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Ex-Ministerpräsident Vogel ist tot

Bernhard Vogel hatte gleich mehrere politische Leben: Er war Regierungschef gleich zweier Bundesländer - von Rheinland-Pfalz und Thüringen.
Ehemaliger Ministerpräsident Vogel gestorben
Der CDU-Politiker wurde 92 Jahre alt. (Archivbild) © Uwe Anspach/dpa

Der einzige Ministerpräsident, der gleich zwei Bundesländer regiert hat, ist tot. Der CDU-Politiker Bernhard Vogel, einst Regierungschef erst von Rheinland-Pfalz und dann von Thüringen, starb im Alter von 92 Jahren, wie die CDU Rheinland-Pfalz und die Konrad-Adenauer-Stiftung der Deutschen Presse-Agentur bestätigten. Zuvor hatte die «Bild»-Zeitung berichtet. Vogel hält mit einer Amtszeit von insgesamt 23 Jahren in Mainz und Erfurt den Rekord als Landesregierungschef.

Die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) schrieb ihm bereits 2007 anlässlich seines 75. Geburtstags, seine «historische Einmaligkeit» werde wohl von niemand anderem zu erreichen sein. Zuletzt wohnte er im pfälzischen Speyer.

Vermittler zwischen Ost und West

Bundeskanzler Olaf Scholz würdigte sein politisches Wirken. Vogel habe das Zusammenwachsen von Ost und West gestaltet und das Land geprägt, schrieb der SPD-Politiker auf der Plattform X. Er sei eine «unermüdliche Stimme für die Demokratie» gewesen. «Diese Stimme wird uns fehlen.» 

CDU-Chef Friedrich Merz bezeichnete Vogel als «Ausnahmepolitiker». «Als Ministerpräsident in zwei Bundesländern, Brückenbauer zwischen Ost und West und langjähriger Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung hinterlässt er ein bleibendes Vermächtnis», schrieb Merz bei X.

Der aktuelle Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung, Norbert Lammert, sagte, Vogel habe «durch klare Orientierung und Respekt vor dem politischen Gegner ein Beispiel für demokratische Streitkultur gegeben».

Staatsakt und Trauerbeflaggung

In Thüringen veranlasste Ministerpräsident Mario Voigt Trauerbeflaggung. Er nannte Vogel einen «Jahrhundertpolitiker». «Er war jemand, der mit einem freundlichen Lächeln, mit scharfem Verstand und unerschütterlicher Überzeugung führte», sagte der CDU-Politiker. In Rheinland-Pfalz soll es einen Trauerstaatsakt geben. Für den rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Alexander Schweitzer (SPD) war Vogel eine prägende Gestalt der politischen Geschichte Deutschlands. Vogel sei auch ein Mittler zwischen West und Ost gewesen, erklärte Schweitzer. «Seine politische Arbeit war stets geprägt von Ausgleich, Mitte, Dialog und Kompromiss.» Die Beisetzung finde im engsten Kreis in München statt.

Ministerpräsident in Thüringen und Rheinland-Pfalz

Vogels politische Karriere begann in den 1960er Jahren und war eng mit dem Namen Helmut Kohl verbunden. Nach zwei Jahren Bundestag wurde er 1967 Kultusminister in Rheinland-Pfalz – Kohl war damals Ministerpräsident – und profilierte sich als Bildungspolitiker. Vogel setzte etwa den Übergang von der Konfessionsschule zur christlichen Gemeinschaftsschule durch.

1974 löste er Kohl als CDU-Landeschef ab und setzte sich gegen Heiner Geißler durch, den Kohl favorisiert hatte. Zwei Jahre später folgte Vogel als Ministerpräsident auf Kohl.

In der rheinland-pfälzischen CDU verlor Vogel 1988 einen Machtkampf gegen Hans-Otto Wilhelm. Nach dessen Wahl zum CDU-Landesvorsitzenden trat Vogel als Ministerpräsident zurück. Im Jahr darauf übernahm er den Chefposten der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung.

«Mainz war ein Wagnis. Thüringen war ein Abenteuer»

Nach der deutschen Wiedervereinigung begann 1992 die zweite Karriere Vogels als Regierungschef in Thüringen. «Mainz war ein Wagnis. Thüringen war ein Abenteuer», sagte er einmal. Nach elf Jahren verabschiedete er sich 2003 aus diesem Amt. Bereits 2001 war er wieder Vorsitzender der Adenauer-Stiftung geworden, was er bis 2009 blieb. Mit seinem Bruder, dem früheren SPD-Chef Hans-Jochen Vogel (1926-2020), und mit Parteikollegen diskutierte er bis ins hohe Alter über politische Fragen.

Als einschneidende Erlebnisse nannte Vogel oft die Flugtagkatastrophe 1988 in Ramstein in seiner Amtszeit in Rheinland-Pfalz und den Amoklauf von 2002 in Erfurt, als er Ministerpräsident von Thüringen war.

Eigentlich wollte der am 19. Dezember 1932 in Göttingen geborene und in Gießen aufgewachsene Politologe Professor an einer Uni werden. Allerdings könne er nicht beantworten, ob er auch in dieser Position erfolgreich gewesen wäre, sagte Vogel einmal der Deutschen Presse-Agentur. «Ich behaupte aber, dass ich in der Politik mehr bewirken konnte als als Wissenschaftler.»

© dpa
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