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Israel zu Erhöhung des Drucks auf die Hamas bereit

Die Kriegsparteien können sich weiterhin nicht auf eine Fortsetzung der Waffenruhe einigen. Israel hat nun alle Hilfslieferungen nach Gaza gestoppt. Doch dabei wird es möglicherweise nicht bleiben.
Nahostkonflikt - Hilfslieferungen
Nahostkonflikt - Israel
Rubio trifft Netanjahu

Nach dem Stopp der Hilfslieferungen in den Gazastreifen ist Israel zur weiteren Erhöhung des Drucks auf die islamistische Hamas bereit. Um eine Verlängerung der ersten Phase des Abkommens über die Waffenruhe und die Freilassung aller Geiseln zu erreichen, könnte als Nächstes eine erneute Umsiedlung der Bewohner aus dem Norden in den Süden des abgeriegelten Gazastreifens folgen, berichtete der israelische Sender Kan. Falls das nichts brächte, würde die Stromversorgung im gesamten Küstenstreifen gekappt. 

Als letzte Maßnahme sei die Rückkehr zum Krieg vorgesehen, diesmal mit schweren Bomben, die von der vorherigen US-Regierung zurückgehalten worden waren. Die israelische Führung hat nach Informationen des Senders in den vergangenen Wochen einen entsprechenden Plan für «maximalen Druck» auf die Hamas ausgearbeitet. Diese hat nach israelischen Informationen noch 24 israelische Geiseln und 35 Leichen von Verschleppten in ihrer Gewalt.

Israel droht der Hamas

Die israelische Zeitung «Jerusalem Post» zitierte unterdessen namentlich nicht genannte israelische Beamte, wonach man der Terrororganisation noch einige Tage Zeit gebe, um eine Einigung über die Freilassung weiterer Geiseln zu erzielen. «Wenn wir sehen, dass die Verhandlungen nicht in gutem Glauben geführt werden, werden wir zu den Kämpfen in Gaza zurückkehren», hieß es. 

UN-Generalsekretär António Guterres appellierte an Israel und die Hamas, jede Anstrengung zu unternehmen, um neuerliche offene Feindseligkeiten zu vermeiden. Die Lieferungen humanitärer Hilfsgüter für die rund zwei Millionen Palästinenser in dem abgeriegelten Küstengebiet müssten sofort wieder aufgenommen werden, und die Freilassung der aus Israel verschleppten Geiseln weitergehen. «Wir müssen Hilfe hereinbekommen und die Geiseln raus holen. Die Waffenruhe muss halten», sagte UN-Nothilfekoordinator Tom Fletcher.

Scharfe Kritik an Blockade von Hilfslieferungen 

Auch die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen verurteilte Israels Vorgehen. Erneut schneide Israel die Bevölkerung von Hilfsgütern ab und setze den Zugang zu humanitärer Hilfe als Druckmittel ein, erklärte die Nothilfekoordinatorin Caroline Seguin. «Das ist inakzeptabel und wird verheerende Folgen haben.» Die Nachricht habe Angst ausgelöst und die Lebensmittelpreise im Gazastreifen bereits ansteigen lassen. Der arabische TV-Sender Al-Dschasira zitierte eine Palästinenserin in einem Flüchtlingslager im Gazastreifen mit den Worten: «Es wird eine Hungersnot und Chaos geben».

Auch Ägypten, Katar und Jordanien verurteilten den Stopp der Hilfslieferungen. «Es kann nicht erlaubt oder akzeptiert werden, dass (humanitäre) Hilfe als Waffe für kollektive Bestrafung und Aushungerung eingesetzt wird», sagte der ägyptische Außenminister Badr Abdellaty in Kairo. «Dies wird als eine eklatante und eindeutige Verletzung des humanitären Völkerrechts betrachtet», hieß es. 

Ähnlich äußerten sich Katar und Jordanien. Dieser Schritt erhöhe das Risiko einer «Explosion der Situation» im Gazastreifen und im Westjordanland, zitierte die israelische Nachrichtenseite «ynet» das jordanische Außenministerium. Ägypten und Katar vermitteln mit den USA zwischen Israel und der Hamas. 

Netanjahu: Hamas stiehlt Hilfslieferungen 

Die Hamas lehnt eine von Israel geforderte Verlängerung der ersten Phase der Waffenruhe bislang ab. Die israelischen Geiseln könnten nur durch die sofortige Aufnahme von Verhandlungen über die zweite Phase der Vereinbarung freikommen, hieß es. Diese zweite Phase des dreistufigen Abkommens sieht die Freilassung der verbliebenen Geiseln im Gegenzug für ein dauerhaftes Ende des Krieges vor. Israel beharrt jedoch auf dem Kriegsziel einer völligen Zerstörung der Hamas. Laut israelischen Medien trainiert die Armee des Landes bereits intensiv für einen möglichen Wiederbeginn des Krieges im Gazastreifen. 

Die Hamas habe «Positionen für einen dauerhaften Waffenstillstand vorgelegt, die völlig inakzeptabel sind», schrieb unterdessen Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu auf der Plattform X. Israel habe den Stopp der Hilfslieferungen in den Gazastreifen beschlossen, «weil die Hamas die Lieferungen stiehlt und die Menschen in Gaza daran hindert, sie zu bekommen». Damit «finanziert sie ihre Terrormaschine», schrieb Netanjahu und bedankte sich bei US-Präsident Donald Trump für dessen Unterstützung. Man werde weitere Schritte ergreifen, wenn die Hamas die Geiseln weiter festhalte.

© dpa
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