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Pariser Bürgermeisterin springt vor Olympia in die Seine

Ist das Wasser der Seine sauber genug für olympische Schwimm-Wettkämpfe? Der Pariser Olympia-Chef und die Bürgermeisterin haben das mit einem Sprung in den Fluss auf die Probe gestellt.
Vor den Olympischen Spielen in Paris
Vor den Olympischen Spielen in Paris
Vor den Olympischen Spielen in Paris
Vor den Olympischen Spielen in Paris

In Paris ist es kurz vor dem Start der Olympischen Spiele eines der Gesprächsthemen, bei dem die Menschen zu Spott und Häme neigen, während die betroffenen Sportler sich die Haare raufen. Wird die Seine in Frankreichs Hauptstadt wirklich sauber genug sein, um dort wie geplant Schwimm-Wettkämpfe durchzuführen? Oder waren die 1,4 Milliarden Euro, die für eine bessere Wasserqualität des Flusses investiert wurden, herausgeworfenes Geld?

Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo machte am Mittwoch kurzerhand die Probe aufs Exempel und sprang wie seit Monaten versprochen selber in die Seine, um sich von der Qualität des Wassers zu überzeugen. Mit dabei bei dem Schwimmausflug unweit des Rathauses waren der Pariser Organisationschef der Spiele, Tony Estanguet, sowie der Präfekt der Hauptstadtregion Île-de-France, Marc Guillaume. Die Schwimmpartie vor zahlreichen Schaulustigen und Journalisten hatte die Bürgermeisterin schon zu Jahresbeginn angekündigt, weil Laboruntersuchungen punktuell noch Probleme signalisierten, dann aber im Frühsommer noch aufgeschoben.

«Indem wir die Seine zu einem sauberen Fluss gemacht haben, ermöglichen wir die olympischen Wettkämpfe, und wir erlauben danach, wieder in der Seine zu schwimmen, das wird ein großes Erbe der Spiele sein, aber indem wir den Fluss reinigen, tragen wir vor allem dazu bei, die Ozeane nicht zu verschmutzen», sagte Hidalgo, nachdem sie wieder aus dem Wasser gekommen war. Außerdem mache es nach so viel Jahren einfach Spaß, wieder in der Seine schwimmen zu können. «Das Wasser ist sehr, sehr gut, nur ein bisschen frisch», meinte die 65-Jährige. 

Wettkämpfe in der Seine sind Prestigesache

Wer vom Ufer oder den Brücken in die trübe Brühe der Seine guckt, möchte darin eigentlich nicht schwimmen, aber darum geht es nicht. Die Olympia-Macher und Frankreich versprechen sich unvergessliche Bilder, wenn die Schwimm-Wettkämpfe vor der Prachtkulisse der Stadt von einem Millionenpublikum an den Bildschirmen und vom Ufer aus verfolgt werden.

Riesensummen wurden im Großraum Paris in Kläranlagen und das Abwassersystem investiert, um die Wasserqualität zu verbessern. Verhindert wird nun, dass bei Starkregen mit den Wassermassen auch Toilettenabwässer in den Fluss gelangen.

Dass die Wasserqualität dennoch in den letzten Monaten lange Zeit zu wünschen übrig ließ, erklärte die Stadt mit der ungewöhnlichen feuchten Witterung und niedrigen Temperaturen. Denn bei höheren Temperaturen und einem niedrigeren Wasserstand der Seine würden Krankheitserreger dort schneller abgebaut.

Stadt bei Wasserqualität zuversichtlich

Seitdem in den letzten Tagen das Wetter ausgesprochen sommerlich geworden ist, deuten auch die Laborwerte darauf hin, dass es mit dem Schwimmen in der Seine klappen könnte. «Wir haben keinen Zweifel daran, dass wir die Wettkämpfe zum vorgesehenen Termin abhalten können», sagte der für die Olympischen Spiele zuständige stellvertretende Pariser Bürgermeister Pierre Rabadan.

«Es ist ein bisschen zum Verzweifeln für die Athleten und für den Staff, die das ja vorbereiten sollen. Wir bereiten uns erst mal auf die Seine vor. Wir würden den Wettkampf gerne dort austragen. Es kann aber sein, dass das kurzfristig umgestellt wird und wir dann auf der Ruderregattastrecke schwimmen», sagte Schwimm-Bundestrainer Bernd Berkhahn, der auch die aussichtsreichen Medaillenkandidaten Florian Wellbrock (Olympiasieger von Tokio), Oliver Klemet und die Niederländerin Sharon van Rouwendahl (Olympiasiegerin Rio, Weltmeisterin 2024) betreut.

Trainer gucken kritisch auf Seine

Die meisten Trainer hätten den Fluss von Beginn an sehr kritisch beäugt. «Wir sind jetzt sehr festgelegt auf diese Strecke und diesen Kurs. Die Entscheidung, die Rennen dort durchzuführen, war von Anfang an eigentlich ein großes Risiko», betonte der Bundestrainer. Es sei bei Olympia nicht schön, in einem Sport, den man so wissenschaftlich vorbereitet, ein Glücksspiel zu haben. «Das wäre auf der Ruderstrecke anders. Dort gibt es etwa 25 Grad Wassertemperatur, die Seine wird bei 21, 22 Grad bleiben. Die Ruderstrecke wäre diesbezüglich also angenehmer», sagte Berkhahn.

Neben der Wasserqualität ist auch die Fließgeschwindigkeit der Seine eine große Sorge der Schwimmer. Sie müssen ja sowohl mit der Strömung als auch gegen die Strömung schwimmen. Zuletzt floss die Seine noch so schnell, dass laut Aussagen von Trainer Berkhahn die Austragung von Wettkämpfen unmöglich gewesen wäre. Die erhöhte Fließgeschwindigkeit hing damit zusammen, dass der Wasserstand in der Seine nach dem üppigen Regen der vergangenen Monate deutlich höher war als üblich. 

Fließgeschwindigkeit weiteres Problem

Nach der letzten Analyse der Stadt beträgt die Wassermenge in der Seine immer noch mehr als das Dreifache der im Sommer üblichen Menge. Dies führt zu einer erhöhten Fließgeschwindigkeit, die das Abhalten von Schwimm-Wettkämpfen gefährden könnte.

«Die Wasserwerte werden besser, die Strömung ist nach wie vor ein Problem», sagte Schwimmer Wellbrock vor einigen Tagen. «Aktuell ist sie noch zu stark, um Wettkampf zu schwimmen. Mittlerweile wurde aber offen über einen Plan B kommuniziert. Unsere Wettkämpfe finden also auf jeden Fall statt. Das ist für uns natürlich enorm wichtig und bringt Ruhe rein.»

© dpa ⁄ Michael Evers, Thomas Eßer und Gerald Fritsche, dpa
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