Julius Robert Oppenheimer (Cillian Murphy) ist theoretischer Physiker und beschäftigt sich vor allem mit dem Gebiet der Quantenmechanik. Während des Zweiten Weltkriegs übernimmt Oppenheimer die Leitung des Manhattan-Projekts und beteiligt sich damit am Bau der ersten Atombombe. Gemeinsam mit General Groves (Matt Damon) und anderen Wissenschaftler:innen errichtet er in New Mexico das Los Alamos National Laboratory. Doch als Oppenheimer realisiert, welch gewaltige Auswirkungen die Nuklearwaffe mit sich bringt, nimmt er Abstand von dem Forschungsprojekt. Als Folge fällt der Physiker mehr und mehr in Ungnade bei Lewis Strauss (Robert Downey Jr.), dem Vorsitzenden der Atombehörde der USA – mit ungeahnten Konsequenzen.
Oppenheimer: Der Physiker und die Politik
Das Biopic Oppenheimer steigt mit einer Szene ein, in der der Protagonist von einem Ausschuss befragt wird. Das Komitee soll überprüfen, ob die Sicherheitsfreigabe für das Atomforschungsprogramm für Oppenheimer verlängert werden soll, was unmittelbare Konsequenzen für sein Wirken und seinen Ruf haben wird. Diese Untersuchung und das ganze Politikum drumherum dienen zunächst als Rahmen für die Lebensgeschichte des Physikers. Regisseur und Drehbuchautor Christopher Nolan stützt seine Story dabei auf die Biographie von Kai Bird (Originaltitel: „American Prometheus: The Triumph and Tragedy of J. Robert Oppenheimer). Der dreistündige Film glänzt mit bekannten Persönlichkeiten wie Ernest Lawrence (Josh Hartnett), Edward Teller (Benny Safdie) und Werner Heisenberg (Matthias Schweighöfer) sowie einer dicht erzählten und packenden Lebensgeschichte.
Großartig in Szene gesetzt auch ganz ohne CGI-Effekte
Regisseur Christopher Nolan hat zuletzt in einem Interview mit dem US-Filmmagazin Collider klargestellt, dass Oppenheimer komplett auf computererstellte Spezialeffekte (kurz CGI) verzichtet. Nolan hat sich – gemeinsam mit seinem Visual Effects Supervisor Andrew Jackson – einfacher Methoden wie Nahaufnahmen von flirrenden Lichtern bedient, die Oppenheimers Vorstellung von Quantenmechanik einfangen sollten. Wir haben jedoch den Eindruck, dass die Charaktergestaltung und deren Verbindung zueinander zu sehr überhandnimmt und der visuelle Aspekt des Biopics im Vergleich ein wenig auf der Strecke bleibt. Wir hätten uns an der ein oder anderen Stelle deswegen weniger Charakterformung und stattdessen mehr von Nolans sonst bekannter bildhafter Inszenierung gewünscht.
Fantastischer Cast aber zu viel Politik
Die Besetzungsliste von Oppenheimer liest sich wie die Einladungsliste einer wichtigen Filmverleihung: Cillian Murphy als Oppenheimer, Emily Blunt als Oppenheimers Frau Kitty, Matt Damon als General Groves, Robert Downey Jr. als Lewis Strauss, Josh Hartnett, Kenneth Branagh, Florence Pugh, Jason Clarke, Alden Ehrenreich, Rami Malek und viele weitere geben sich die Klinke in die Hand. Es gibt schon fast zu viele Schlüsselrollen, die mit großen Namen besetzt worden sind, denn Oppenheimer verlangt Dir einiges an Konzentration ab.
Zahlreiche Figuren, unter anderem viele bedeutende Physiker und amerikanische Politiker, werden eingeführt und miteinander verwoben. Gerade in der zweiten Hälfte, in der es mehr um Politik als um Physik geht, stiftete das bei uns etwas Überforderung. Falls Du Dich aber bereits mit Oppenheimers Geschichte beschäftigt hast, wirst Du Deine Freude an diesem Detailreichtum haben.
Uns hat hingegen besonders Murphys Darstellung vom Physiker Oppenheimer abgeholt. Mit seinem stechenden Blick, dem verschmitzten Lächeln und der Konzentrationsfalte auf der Stirn mimt er den Protagonisten so überzeugend, dass wir oftmals die anderen Schauspieler:innen aus den Augen verlieren. Aber gerade der Nebencast hat uns mitgerissen, allen voran Robert Downey Jr., Matt Damon und Alden Ehrenreich. Schade fanden wir hingegen, dass die beiden wichtigen weiblichen Figuren Kitty Oppenheimer und Jean Tatlock, gespielt von Emily Blunt und Florence Pugh, eine doch sehr untergeordnete Rolle gespielt haben. Hier hätten wir uns mehr emotionalen Tiefgang gewünscht und dafür weniger politische Verstrickungen in der zweiten Hälfte.
Ein Dreistunden-Epos mit detaillierten Einblicken in Oppenheimers Forschungen
Der Film beleuchtet anfangs die Verstrickungen zwischen Oppenheimer und diversen anderen Charakteren und fokussiert sich in der zweiten Hälfte auf die politischen Nachwirkungen der Forschungen des Physikers. Wahnsinnig dicht komponiert erzählt der Regisseur das eindrucksvolle Leben von Oppenheimer, ohne dass der Film je richtig langatmig zu werden. Wir empfehlen Dir allerdings, Dir kurz vorm Gang ins Kino einen kurzen Überblick über Oppenheimers Leben zu verschaffen, damit Du alle Zusammenhänge besser verstehen kannst. Sie sind nämlich nicht nur essenziell für die Story des Films, sondern auch damit Du das Projekt, das bis heute Auswirkungen auf unsere Menschheit hat, nachvollziehen kannst. Nicht zuletzt dafür ist Oppenheimer einer der eindrucksvollsten Filme des Jahres.
Oppenheimer in der Kritik: Unser Fazit
Solltest Du Dich auf ein bildgewaltiges Epos rund um die erste Atombombe freuen, könntest Du etwas enttäuscht werden. Dennoch ist Nolans Werk mitreißendes Biopic, das vor allem Oppenheimers Arbeit als Physiker, sein Verhältnis zu seinen Mitstreiter:innen aber auch seinen inneren Konflikt beleuchtet. Der Film dokumentiert somit für uns wichtige historische Ereignisse – denn was mit Oppenheimer begann, wirkt bis heute und wahrscheinlich noch lange in die Zukunft nach. Ein Streifen, der wirklich sehenswert ist, wie wir finden.
Genre: | Biopic, Drama |
Bundesstart: | 20. Juli 2023 |
Laufzeit: | 181 Minuten |
FSK: | Ab 6 Jahren freigegeben |
Regie: | Christopher Nolan |
Drehbuch: | Christopher Nolan |
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