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Bange Stunden an der Donau - Weitere Tote in Bayern entdeckt

In einigen Hochwassergebieten in Bayern wird schon aufgeräumt, an der unteren Donau bleibt die Lage aber kritisch. Bislang sind bei der Katastrophe sechs Menschen ums Leben gekommen.
Hochwasser in Bayern - Regensburg
Hochwasser in Bayern - Regensburg
Hochwasser
Regensburg
Passau
Hochwasser in Bayern - Passau
Hochwasser in Bayern - Irlbach
Hochwasser in Bayern - Regensburg

Die Hochwasserlage in Bayern bleibt trotz erster Entspannungssignale aus einigen Landesteilen angespannt. Vor allem im Osten Bayerns entlang der Donau waren die Pegelstände am Mittwoch weiter auf hohem Niveau, auch wenn es erste leichte Rückgänge gab.

Besonders angespannt war die Lage am frühen Nachmittag in Regensburg. Baden-Württemberg geht hingegen langsam in den Normalzustand über - hier laufen seit Dienstag Aufräumarbeiten. In den vergangenen Tagen war an mehreren Orten in Süddeutschland so viel Regen gefallen wie nur alle 50 bis 100 Jahre. 

Schon sechs Todesopfer

Die Zahl der Todesopfer infolge des Hochwassers in Bayern ist Polizeiangaben zufolge auf vier gestiegen. Eine 79 Jahre alte Frau sei am Mittwoch leblos im Mindelkanal in Schwaben entdeckt worden, teilten die Beamten mit. Sie war demnach am Sonntag in Jettingen-Scheppach bei Augsburg als vermisst gemeldet worden.

Insgesamt kamen bei dem Hochwasser in Süddeutschland damit mindestens sechs Menschen ums Leben, vier davon in Bayern. Zudem wurden laut bayerischem Innenministerium vom Dienstag mehrere Menschen vermisst, darunter ein 22 Jahre alter Feuerwehrmann in Schwaben. Die Zahl der Vermissten schwankte zuletzt jedoch nahezu stündlich.

Die Jahrhunderthochwasser häufen sich

Eine neue Unwetterfront sehen die Meteorologen zwar nicht auf Deutschland zukommen, aber es gibt auch keine richtige Entwarnung beim Hochwasser: Im Süden kann es weiter Starkregen geben, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Mittwoch vorhersagte. Der große Regen sei aber vorbei, sagte ein DWD-Meteorologe. 

Der Klimawandel macht Extremwetterereignisse wahrscheinlicher. Klimaschützer bescheinigen der Bundesregierung angesichts der Hochwasserkatastrophe in Süddeutschland mangelnden Ehrgeiz im Kampf gegen die Erderwärmung. Kanzler Olaf Scholz (SPD) habe nun zum vierten Mal in diesem Jahr ein Hochwassergebiet besucht, sagte Luisa Neubauer von der Klimaschutzbewegung Fridays for Future der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. «Diese Besuche sind nichts anderes als Symbolpolitik mit bitterem Nachgeschmack, solange Olaf Scholz seine Randbemerkungen zur Klimakrise auf dem Nachhauseweg schon wieder vergisst (...).» Scholz hatte die Region am Montag besucht.

Völlig durchnässter Boden bereitet Sorgen

In Regensburg in Bayern begannen die Einsatzkräfte am Mittwoch, kontrolliert Wasser an den Schutzwänden am Donauufer vorbeifließen zu lassen. «Wir haben einen völlig durchnässten Boden», sagte der Leiter des Regensburger Tiefbauamts, Michael Köstlinger. Aus Sorge, der Boden und damit die Schutzelemente in der Werftstraße könnten plötzlich versagen, lasse man einen gewissen Zufluss zu und schalte die Pumpen ab. Die Hoffnung sei mehr Stabilität für den Untergrund und damit auch für die Schutzwände durch den Wasserdruck auf beiden Seiten. Am Dienstagabend hatten Bewohner in Regensburg etwa 30 Häuser räumen müssen, weil der Untergrund wegen des hohen Grundwassers immer weicher wurde. 

Hochwasser in Passau geht langsam zurück

Weiter flussabwärts im niederbayerischen Passau gingen die Pegelstände an Donau und Inn langsam zurück - allerdings ebenfalls auf hohem Niveau. Dort werde das Hochwasser im Laufe des Mittwochs noch einmal deutlich langsamer zurückgehen als am Dienstagabend, teilte der Hochwassernachrichtendienst Bayern mit. Am Hafen in Deggendorf wurden am Mittwoch vorsorglich Barrieren aus Sandsäcken aufgebaut, um größere Flutschäden zu vermeiden. Für die Bevölkerung bestehe aber keine Gefahr, teilte das Landratsamt mit.

Auch wenn sich der ungewöhnlich lange Scheitel der Hochwasserwelle langsam weiter flussabwärts verlagerte, meldeten sämtliche Messstellen entlang der Donau zwischen dem schwäbischen Donauwörth und Passau am Mittwoch weiter Pegelstände im Bereich der Meldestufe vier - der höchsten Hochwassermeldestufe.

In Baden-Württemberg war die Bodenseekreis-Gemeinde Meckenbeuren eines der Hochwasser-Epizentren des Landes gewesen. Eine Schule wurde geflutet, der Ministerpräsident machte sich ein Bild von der Lage. Nun geht es langsam zurück zur Normalität. «Der Krisenstab hat heute seine Arbeit eingestellt», sagte eine Gemeindesprecherin am Mittwoch. Seit eineinhalb Tagen liefen die Aufräumarbeiten. «Dank des sonnigen Wetters sind die Aufräumarbeiten besonders gut vorangegangen.» 

Einsatzkräfte in Bayern suchten in Schwaben weiter nach einem Feuerwehrmann, der bei einem Hochwassereinsatz am Sonntag in Offingen mit seinem Boot gekentert und als vermisst gemeldet worden war. Der 22-Jährige sei bisher nicht gefunden worden, sagte ein Polizeisprecher. Noch habe man die Hoffnung, ihn lebend zu finden. «Die Chancen werden aber von Tag zu Tag ein bisschen weniger.»

Hoffnung machten Geschichten wie die einer 32-Jährigen, die nach zweieinhalb Tagen im überfluteten Silberwald bei Neu-Ulm aus einer Baumkrone gerettet worden war. Mehrere Menschen gelten noch als vermisst. Insgesamt starben bei dem Hochwasser in Süddeutschland bislang mindestens fünf Menschen, drei davon in Bayern. 

Viele Straßen und Bahnstrecken weiter gesperrt

Wegen Überschwemmungen und Unterspülungen blieben in vielen Gebieten Bayerns am Mittwoch Straßen und Bahnstrecken gesperrt. Unter anderem fuhren auf den ICE-Strecken zwischen Donauwörth und Augsburg sowie zwischen Nürnberg und Würzburg zunächst keine Züge, teilte die Bahn am Vormittag mit. Auch die stark beanspruchte Fernverkehrs-Achse zwischen Ulm und Augsburg sei nur eingeschränkt befahrbar.

Trotz weiträumiger Absperrungen und eindringlicher Warnungen der Behörden machten Schaulustige den Einsatzkräften in den Hochwassergebieten zu schaffen. In Deggendorf war am Montagabend eine Frau in einer voll gelaufenen Fußgängerunterführung gar im Badeanzug schwimmen gegangen.

© dpa
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