Die Tarifverhandlungen für Zehntausende Beschäftigte des Landes Hessen sind am Donnerstag in der dritten Runde in Bad Homburg fortgesetzt worden. Zum Auftakt bekräftigten am Mittag rund 250 Beschäftigte die Forderungen der Gewerkschaften bei einer Kundgebung. Die Verhandlungen dauerten am frühen Abend an, über den Verlauf wurde zunächst nichts bekannt. Hessens Innenminister Roman Poseck (CDU) erklärte, es gelte, «einen ausgewogenen Kompromiss zu finden, der sowohl die Interessen der Beschäftigten als auch die finanziellen Auswirkungen auf den Landeshaushalt berücksichtigt». Er erhoffe sich «gute und konstruktive Verhandlungen».
Der Tarifkoordinator der Gewerkschaft Verdi Hessen, Jens Ahäuser, hatte vor Beginn der dritten Runde auf ein «verhandlungsfähiges Angebot des Landes» gepocht. Die Beschäftigten, vor allem die in den unteren Gehaltsgruppen, benötigten spürbar mehr Geld, um mit den Folgen der Inflation fertig zu werden, betonte er.
Die Gewerkschaften fordern 10,5 Prozent mehr Geld, mindestens aber 500 Euro mehr pro Monat. Auszubildende sowie Praktikantinnen und Praktikanten sollen zudem 260 Euro mehr erhalten. Zudem geht es bei den Verhandlungen beispielsweise um studentische Hilfskräfte, die nach dem Willen der Gewerkschaften in den Tarifvertrag aufgenommen werden sollen. Sie fordern auch, dass Befristungen in den Arbeitsverträgen wissenschaftlicher Mitarbeitender und administrativ-technischer Beschäftigter deutlich reduziert werden.
Bei der Tarifauseinandersetzung mit dem Land Hessen geht es nach Angaben des Landes um rund 55.000 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes. Einschließlich der Beamtinnen und Beamten, auf die das Verhandlungsergebnis übertragen werden soll, sind es mehr als 160.000 Betroffene. Hessen ist als einziges Bundesland nicht Mitglied des Arbeitgeberverbandes Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL). Die Tarifverhandlungen für die hessischen Landesbeschäftigten werden daher seit dem Austritt 2004 eigenständig geführt.