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Kiews Luftwaffe zerstört wichtige Brücke im Gebiet Kursk

Schon seit Tagen versuchten die ukrainischen Truppen, auf ihrem Vormarsch eine wichtige Brücke im russischen Gebiet Kursk zu zerstören. Jetzt feiern sie den Treffer - und Moskau ist wütend.
Ukraine-Krieg - Region Kursk
Ukraine-Krieg - Region Kursk
Mehrfachraketenwerfer Himars bei Arctic Defender 2024
Alexander Graf Lambsdorff, Deutschlands Botschafter in Russland,

Die ukrainische Luftwaffe hat nach eigenen Angaben eine strategisch wichtige Autobrücke bei ihrer Offensive im Gebiet Kursk zerstört. Luftwaffenkommandeur Mykola Oleschtschuk veröffentlichte in einem Telegramkanal der Streitkräfte ein Video, das die Bombardierung einer Brücke zeigt. Experten halten das Video nach Auswertung der Geodaten für echt. Das Bauwerk am Fluss Sejm im Kreis Gluschkowo lag in Trümmern. 

Damit ist eine wichtige Versorgungsroute für die russischen Truppen zerstört. Russland hatte zuvor ebenfalls gemeldet, die schon seit Tagen von ukrainischen Streitkräften beschossene Brücke sei zerstört. Russischen Medien zufolge sind dadurch mehr als 30 Ortschaften in der Grenzregion zur Ukraine abgeschnitten vom übrigen Gebiet.

Die Luftwaffe nehme aktiv an den Kampfhandlungen der ukrainischen Streitkräfte in der Region Kursk teil, bestätigte Oleschtschuk. «Ukrainische Piloten führen Präzisionsschläge aus gegen die feindlichen Hochburgen, gegen Ansammlungen von Technik und gegen Logistikzentren und Nachschubrouten des Feindes», sagte der Kommandeur. «Danke an die Piloten und alle, die den Kampf der Luftwaffe garantieren!» 

Die Ukraine führt in ihrem Abwehrkampf gegen den seit fast zweieinhalb Jahren andauernden russischen Angriffskrieg seit dem 6. August eine beispiellose Bodenoffensive im Raum Kursk. Kiew will damit nach eigenen Angaben Moskau zu Verhandlungen zwingen, den Krieg zu beenden.

Russland kritisiert den Einsatz westlicher Waffen auf seinem Gebiet

Der Kursker Gouverneur Alexej Smirnow hatte am Freitagabend die Zerstörung der Brücke gemeldet. Nach Angaben russischer Militärblogger des Telegram-Kanals «Rybar» wurde die Brücke zunächst mit dem Mehrfachraketenwerfer vom US-Typ Himars beschossen und dann durch den Schlag mit einer Gleitbombe zerstört. Es seien schon bei vorherigem Beschuss mit einer «Totschka-U»-Rakete zwei Freiwillige getötet worden in einem Auto, die Menschen hätten in Sicherheit bringen sollten, hieß es.

Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, kritisierte, dass die Ukraine westliche Waffen benutze, um zivile Infrastruktur im Kursker Gebiet zu zerstören. Die Verantwortlichen für das «unmenschliche Vorgehen» würden bestraft.

Im Zuge des russischen Überfalls auf die Ukraine sind dort unzählige Brücken, Energieinfrastruktur und Tausende zivile Objekte zerstört worden. Die Schäden und die Zahl der Opfer auf russischer Seite stehen weiter in keinem Verhältnis zu den massiven Zerstörungen und Tausenden Toten und Verletzten in der Ukraine.

Selenskyj: Gegenangriff soll Russlands Reserven verbrauchen

Bei der Offensive in Kursk geht es nach Worten es ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auch um eine nachhaltige Schwächung der feindlichen Armee. Die Verluste Russlands seien «sehr nützlich» für die Verteidigung der Ukraine, sagte er in seiner abendlichen Videoansprache. «Es geht um die Zerstörung der Logistik der russischen Armee und um den Verbrauch ihrer Reserven», erklärte Selenskyj. «Wir müssen allen russischen Stellungen maximalen Schaden zufügen, und das tun wir auch.»

Die «Washington Post» berichtete zudem von einem weiteren Vorstoß der Ukraine auf russisches Gebiet, und zwar in Richtung der benachbarten Region Belgorod. Dort seien die russischen Einheiten jedoch nach den Ereignissen in der Region Kursk schon in Bereitschaft gewesen, der ukrainische Angriff habe sich bereits im Grenzgebiet festgefahren. In den Gebieten Kursk und Belgorod gilt seit Tagen der Ausnahmezustand, sie sind zudem zu Zonen für Anti-Terror-Operationen erklärt worden. Das führte zu einer deutlichen Ausweitung der Militärpräsenz in der Region.

Botschafter Lambsdorff: Moskau nicht verhandlungsbereit

Der deutsche Botschafter in Moskau, Alexander Graf Lambsdorff, sieht derzeit keine Chancen auf Friedensverhandlungen im Ukraine-Krieg. «Im Moment lässt die russische Seite keine Verhandlungsbereitschaft erkennen, sondern pocht auf weit überzogene Vorbedingungen», sagte Lambsdorff, der seit rund einem Jahr Botschafter ist, in einem Interview des «Bonner General-Anzeigers». 

Wenn der russische Präsident Wladimir Putin erkläre, er sei nur zu Gesprächen mit der ukrainischen Seite bereit, wenn diese sich zuvor vollständig aus allen Gebieten zurückziehe, die Russland seiner Meinung nach bereits annektiert habe - also auch aus den Teilen, die Russland gar nicht militärisch kontrolliere -, «dann ist ja klar, dass da keine Ernsthaftigkeit hinter steht», sagte Lambsdorff.

Ukrainischer Vorstoß nach Kursk «böse Überraschung» für Russland

Die Arbeit der deutschen Botschaft in Moskau sei darauf ausgerichtet, präsent zu sein, um tätig werden zu können, falls sich die Haltung Moskaus ändern sollte. «Denn eines Tages muss auch Russland erkennen, dass es mit diesem Krieg deutlich weniger erreicht, als es sich zu Beginn vorgenommen hat, dass es sich international schweren Schaden zufügt und dass es sich in einer Kriegswirtschaft befindet, die völlig überhitzt ist und nicht durchzuhalten sein wird.»

Der ukrainische Vorstoß in das russische Gebiet Kursk mit Bodentruppen habe Russland nervös gemacht, sagte Lambsdorff. Für die Grenzschutztruppen, den Geheimdienst, das Militär, die Zivilverteidigung und auch die Bevölkerung sei es eine böse Überraschung gewesen, dass den ukrainischen Truppen eine derartige Aktion gelingen konnte.

© dpa
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