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Kein Bart, kein Olympia? Kombination kämpft ums Überleben

Es braucht eine Skisprungschanze und genug Schnee: Eine Sportart der Zukunft wird die Nordische Kombination wohl nicht mehr. Im Sommer stehen 101 Jahre Olympia-Tradition auf dem Spiel.
Jarl Magnus Riiber
Nathalie Armbruster
Nordische Ski-WM Trondheim – Eröffnung
Weltcup in Schonach.

Die Nordische Kombination hat keinen Plan B. Wenn die Sportlerinnen und Sportler in diesem Sommer ihren Tätigkeiten bei der Bundespolizei oder ihren Pflichten in der Schule nachgehen, werden Funktionäre des IOC maßgeblich über ihre Zukunft entscheiden. Schafft es der Traditionssport auf Skisprungschanze und Langlaufloipe ins olympische Programm 2030 - oder enden 101 Jahre Olympia-Geschichte seit 1924 mit einem Knall?

«Die Streichung der Kombination würde das Skispringen und auch den Langlauf ein wenig zerstören», sagte Weltmeister Jarl Magnus Riiber mit Blick auf die Entscheidung. Nachdem das IOC für Olympia 2026 nur drei Wettkämpfe für die Männer bewilligt hatte, ist die Kombination bei den Winterspielen in Mailand und Cortina d'Ampezzo die letzte verbleibende Sportart ohne Frauen am Start.

Für 2030 gilt: Ganz oder gar nicht

«Wir waren alle so schockiert. Wir sind im 21. Jahrhundert, eigentlich sollte Gleichberechtigung gar kein Thema mehr sein, über das man diskutieren muss. Deshalb macht mich diese Entscheidung so sauer», sagte Nathalie Armbruster, die mit 19 Jahren das deutsche Gesicht der Kombiniererinnen ist, im «Aktuellen Sportstudio» des ZDF. Armbruster macht in diesem Jahr ihren Schulabschluss. Doch wichtiger als ein 1er-Abitur ist der WM-Silbergewinnerin die Zulassung für die Winterspiele, wie sie ohne Zögern antwortet.

Für Frankreich 2030 gibt es eigentlich nur zwei Optionen: Ganz oder gar nicht. Die Kombination droht in der Versenkung zu verschwinden, wenn die Olympia-Bosse den Daumen senken. «Wir werden natürlich für beide Geschlechter anfragen – der Rest liegt beim IOC. Nur die Männer zuzulassen, würde ihren Grundsatzkriterien widersprechen», sagte Sandra Spitz, die bei der Fis für Sport und Events verantwortlich ist.

Exaktes Programm soll 2026 stehen

Beim Ski-Weltverband verantworten sie rund 50 Prozent der Entscheidungen bei den Winterspielen. Die Kombination genieße dabei «Priorität eins», stellte der Verband in Trondheim klar. Die Fis betont den ständigen Austausch und die guten Gespräche mit dem IOC. Frankreich, das als Olympia-Gastgeber ein gewisses Mitspracherecht bei den Disziplinen hat, gilt als klarer Befürworter der Kombination. 

In diesem Sommer wird über die grundsätzlichen Disziplinen entschieden. Das exakte Programm soll im nächsten Jahr, wenn auch die Eindrücke der Winterspiele in Italien einfließen, festgelegt werden. Seit 2002 hat die Kombination jeweils drei Olympia-Entscheidungen. Gelingt die Zulassung, dürfte es darauf hinauslaufen, dass Frauen und Männer je ein Einzel bekommen - und beide gemeinsam ein zusätzliches Mixed.

Horst Hüttel, Sportdirektor des Deutschen Skiverbandes (DSV), sagte in Trondheim: «Es ist ein bisschen eine Blackbox, wie das exakt weitergeht. Man kann nur da skispringen, wo Schanzen stehen. Man kann auch nur da rodeln, wo Rodelbahnen stehen. Die haben teilweise weniger Nationen. Das ist das, worüber ich mich wundere.» Dass es in Zeiten des Klimawandels eine Skisprungschanze und ausreichend Schnee benötigt, zeigt: Eine Sportart der Zukunft ist die Kombination nicht.

Keine Geschlechtergleichheit bei der WM

Als zentrale Punkte, die gegen die Kombination sprechen, führte das IOC zuletzt an: eine zu geringe Leistungsdichte in der Spitze und zu geringe Zuschauerzahlen. Beide Argumente konnten die Kombiniererinnen und Kombinierer in Trondheim nicht wirklich entkräften. Norwegen, Deutschland, Japan und Österreich machen seit Jahren alle Großereignis-Medaillen unter sich aus. Die Ränge im Granasen Skisenter waren zwar ordentlich gefüllt - die große nordische Party fand allerdings bei den Langlaufspezialistinnen und -spezialisten statt.

Die Geschlechtergleichheit, die die Fis für Olympia 2030 beantragen will, hält sie bei dieser WM selbst nicht ein. «Aktuell haben wir noch nicht genug Nationen, die in einem Teamwettbewerb antreten können», räumte Renndirektor Lasse Ottesen mit Blick auf die Frauen ein. Das 2023 eingeführte Mixed lief bei beiden Weltmeisterschaften ähnlich ab: Norwegen drehte an der Spitze alleine Runden, Deutschland kreiste einsam dahinter. Der einzige Spannungsfaktor: Gewinnt Österreich oder Japan dahinter Bronze? Wirklich Werbung war das nicht.

Die Kombiniererinnen mobilisieren mit aller Macht gegen die Ungerechtigkeit. Weltmeisterin Gyda Westvold Hansen aus Norwegen malte sich einst mit einem Filzstift schwarze Striche aufs Gesicht und kommentierte: «Es ist absurd, dass man einen Bart haben muss, um bei Olympia zu starten.» Im schlechtesten Fall wird auch das bald nicht mehr reichen.

© dpa ⁄ Patrick Reichardt und Thomas Eßer, dpa
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