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Paris zweifelt: Seine sauber genug für Olympia-Schwimmer?

Können Athleten zu Olympia in der Seine schwimmen? Zum Beweis ausreichender Wasserqualität wollen die Bürgermeisterin und Präsident Macron in den Fluss springen. Aber es droht unappetitlicher Protest.
Seine
Wird die Seine tatsächlich sauber genug zum Schwimmen sein oder nicht - in Paris ist dies vor den Olympischen Spielen im Sommer eine vieldiskutierte Frage. Der Ehrgeiz der Organisatoren ist es, Wettkämpfe in dem Fluss im Herzen der Stadt abzuhalten. © Michel Euler/AP/dpa

Wird die Seine tatsächlich sauber genug zum Schwimmen sein oder nicht - in Paris ist dies vor den Olympischen Spielen im Sommer eine vieldiskutierte Frage. Der Ehrgeiz der Organisatoren ist es, Wettkämpfe in dem Fluss im Herzen der Stadt abzuhalten. Ab dem kommendem Jahr soll dann auch wieder für die Pariserinnen und Pariser das Baden in der Seine erlaubt sein. Trotz einer Milliardeninvestition in saubereres Wasser geben Laboruntersuchungen im Moment noch Grund zur Sorge. Mit dem übermäßigen Regen der vergangenen Monate gelangten auch Abwässer in die Seine.

Die Schwimmfrage ist längst vom Rathaus-Thema zur Chefsache im Élyséepalast avanciert, denn olympische Wettkämpfe in der Seine vor Pariser Kulisse versprechen traumhafte Bilder, die um die Welt gehen. Neben Bürgermeisterin Anne Hidalgo hat auch Präsident Emmanuel Macron angekündigt, vor Start der Spiele in die Seine zu springen. Ursprünglich am 23. Juni wollte Hidalgo in der Seine schwimmen, begleitet von Polizeichef Laurent Nuñez und dem Präfekten der Hauptstadtregion, Marc Guillaume. Inzwischen ist eine Verschiebung um eine Woche im Gespräch. Der Termin verspricht ein Medienspektakel zu werden. Ob Macron sich der Gruppe anschließt oder einen anderen Termin wählt, ist noch offen.

Milliardeninvestition in Abwasserreinigung

«Wir brauchen besseres Wetter, damit sich die Wassermenge reguliert, um wieder eine für das Baden zufriedenstellende Wasserqualität zu erreichen», sagte der stellvertretende Pariser Bürgermeister Pierre Rabadan vor einigen Tagen. «Aber wir haben noch ausreichend Zeit, um das Ziel zu erreichen.» Rund 1,4 Milliarden Euro wurden im Großraum Paris in Kläranlagen und das Abwassersystem investiert. Ein Herzstück ist das 90 Millionen Euro teure Rückhaltebecken Austerlitz, das bei Starkregen bis zu 50.000 Kubikmeter Regen- und Abwasser aufnehmen und damit das bisher bei solchen Wetterlagen praktizierte Einleiten von Abwasser in die Seine verhindern kann.

In diesen Tagen erst soll das «Bassin d'Austerlitz» in Betrieb gehen - der Optimismus im Rathaus hinsichtlich der olympischen Schwimmpläne ist also nicht unbegründet. Wie Präfekt Guillaume betonte, ist die verbesserte Wasserqualität bereits an der Zahl der in der Seine vorkommenden Fischarten ablesbar, sie stieg von 3 auf 32. Untersuchungen im Auftrag der Gewässerschutzorganisation Surfrider stellten der Seine zuletzt aber noch schlechte Noten aus. «Es zeigt sich, dass von diesen 14 Proben, die sowohl nach starken Regenfällen als auch an sonnigen Tagen entnommen wurden, nur eine unserem Team erlaubte, auf eine auch nur befriedigende Qualität des Seine-Wassers an dieser bestimmten Stelle zu schließen.»

Olympiaschwimmerin sorgt sich wegen Wasserqualität

Und Sorgen haben auch die Athleten. Die Brasilianerin Ana Marcela Cunha, Olympiasiegerin im Freiwasserschwimmen, forderte die Olympia-Organisatoren im März auf, einen «Plan B zu entwickeln, falls die Wettkämpfe wegen schlechter Wasserqualität nicht in der Seine stattfinden können». Es gehe nicht darum, die Geschichte der Seine auszulöschen, «aber ich denke, dass die Gesundheit der Athleten an erster Stelle stehen muss», argumentierte die 32-Jährige. 

Die Stadt Paris hat Anfang Juni tägliche Wasseruntersuchungen begonnen, deren Ergebnisse wöchentlich veröffentlicht werden sollen. Die Zahl der Kontrollstellen soll ab Juli von 8 auf 35 erhöht werden. Zugleich hofft die Stadt auf besseres Wetter. Wegen der enormen Wassermenge fließe die Seine im Moment fast fünfmal so schnell wie üblich, was die Effizienz der Kläranlagen verringere, berichtete der Sender France Info. Auch Mangel an Sonnenschein habe die Wasserqualität beeinträchtigt, denn normalerweise töte die Strahlung Darmbakterien ab.

Freibad in der Seine nahe Eiffelturm kommt 2025

Wieder in der Seine schwimmen zu können, ist ein lange gehegter Wunsch in Paris. Verboten wurde dies 1923. Ihr Sprung in die Seine erfolge «über 30 Jahre nach dem Versprechen von Jacques Chirac», sagte Hidalgo. 1990 bereits hatte der damalige Bürgermeister und spätere Präsident den Parisern versprochen, sie könnten ab 1993 wieder in der Seine schwimmen - dazu kam es aber nicht. Nun sollen ab 2025 an drei Stellen Freibäder hergerichtet werden, eines davon nicht weit vom Eiffelturm entfernt.

Neben Spott über die olympischen Badepläne schlägt unter anderem in sozialen Netzwerken seit Kurzem eine Kampagne Wellen unter dem Slogan «Ich kacke am 23. Juni in die Seine» (#jechiedanslaseinele23juin). Der inzwischen tausendfach geteilte Aufruf, dessen Urheber nach Medienberichten nicht bekannt ist und über dessen Ernsthaftigkeit Zweifel erlaubt sind, zielt darauf ab, der Bürgermeisterin ihren Badespaß zu vermiesen. Die Kritik lautet, es seien über eine Milliarde Euro investiert worden, nur damit Athleten in der Seine schwimmen können, während das Geld woanders in der Stadt dringender benötigt werde. 

Blutrünstiger Hai in Seine auf Filmplakaten

Unterdessen wird in der Pariser Metro auf Großplakaten für den Thriller «Sous la Seine» (Im Wasser der Seine) geworben, nach dem in dem Fluss eine noch viel größere Bedrohung lauert als Bakterien - und zwar ein blutrünstiger Hai. Nach der fiktiven Geschichte, die Netflix seit Mittwoch ausstrahlt, wird vor einem Triathlon-Wettbewerb in Paris in der Seine ein gefährlicher Hai geortet. Dramatische Szenen mit viel Blut sind garantiert. Wie Regisseur Xavier Gens dem Sender BFMTV sagte, habe man alles daran gesetzt, dass der Film vor den Olympischen Spielen (26. Juli bis 11. August) herauskommt. 

© dpa ⁄ Michael Evers, dpa
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