Die Wassermassen haben Autos mitgerissen, Häuser, Felder und Straßen sind überflutet, Räume und Möbel von Schlamm zerstört. Teile Süddeutschlands stehen weiter unter Wasser, besonders stark betroffen sind mittlerweile Gebiete an der Donau in Bayern.
Mehrere Landkreise und die Städte Passau und Regensburg haben den Katastrophenfall ausgerufen. Dadurch können Rettungsarbeiten besser koordiniert werden. Im Allgäu starb eine Frau, als ihr Auto ins Wasser rutschte. Die 57-Jährige ist das fünfte bekannte Todesopfer. Mehrere Menschen wurden noch vermisst.
Weiteren Regen soll es nicht oder kaum geben: «Aus meteorologischer Sicht kann man nun für den Süden Deutschlands Entwarnung geben», erklärte DWD-Meteorologe Robert Hausen. Vereinzelte Schauer und Gewitter seien in den Hochwassergebieten zwar möglich, doch diese würden nicht unwetterartig ausfallen.
An mehreren Pegeln entlang der Donau wurden die Scheitel erwartet, also die höchsten Wasserstände des Hochwassers. Dabei sollten die Wasserstände laut dem Hochwassernachrichtendienst unter früheren Werten bleiben. Zwischen Kelheim und Passau sollen die Pegelstände bis einschließlich Mittwoch aber oberhalb der höchsten Meldestufe 4 liegen. In Österreich wurde der gesamte Donau-Verlauf wegen Hochwassers für die Schifffahrt gesperrt.
Anspannung in Regensburg
In Passau, wo die drei Flüsse Donau, Inn und Ilz zusammenfließen, ist der Uferbereich mit der ersten Häuserzeile in der Altstadt überflutet. Die Stadt ist immer wieder besonders stark von Hochwasser betroffen. Ähnlich das donauaufwärts gelegene Regensburg.
Dort stehen noch «ein, zwei Tage echte Anspannung, echte Sorge» bevor, wie Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD) sagte. Zwar sei der Wasserstand niedriger als bei früheren Hochwassern, jedoch fließe das Wasser langsamer ab. Am Montagabend waren die Häuser einer Straße an der Donau evakuiert worden, weil der Untergrund aufgeweicht ist und die Schutzwände abzurutschen drohen.
Eine glückliche Wende gab es am Mittag dagegen bereits im Fall einer vermissten 32-Jährigen in Schwaben: Sie wurde mit einer Suchdrohne entdeckt und gerettet. Im überfluteten Wald bei Neu-Ulm hatte sie sich in der Nacht in einer Baumkrone in Sicherheit gebracht und rund zwei Meter über dem Wasser ausgeharrt, wie die Polizei berichtete. Als die Einsatzkräfte sie schließlich nach zweieinhalb Tagen fanden, stand die Flut noch immer etwa brusthoch unter dem Baum.
Vorläufige Daten: Jahrhundert-Niederschläge gemessen
In den vergangenen Tagen war an mehreren Orten in Süddeutschland nach vorläufigen Daten so viel Regen gefallen wie nur alle 50 bis 100 Jahre. Man könne von Jahrhundert-Niederschlägen sprechen, sagte der Meteorologe Thomas Deutschländer vom DWD. «Das ist schon besonders, aber nicht komplett außergewöhnlich.» Etwa 20 bis 30 Messstationen zeigten solche besonders hohen Werte an - überwiegend von einer Region nordöstlich von Augsburg bis fast zum Bodensee. Einige Extremwerte bezögen sich auf die Niederschläge an einem Tag, andere auf Niederschläge in drei aufeinander folgenden Tagen.
Noch keine Normalität - auch wenn das Wasser abfließt
In Baden-Württemberg entspannt sich die Hochwasserlage bereits. Dort sind Aufräumaktionen in Gange. «Von Normalität sind wir aber noch weit entfernt», sagte aber etwa eine Stadtsprecherin in der betroffenen Gemeinde Ebersbach an der Fils. Vielerorts waren Anwohner gemeinsam mit Einsatzkräften und Ehrenamtlichen damit beschäftigt, den gröbsten Schmutz von den Straßen zu bekommen, weitere Keller leerzupumpen oder angespülten Unrat zu beseitigen.
Denn Tausende Helfer sind weiter im Einsatz gegen die Fluten. Sie kämpften oft bis zur völligen Erschöpfung gegen die Wassermassen an und riskierten ihr Leben, um Menschen aus überfluteten Häusern zu retten, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Berlin und dankte ihnen. Er danke auch den vielen Bürgerinnen und Bürgern, «die spontan helfen und da mit anpacken, wo die Katastrophe am größten ist, die Sandsäcke füllen, Evakuierte versorgen oder Trost spenden».
Habeck: Hilfe bei Wiederaufbau
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte den von den Fluten betroffenen Menschen in Süddeutschland verlässliche Unterstützung zu. «In den Hochwassergebieten steht jetzt nur eins im Vordergrund: Leib und Leben zu retten. Das ist der Imperativ der Stunde. Den Menschen in den Überschwemmungsgebieten muss aber auch beim Wiederaufbau geholfen werden», sagte er der «Augsburger Allgemeinen». Mehrere Verbände forderten mehr Investitionen in den Hochwasserschutz.
Dass die Überschwemmung weiter Landstriche häufiger als in der Vergangenheit aufträte, sei eine Folge der Erderwärmung, sagte Habeck. «Zurückdrehen können wir sie nicht, aber ich glaube, dass die fürchterlichen Ereignisse dieser Tage die Debatte darüber anregen werden, wie ernst wir den Klimaschutz nehmen.»
Scheitel an Donau und Inn in Passau überschritten
In der Stadt Passau im Südosten Deutschlands ist der Scheitel der Flüsse Donau und Inn erreicht - die Wasserstände fallen leicht, wie die Stadt mitteilte. Die Donau habe den vorhergesagten Scheitel von zehn Metern bereits überschritten.
Der Wasserstand lag nach Angaben des Hochwassernachrichtendienstes (HND) bei etwa 9,70 Metern. Normal sind hier Wasserstände von etwa fünfeinhalb Metern. Der Pegelstand am Inn ging von gut sieben Metern auf knapp 6,70 Meter zurück. «Es wird davon ausgegangen, dass die Pegel in den nächsten Stunden weiter zurückgehen.» Allerdings werde der Donaupegel langsamer sinken.
Radfahrer von Donaufluten mitgerissen
Ein 17-jähriger Radfahrer ist in Niederbayern von den Donaufluten mitgerissen worden. Retter bargen ihn weitgehend unverletzt, wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Niederbayern mitteilte. Der junge Mann habe versucht, in Bad Abbach im niederbayerischen Landkreis Kelheim mit seinem Fahrrad eine Fußgängerbrücke zu überqueren.
Er sei offensichtlich davon ausgegangen, dass die Querung der Brücke noch möglich sei. Dabei wurde er jedoch von den Wassermassen erfasst. Er sei in einem Baum hängengeblieben. Passanten alarmierten die Rettungskräfte. Ob die Brücke gesperrt war, blieb offen.