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Schon wieder Pkw-Maut? CSU-Juristen wollen Abgabe für alle

Das Scheitern der Maut für Autofahrer auf deutschen Autobahnen hat mehr als 240 Millionen Euro gekostet. Nun formiert sich pünktlich zur Regierungsbildung ein neuer Anlauf.
Bund verzichtet auf Klage gegen Ex-Verkehrsminister Scheuer
2019 scheiterten die Pkw-Maut-Pläne der damaligen Bundesregierung vor Gericht. Das kam die Steuerzahler im Land teuer zu stehen. Nun gibt es aber Anzeichen, dass sich in der CSU eine andere Meinung durchsetzen könnte. (Illustration) © Jens Büttner/zb/dpa

Kurz vor dem Start der Koalitionsverhandlungen von Union und SPD im Bund kommt aus der CSU ein neuer Vorstoß zur Einführung einer Pkw-Maut in Deutschland. Alle Nutzer von Verkehrsinfrastruktur müssten an der Finanzierung beteiligt werden – wie in anderen Staaten Europas auch, heißt es in einer Resolution des Arbeitskreises Juristen der CSU (AKJ). «Ein geeignetes Mittel dazu ist eine angemessene Infrastrukturabgabe für die Nutzung der Bundesstraßen und Autobahnen in Deutschland.»

Keine Entlastungen im Gegenzug durch Steuervergünstigungen

Anders als bei dem 2019 juristisch gestoppten Mautversuch der damaligen Bundesregierung setzt das CSU-Konzept aber auf eine Abgabe für alle Nutzer ohne Ausnahmen oder Hintertüren wie eine Steuersenkung für deutsche Autofahrer: «Eine unmittelbare Entlastung deutscher Fahrzeughalter über die KfZ-Steuer ist durch den EuGH ausgeschlossen. Dessen Entscheidung respektiert der AKJ als bindende gerichtliche Entscheidung.»

Ein von der CSU in der damaligen Bundesregierung durchgeboxtes Gesetz für eine Pkw-Maut war damals vom Europäischen Gerichtshof (EuGH) als rechtswidrig gestoppt worden. Zentraler Knackpunkt war, dass nur Fahrer aus dem Inland für die Maut voll bei der Kfz-Steuer entlastet werden sollten. Kurz nach dem Urteil kündigte der damalige Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) die Verträge mit den vorgesehenen Betreibern, die dann Schadenersatz forderten. Eine Verständigung nach einem Schiedsverfahren ergab, dass der Bund ihnen 243 Millionen Euro zahlen musste.

CSU-Juristen verweisen auf Urteil aus Karlsruhe

Die CSU-Juristen begründen ihren neuerlichen Ansatz mit dem Sanierungsstau auf Deutschlands Fernstraßen und einer damit verbundenen Benachteiligung junger Menschen. «Das Bundesverfassungsgericht hat 2021 festgestellt, dass der Gesetzgeber "zur Wahrung grundrechtlich gesicherter Freiheit Vorkehrungen" treffen muss, um die nachfolgenden Generationen davor zu schützen, in ihren grundrechtlichen Freiheiten in fast allen Bereichen eingeschränkt zu werden», sagte der Vorsitzende des AKJ, Bayerns Ex-Justizminister Winfried Bausback. 

Weiter: «Der Investitionsstau in der Verkehrs- und sonstigen Infrastruktur droht schon heute die Freiheitsräume junger und nachkommender Generationen in der Zukunft massiv einzuschränken.» Eine mögliche Maßnahme dazu sei, alle Nutzer von Bundesstraßen und Autobahnen unabhängig davon, ob sie aus dem In- oder europäischen Ausland kommen, über eine angemessene Infrastrukturabgabe an den Sanierungskosten zu beteiligen.

Erlebt die Debatte eine Renaissance?

In der Union herrschte bisher eigentlich die Meinung vor, keinen neuen Anlauf zu einer Pkw-Maut zu wagen. Gleichwohl erlebt das Thema derzeit auch in vielen Hintergrundgesprächen in Berlin eine Renaissance. Eine offizielle Meinungsbildung ist aber hierzu noch nicht wieder erfolgt. Der AKJ versteht laut Bausback seinen Vorschlag auch explizit als Hinweis auf die Verhandlungen von SPD und Union zur Bildung einer neuen Bundesregierung. In den Wahlprogrammen von CDU und CSU findet sich aber nichts Derartiges.

Union war bisher kategorisch gegen erneuten Maut-Anlauf

Noch im vergangenen Dezember hagelte es Absagen von Union und FDP zu einer entsprechenden Forderung des Hauptverbandes der Bauindustrie. Auch hier war der drohende Verkehrskollaps wegen maroder Straßen und hoher Sanierungskosten als Grund genannt worden. Eine Maut könne pro Jahr rund drei Milliarden Euro bringen, sagte damals Verbands-Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller der «Bild». «Die Einnahmen müssen ausschließlich in den Straßenbau fließen.» 

© dpa
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