben, was letztendlich in der Tötung Ians durch Carl gipfelt. Dies war sicher nicht die ursprüngliche Intention des jungen Mannes und seiner Schwester. Vielmehr ist ihre Gewalt das Resultat ihres tiefliegenden Schmerzes aufgrund der unglaublichen Härte und Ungerechtigkeit, die ihnen widerfahren ist. Ein normales, harmonisches Leben wurde ihnen bislang verwehrt, weshalb sie es sich nun einfach „nehmen”.
The Strays: Das Ende des Films erklärt
Konfrontiert mit den Folgen ihrer damaligen Flucht, zeigt Cheryl/Neve am Ende ihr wahres Gesicht. Zwar wahrt sie äußerlich den Schein, dass alles wieder in Ordnung kommen könnte, insgeheim ist sie von der Situation jedoch erneut überfordert. Statt sich mit ihrer schrecklichen Tat ernsthaft auseinanderzusetzen und sich den von ihr verletzten Menschen zu stellen, agiert sie abermals feige und selbstsüchtig.
Während sie den bestellten Essenslieferanten bezahlt, nutzt sie die Gelegenheit, um nun auch aus ihrem aktuellen Leben zu fliehen. Genau wie damals nimmt sie dabei keine Rücksicht auf die von ihr zurückgelassenen Menschen. Auf visueller Ebene unterstreicht Regisseur Martello-White diese Wiederholungstat, indem er Cheryl/Neve kurz in einen Spiegel blicken lässt. Dies tat sie nämlich schon in der Anfangsszene von The Strays, als sie ihre ursprüngliche Familie verließ.
Obwohl sie nun mit eigenen Augen gesehen hat, was ihr unentschuldbares Verhalten mit Carl und Dione angestellt hat, übernimmt sie keine Verantwortung dafür. Im Gegenteil: Sie begeht den augenscheinlichen Fehler von damals ein zweites Mal und überlässt Sebastian und Mary ihrem Schicksal. Das Ende des Films gleicht einem Schlag in die Magengrube, da es zeigt, was für ein kaltherziger und egozentrischer Mensch Cheryl/Neve ist.
Was mit ihr passieren wird, lässt sich zwar nur spekulieren, viel Fantasie braucht es dafür aber nicht. Vermutlich wird sie auch dieses Mal ihre Vergangenheit einfach „auslöschen” wollen und woanders ein neues Leben beginnen. Es braucht eben nicht immer Monster oder Serienkiller in einem Film, um das wahre Böse zu zeigen.
Auch im Netflix-Thriller „I Came By” tun sich menschliche Abgründe auf: Lies hier unsere Erklärung zu dem Film.
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Was hat das Ende von The Strays bei Dir ausgelöst? Hattest Du mit diesem Schluss gerechnet? Teile mit uns Deine Gedanken zum Film und hinterlasse einen Kommentar!
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