Auf dem langen Weg nach Austin musste Mick Schumacher den nächsten schweren Rückschlag verdauen. Wieder nichts mit einem Comeback in der Formel 1. Wieder vorher viel Lob von Experten und auch Teamchefs, und dann doch wieder kein Zuschlag bei der Cockpit-Vergabe. Im 21-jährigen Argentinier Franco Colapinto setzt Williams in der Übergangszeit bis zur Ankunft von Carlos Sainz von Ferrari lieber auf einen Neuling - und das dürfte schon in den nächsten Rennen auf eine echte Probe gestellt werden.
«Man kann diese Entscheidung vielleicht respektieren, weil Colapinto ein Fahrer aus der Nachwuchsförderung von Williams ist. Ich halte sie aber aus Leistungssicht für absurd und nicht sinnvoll», sagte Mick Schumachers Onkel Ralf Schumacher der Deutschen Presse-Agentur. «Ich glaube, das Risiko für den Rennstall und auch den Fahrer ist viel, viel höher, als hätten sie jemanden mit Erfahrung wie Mick reingesetzt», betonte der 49 Jahre alte ehemalige Formel-1-Pilot und jetzige Sky-Experte mit Blick auf die neun verbleibenden Grand-Prix-Rennen.
Am Wochenende geht es mit Highspeed über den Kurs in Monza, danach fordern die engen Stadtkurse mit maximaler Unfallgefahr in Aserbaidschan und Singapur die Piloten bis aufs äußerste - erst recht einen, der bisher noch kein Formel-1-Rennen bestritten hat.
Über die Hintergründe kann viel spekuliert werden, Colapinto wird auf jeden Fall von solventen Sponsoren gestützt. Auch aus Management-Sicht gebe es aber «keinen Betrag der Welt», der diese Entscheidung rechtfertige, betonte der 49 Jahre alte Ralf Schumacher.
Doch wie geht es nun weiter, nachdem sein Neffe binnen nicht mal einer Woche den zweiten schweren Hoffnungsdämpfer hinnehmen musste. Erst vor wenigen Tagen hatte Mick Schumacher das Rennen um das Cockpit 2025 bei Alpine gegen den designierten Rookie Jack Doohan aus Australien verloren.
Mick Schumachers Vater Michael ließ sich auch von einem Mantra während seiner ruhmreichen Formel-1-Karriere immer steuern: Solange es rechnerisch noch möglich ist. Mick Schumacher bleibt ebenfalls keine andere Wahl. Die letzte Hoffnung heißt Audi, wo im kommenden Jahr noch unter dem Namen Sauber allerdings in Nico Hülkenberg schon ein deutscher Fahrer gesetzt ist.
Formel 1 spekuliert: Mick Schumacher nie einer der Topkandidaten bei Williams
Es ist schon bitter. Für manche wäre der 25-Jährige der logische Nachfolger des geschassten Sergeant bei Williams gewesen. Mick Schumacher ist Mercedes-Ersatzfahrer und wäre damit auch für Partner Williams greifbar gewesen. Mick Schumacher kann auf zwei Jahre Rennerfahrung zurückblicken.
«Quellen zufolge war der deutsche Sohn des siebenmaligen Weltmeisters Michael aber nie ein Top-Kandidat für den Weg zurück in die Startaufstellung mit Williams», heißt es auf der Homepage der Motorsport-Königsklasse. Dabei hatte sich doch auch Kumpel und Vierfach-Champion Sebastian Vettel aus seinem Formel-1-Ruhestand heraus jüngst noch stark gemacht für Schumacher junior.
Auch Toto Wolff, der Teamchef des Rennstalls, bei dem Mick Schumacher als Ersatz- und Testpilot angestellt hieß, wird nicht müde, sich öffentlich für ihn einzusetzen. Bei der Vergabe des freien Cockpits bei Mercedes von Lewis Hamilton im kommenden Jahr spielt Mick Schumacher aber auch keine Rolle.
Die Silberpfeile setzen allem Anschein nach auf einen 18 Jahre alten Formel-1-Neuling aus Italien namens Kimi Antonelli. Möglich, dass sein Engagement nun im Königlichen Park von Monza am Wochenende bekanntgegeben wird. Im ersten Freien Training wird der Teenager auch den Wagen von George Russell steuern neben Hamilton, dem designierten Ferrari-Fahrer.
Die Last der beiden Haas-Jahre
Mick Schumacher erlebt die jüngsten turbulenten Tage in Texas. Bei seinem Ausflug in die Langstreckenweltmeisterschaft mit Alpine, von dem er sich auch einen Formel-1-Karriereschub erhofft hatte, geht es auf dem Circuit of the Americas in die nächste Runde. Aus der Ferne wird er zur Kenntnis nehmen können, wie sich Colapinto schlägt, dessen Beförderung die argentinische Sportzeitung «Olé» als «eine Bombe» bezeichnete.
Für Mick Schumacher scheinen sich indes die beiden Haas-Jahre 2021 und 2022 unter dem damaligen Teamchef Günther Steiner immer mehr zur Last und zum Karriere-Bremsklotz zu entwickeln. «Man muss so fair sein und einräumen, dass es bei Mick in seiner zweiten Saison bei Haas einfach zu lange gedauert hat, bis er Fuß gefasst und seinen Teamkollegen im Griff hatte», sagte Ralf Schumacher und betonte: «Die Formel 1 verzeiht nicht.»