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Kohlgraf: Noch viel Arbeit bei Aufarbeitung von Missbrauch

Die Studie zu Missbrauch im Bistum Mainz förderte auch Verfehlungen früherer Bischöfe zutage. Doch wie damit umgehen? «Ein Bischofsgrab zuzumachen, löst kein Problem», sagt Peter Kohlgraf.
Mainzer Bischof Kohlgraf
Peter Kohlgraf spricht bei einem Interview der dpa auf dem Grünen Sofa in Mainz. © Lando Hass/dpa

Auch ein Jahr nach der Vorstellung der Studie zum Missbrauch im Bistum Mainz steht nach Einschätzung von Bischof Peter Kohlgraf noch viel Arbeit bei der Aufarbeitung an. «Diese Studie war ein Schritt», sagte er im Gespräch der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. «Wir sind aber noch lange nicht am Ende.» Er wisse auch nicht, ob die Arbeit in seiner Zeit als Bischof überhaupt an ein Ende kommen könne. Klar sei, die Gemeinden, in denen Pfarrer beschuldigt seien, brauchten viel Betreuung.

Die Studie habe eine ganze Reihe weiterer Betroffener ermutigt, sich zu melden. «Wir haben auch kirchliche Verfahren nachgeholt», sagte Kohlgraf. Durch die Studie und disziplinarische Maßnahmen sei in manchen Gemeinden etwas ausgelöst worden. «Es hat massive Irritationen gegeben», sagte der Bischof. «Es gibt immer auch Gruppen, für die der Pfarrer ein guter Pfarrer war, und es gibt die Betroffenen.» Gemeinden mit beschuldigten Pfarrern müssten intensiv begleitet werden. Dafür gebe es mittlerweile auch neue Mitarbeiterinnen im Ordinariat.

«Wir müssen nicht nur in Mainz, sondern in der gesamten Bischofskonferenz nochmal darüber nachdenken, wie wir mit Beschuldigten umgehen», sagte Kohlgraf. Verfahren von Staatsanwaltschaften oder auch kirchliche Verfahren liefen teils sehr lange, das sei belastend. Im Bistum Mainz sei eine Arbeitsgruppe gebildet worden, die sich mit der Frage beschäftige, wie mit Gedenkkultur umgegangen werde - auch angesichts von Enthüllungen zu dem früheren Mainzer Bischof Karl Kardinal Lehmann (1983-2017).

«Gedenken kann meines Erachtens nicht darin bestehen, einfach nur Erinnerungen zu tilgen», sagte Kohlgraf. Es müsse produktiv damit umgegangen werden. «Ein Bischofsgrab zuzumachen, löst kein Problem.» Lehmann oder auch der frühere Bischof Hermann Kardinal Volk (1962-1982) seien Personen der Zeitgeschichte. «Wir müssen uns damit auseinandersetzen, wie es zu Verfehlungen kommen konnte, um es in Zukunft anders zu machen», betonte der Bischof. Es müsse geschaut werden, welches System dazu geführt habe, dass es so weit gekommen sei. Dann müsse an diesem System gearbeitet werden.

Die im März 2023 von dem unabhängigen Rechtsanwalt Ulrich Weber vorgestellte Studie war zu dem Schluss gekommen, dass im Bistum Mainz jahrzehntelang Fälle von sexueller Gewalt nicht konsequent verfolgt, teils verschwiegen und verharmlost worden waren. Weber sagte seinerzeit, das Bistum als verantwortliche Institution habe durch unangemessenen Umgang und mangelnde Kontrolle in vielen Fällen sexuellen Missbrauch begünstigt. Pfarrgemeinden hätten mit einer Solidarisierung mit Beschuldigten und der Diskreditierung von Opfern eine Aufklärung erschwert und weitere Vorfälle ermöglicht. Im Rahmen der Studie waren rund 25.000 Seiten an Akten- und Archivmaterial untersucht und 246 persönliche, schriftliche oder telefonische Gespräche geführt worden.

Kohlgraf sagte der dpa nun, im Bistum formiere sich ein Betroffenenbeirat. «Ich glaube, es ist wichtig, dass immer auch die Perspektive der Menschen reinkommt, die von Missbrauch betroffen sind.» Auch die unabhängige Aufarbeitungskommission engagiere sich in vielen Bereichen der Aufarbeitung. «Es ist viel passiert, auf sehr verschiedenen Ebenen», unterstrich Kohlgraf.

© dpa
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