Ein Regiedebüt, das es in sich hat: Jordan Peele („Nope“) war lange als Komiker bekannt, bis er mit Get Out alles änderte. Sein intelligenter Horrorfilm warf nicht nur einen erfrischend neuen Blick auf das Genre, sondern brachte dazu auch noch jede Menge beißende Gesellschaftskritik mit. Ein Oscargewinn für das beste Originaldrehbuch war die Belohnung.
Im Mittelpunkt dieser psychologischen Achterbahnfahrt steht der Schwarze Chris Washington (Daniel Kaluuya), der nach fünf Monaten Beziehung endlich die Eltern seiner Weißen Freundin Rose Armitage (Allison Williams) kennenlernt. Doch das Treffen auf dem abgelegenen Anwesen entwickelt sich schnell zum Albtraum. Denn nicht nur Roses Eltern Dean (Bradley Whitford) und Missy (Catherine Keener) verhalten sich verdächtig. Auch die afroamerikanischen Hausangestellten der Familie haben etwas Seltsames an sich.
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Get Out: Das Ende und der Coagula-Kult erklärt
Im Laufe der Handlung von Get Out findet Chris heraus, dass die Familie Armitage und einige ihrer Freund:innen Mitglieder einer geheimen Sekte namens Coagula sind. Zusammen mit ihren reichen und gewissenlosen Mitstreiter:innen locken sie schon seit Jahren Afroamerikaner:innen zu sich, um ihr eigenes Bewusstsein durch eine Operation in die Körper ihrer unwissenden Opfer zu transplantieren. Auch seine Freundin Rose weiß davon und hat ihn sogar bewusst für diesen Zweck in das Haus ihrer Eltern gelockt.
Die Mitglieder des Coagula-Kults versprechen sich davon ein längeres Leben und die Linderung ihrer Leiden. Der reiche, aber blinde Galerist Jim Hudson (Stephen Root) ersteigert Chris bei einer als Bingo getarnten Auktion und will sein Bewusstsein in dessen Körper transferieren, um wieder sehen zu können. Die Opfer werden durch Hypnose gefügig gemacht, von Dean operiert und dämmern dann für den Rest ihres Lebens im sogenannten „versunkenen Bereich“ vor sich hin.
Hinter dieser Praxis steckt Roses Großvater, der einst ein Rennen gegen den Olympiasieger Jessie Owens verlor. Dieses Erlebnis scheint ihn in einer Art verrücktem Rassenwahn davon überzeugt zu haben, dass Schwarze physisch überlegene Menschen sind. Aus diesem Grund war es sein Wunsch, sein Bewusstsein in den Körper eines Afroamerikaners zu verpflanzen. Ob das den Opfer gefällt oder nicht, war ihm und seinen Nachfolger:innen im Coagula-Kult aber stets egal.
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Wie wird Chris hypnotisiert?
Wie die anderen Afroamerikaner:innen wird auch Chris von Missy hypnotisiert und damit gefügig gemacht. Beide sprechen über ein traumatisches Erlebnis aus seiner Kindheit: Seine Mutter starb und er konnte ihr nicht helfen. Die damit verbundenen Emotionen dienen Missy als Angriffspunkt. Mit dem Klirren eines Löffels in einer Teetasse hypnotisiert sie Chris und versetzt ihn in den versunkenen Bereich.
Ähnlich verfährt Missy mit den afroamerikanischen Hausangestellten Georgina (Betty Gabriel) und Walter (Marcus Henderson), die Chris vor der Hypnose kennengelernt hat. Beide schenkten ihm jedoch keine Beachtung. Walter läuft einfach an ihm vorbei, Georgina beobachtet ihr Spiegelbild in einem Fenster. Auch sie befinden sich im versunkenen Bereich, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint. Später stellt sich heraus, dass in Georgina Roses Großmutter und in Walter Roses Großvater steckt.
Bei einem Treffen der Armitage-Familie mit ihren reichen Freund:innen erkennt Chris, dass es offenbar doch eine Möglichkeit gibt, die Menschen aus dem versunkenen Bereich zu befreien. Im Garten trifft er auf Andre (LaKeith Stanfield), der ebenfalls apathisch reagiert. Chris macht ein Foto mit seinem Smartphone und der Blitz weckt Andre auf. Panisch drängt er Chris dazu, schleunigst zu verschwinden.
Was passiert mit Chris und Rose? So endet Get Out
Nach der Hypnose wacht Chris an einen Sessel gefesselt auf und sieht ein Informationsvideo, in dem alles erklärt wird. Er kann eine Hand befreien und steckt sich Füllmaterial aus dem Sessel in die Ohren, um einer weiteren Hypnose zu entgehen. Als Jeremy (Caleb Landry Hones) ihn sedieren will, kann er sich komplett befreien und seine Peiniger:innen nach und nach ausschalten. Zusammen mit Georgina macht sich Chris aus dem Staub.
Auf der Flucht mit dem Auto wendet sich Georgina jedoch gegen ihn und verursacht einen Unfall. Rose und Walter sind den beiden gefolgt und wollen Chris töten. Walter will es selbst tun. Doch da erinnert sich Chris an das Blitzlicht, das Andre zurückgebracht hat, und setzt es gegen Walter ein. Daraufhin erwacht der echte Walter aus dem versunkenen Bereich, schießt auf Rose und dann auf sich selbst.
Überwältigt von seinen Gefühlen kniet Chris über Rose und will sie erwürgen, bringt es aber nicht zu Ende. Als ein Streifenwagen am Tatort eintrifft, sieht alles so aus, als hätte Chris die Menschen getötet und Rose schwer verletzt. Doch zum Glück ist es sein Freund und TSA-Agent Rod (Lil Rel Howery), der bereits Verdacht geschöpft hat und weiß, was die Armitages getan haben. So ist Chris am Ende von Get Out in Sicherheit.
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So kann der Film interpretiert werden
Rassismus ist das vorherrschende Thema in Get Out. Vor diesem Hintergrund lässt sich der Horrorfilm interpretieren. Dabei geht es nicht nur um den offensichtlichen Rassismus, wie er sich zum Beispiel anfangs bei der offensichtlich rassistisch motivierten Polizeikontrolle ausdrückt. Es geht auch um eine Form des Rassismus, die Schwarze Menschen idealisiert und gleichzeitig ausbeutet. Diese Idealisierung hat weder etwas mit der Realität zu tun, noch zeugt sie von Respekt oder Interesse an der Schwarzen Erfahrung in der Gesellschaft: Sie dient lediglich dem Selbstzweck und der eigenen Profilierung und Bereicherung.
Die Familie Armitage und ihr Kult konzentriert sich ausschließlich auf die körperlichen Attribute ihrer Opfer. Exemplarisch dafür ist die Gartenparty, auf der Chris auf seine Sportlichkeit und seine scharfen Augen reduziert wird. Was die Menschen wirklich charakterlich ausmacht, wird völlig ignoriert. Es interessiert die Armitages schlichtweg nicht, da sie sich von Chris’ Charakter keinen Nutzen versprechen. Denn die Körper der Afroamerikaner:innen sollen im wahrsten Sinne des Wortes nur leere Hüllen sein, in denen das Bewusstsein der weißen Ordensmitglieder Platz haben soll. Sie sind metaphorisch gesehen Projektionsflächen, von denen sich der Kult die Erfüllung ihrer Träume erfüllt.
Mit diesem Twist kritisiert Regisseur Peele auch die breite liberale Gesellschaft, wie er in einem Interview mit der New York Times verriet: „Die liberale Elite, die kommuniziert, dass wir in keiner Weise rassistisch sind, ist genauso ein Problem wie alles andere. Dieser Film geht um die fehlende Anerkennung, dass Rassismus existiert.“
Das alternative Ende von Get Out erklärt
Es gibt übrigens ein alternatives Ende von Get Out. Auch hier kniet Chris über Rose. Aber statt seines Freundes Rod steigt ein Polizist aus dem Auto. Chris kann seine Unschuld nicht beweisen und landet schließlich hinter Gittern. Damit ist das alternative Ende von Get Out fast schon die Version, die einem als Zuschauer:in erwartbarer erscheint. Oder zumindest spielt der Film mit dieser Erwartungshaltung.
Es ist, wie es Jordan Peele im Interview mit Vanity Fair ausdrückt:
In dem Moment, als am Ende des Films das Polizeiauto auftaucht, wissen wir alle, was passieren wird. Der Fakt, dass wir alle wissen, was passieren wird, ist der Punkt. Das ist die Katharsis.
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