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Bange Hochwasser-Stunden entlang der Donau: Vierte Tote

In einigen Hochwassergebieten im Westen wird aufgeräumt, an der unteren Donau bleibt die Lage kritisch. Besonders groß ist die Anspannung in Regensburg. Inzwischen gibt es ein weiteres Todesopfer.
Hochwasser in Bayern - Passau
Ein Haus mit dem Schriftzug "Zur blauen Donau" steht im Hochwasser der Donau. © Armin Weigel/dpa

Geräumte Häuser, aufgeweichte Deiche, gesperrte Bahnstrecken und Suche nach Vermissten - die Hochwasserlage in Bayern bleibt am Mittwoch trotz erster Entspannungssignale aus einigen Landesteilen weiter angespannt. In Schwaben gibt es ein weiteres Todesopfer. Vor allem im Osten Bayerns entlang der Donau blieben die Pegelstände trotz erster, leichter Rückgänge auf hohem Niveau. In Passau ging das Hochwasser zurück. Dort machte sich Ministerpräsident Markus Söder (CSU) ein Bild von der Lage.

Völlig durchnässter Boden bereitet Sorgen

In Regensburg begannen die Einsatzkräfte am Mittwoch, kontrolliert Wasser an den Schutzwänden am Donauufer vorbeifließen zu lassen. «Wir haben einen völlig durchnässten Boden», sagte der Leiter des Tiefbauamts, Michael Köstlinger. Aus Sorge, dass der Boden und damit die Schutzelemente in der Werftstraße plötzlich versagen könnten, lasse man einen gewissen Zufluss zu und schalte die Pumpen ab. Die Hoffnung sei mehr Stabilität für den Untergrund und damit auch für die Schutzwände durch den Wasserdruck auf beiden Seiten.

Wenn eine gewisse Wasserhöhe auf der Seite der Werftstraße erreicht sei, würden die Pumpen wieder angeschaltet, betonte Köstlinger. Von einer Flutung des Bereichs könne man daher nicht sprechen. Die Schutzelemente würden auch nicht kontrolliert geöffnet, sondern ohnehin durchdringendes Wasser an der Werftstraße werde teils nicht mehr abgepumpt. «Das ist unsere Schwachstelle», sagte eine Sprecherin der Stadt.

Schiffsbesatzung per Hubschrauber abgesetzt

Wegen der angespannten Hochwasserlage waren laut Köstlinger in der Nacht auch zwei Schiffe in Regensburg verlegt worden. Dazu sei die Besatzung per Hubschrauber auf die Schiffe geflogen worden. Ziel sei gewesen, die Schiffe an sogenannten Dalben festzumachen, damit diese in stabiler Position gehalten werden könnten.

Am Dienstagabend hatten Bewohner in Regensburg etwa 30 Häuser räumen müssen, weil der Untergrund wegen des hohen Grundwassers immer weicher wurde. Wann sie wieder in ihre Häuser zurückkehren können, blieb am Mittwoch zunächst unklar.

Söder besucht «Hochwasser-Profis» in Passau 

Weiter flussabwärts in Passau gingen die Pegelstände an Donau und Inn langsam zurück - allerdings ebenfalls auf hohem Niveau. Dort sollte das Hochwasser im Laufe des Mittwochs noch einmal deutlich langsamer sinken als am Vorabend, teilte der Hochwassernachrichtendienst (HND) mit.

Die Menschen in der niederbayerischen Stadt haben quasi Flut-Routine. Und so sprach Ministerpräsident Söder bei seinem Besuch am Nachmittag von den «Hochwasser-Profis». Er lobte das vorausschauende Handeln von Politik und Einsatzkräften. Die Helfer dort wie in ganz Bayern leisteten «Übermenschliches».

Die Passauer Altstadt wird von Donau und Inn eingefasst. An der Spitze kommt die Ilz hinzu. Der Hochwasserschutz sei in den vergangenen Jahren kontinuierlich ausgebaut worden, so Oberbürgermeister Jürgen Dupper (SPD). Wichtig für Passau wäre, dass in den Regionen flussaufwärts schon Hochwasser abgemildert werde. In den Uferbereichen der Altstadt standen am Mittwoch noch Häuserzeilen unter Wasser. In den höher gelegenen Gassen saßen derweil die Menschen in Straßencafés bei Kuchen und Eis in der Sonne.

Am Hafen in Deggendorf wurden vorsorglich Barrieren aus Sandsäcken aufgebaut, um größere Flutschäden zu vermeiden. Für die Bevölkerung bestehe keine Gefahr, so das Landratsamt. 

Auch wenn sich der ungewöhnlich lange Scheitel der Hochwasserwelle flussabwärts verlagerte, meldeten sämtliche Messstellen entlang der Donau zwischen Donauwörth und Passau am Mittwoch weiter Pegelstände im Bereich der Meldestufe vier - der höchsten Hochwassermeldestufe. «Wir werden noch bis Freitag brauchen, um ein Stück weit Entspannung geben zu können», sagte Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) am Mittwoch beim TV-Sender Phoenix.

Bangen in Teilen Schwabens geht weiter

Im schwäbischen Landkreis Donau-Ries blieb die Hochwasserlage am Mittwoch zunächst stabil, aber weiter kritisch. Man könne trotz sinkender Wasserstände «keinesfalls Entwarnung für das gesamte Landkreisgebiet» geben, teilte das Landratsamt mit. «Der Druck auf Deiche und Dämme ist nach wie vor enorm.» 

Die Evakuierungsempfehlungen für besonders gefährdete Ortsteile wie Auchsesheim (Donauwörth) und Hamlar (Asbach-Bäumenheim) gelten deshalb vorerst weiter. «Es wird ausdrücklich davor gewarnt, die Situation vorschnell als sicher anzusehen», teilte das Landratsamt mit. «Die Anwohner sollten insbesondere in Deichnähe wachsam bleiben.»

Suche nach vermisstem Feuerwehrmann dauert an

Unterdessen suchten Einsatzkräfte in Schwaben weiter nach Feuerwehrmann, der bei einem Hochwasser-Einsatz am Sonntag in Offingen mit seinem Boot gekentert und als vermisst gemeldet worden war. Polizeikräfte sollten am Mittwoch an Land und mit Drohnen aus der Luft nach dem 22-Jährigen suchen. 

Noch habe man die Hoffnung, ihn lebend zu finden, sagte der Polizeisprecher. «Die Chancen werden aber von Tag zu Tag ein bisschen weniger.» Hoffnung machten daher Geschichten wie die einer 32-Jährigen, die am Dienstag nach zweieinhalb Tagen bei Neu-Ulm aus einer Baumkrone gerettet worden war. 

Schaulustige bereiten Probleme

Trotz weiträumiger Absperrungen und eindringlichen Warnungen der Behörden machten Schaulustige den Einsatzkräften in den Hochwassergebieten zu schaffen. Die Polizei in Niederbayern teilte am Mittwoch mit, dass vor allem in der Region Kelheim zuletzt «vielfach» Menschen in abgesperrte Gebiete gegangen seien, «um die Hochwassersituation aus nächster Nähe zu beobachten». Polizisten hätten Platzverweise aussprechen müssen, um die Hochwasser-Touristen zu vertreiben. 

Teils abgerutschte Burgruine in Oberbayern wird gesichert

Deutlich entspannt hat sich die Lage inzwischen am Alpenrand. Die Burg Falkenstein im oberbayerischen Flintsbach, die am Montagabend durch anhaltenden Starkregen, erheblich beschädigt und teils in Richtung von Wohnhäusern abgerutscht war, soll von einer Spezialfirma mit Stahlseilen abgesichert werden. Zudem sollte ein Geologe den Untergrund überprüfen.

Das Gelände dürfe aus Sicherheitsgründen vorerst weiter nicht betreten werden, teilte das Landratsamt Rosenheim mit. Bis auf einen Anwohner hätten aber alle Menschen in der Umgebung inzwischen wieder in ihre Häuser zurückkehren können.

Viele Straßen und Bahnstrecken weiter gesperrt

Wegen Überschwemmungen und Unterspülungen blieben in vielen Gebieten Bayerns am Mittwoch Straßen und Bahnstrecken gesperrt. Unter anderem fuhren auf den ICE-Strecken zwischen Donauwörth und Augsburg sowie zwischen Nürnberg und Würzburg zunächst keine Züge, teilte die Bahn am Vormittag mit. Auch die stark beanspruchte Fernverkehrs-Achse zwischen Ulm und Augsburg sei nur eingeschränkt befahrbar. 

Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) sind zwar am Donnerstag Schauer und Gewitter zu erwarten - Starkregen sei aber nur am östlichen Alpenrand wahrscheinlich. 

Vier Todesopfer in Bayern bekannt

Insgesamt kamen bei dem Hochwasser in Süddeutschland mindestens sechs Menschen ums Leben, vier davon in Bayern. Am Mittwoch wurde eine 79 Jahre alte Frau leblos im Mindelkanal in Jettingen-Scheppach in Schwaben entdeckt, wie die Polizei miteilte. Die Seniorin war am Sonntag in dem Ort im Landkreis Günzburg als vermisst gemeldet worden. Ein Zeuge hatte sie zuletzt mit dem Fahrrad gesehen, bis sich ihre Spur verlor.

© dpa
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