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Ex-FIFA-Chef Blatter weist Betrug vor Gericht zurück

Blatter versteht nicht, was an einer Millionenzahlung aus den FIFA-Kassen ohne Vertrag falsch gewesen sein soll. Vor Gericht ist er gebrechlich, aber in der Sache klar.
Prozess gegen Blatter und Platini
Prozess gegen Blatter und Platini
Prozess gegen Blatter und Platini

Gebrechlich wirkt der frühere Präsident des Fußball-Weltverbands FIFA, als Angeklagter sitzt Joseph Blatter (88) vor Gericht und versteht die Welt nicht mehr. «Wenn man über Fälschungen und Lügen und Betrug redet, das bin nicht ich - in meinem ganzen Leben gibt es das nicht», beteuert der einst mächtigste Fußballfunktionär der Welt. 

Blatter ist wie der damalige Präsident der Europäischen Fußball-Union (UEFA), Michel Platini (69), angeklagt. Es geht unter anderem um Betrug und Veruntreuung bei der Zahlung von zwei Millionen Franken aus der FIFA-Kasse an Platini. Beide beteuern ihre Unschuld. 2022 waren sie freigesprochen worden, aber die Staatsanwaltschaft legte Berufung ein. Das Urteil wird am 25. März erwartet.

Geld für Beraterdienste

Blatter hatte die Zahlung als FIFA-Präsident 2011 genehmigt. War das Bestechung? Korruption? Nach Angaben von Blatter und Platini war es ein Honorar für Beraterdienste. Die hatten aber schon zehn Jahre vorher stattgefunden. Grundlage sei ein mündlicher Vertrag von Ende der 1990er Jahre gewesen, sagen beide. Der FIFA habe zunächst das Geld gefehlt, ihn gemäß Absprache zu bezahlen, sagte Platini. Als die FIFA-Finanzen rosiger aussahen, habe er seine Ansprüche geltend gemacht. 

Das Bundesstrafgericht in Bellinzona hatte beide 2022 «in dubio pro reo» freigesprochen - im Zweifel für den Angeklagten. Die Staatsanwaltschaft hatte das Gericht nicht überzeugen können, dass das Geld in Wirklichkeit nicht für vergangene Beratertätigkeiten Platinis gezahlt wurde. 

«Ein mündlicher Vertrag bleibt ein mündlicher Vertrag», sagte Blatter der Deutschen Presse-Agentur vor der Verhandlung. «Das war keine Zahlung unter dem Tisch, sondern sie wurde nach den Prinzipien abgerechnet, die bei der FIFA bestehen.» Das Verfahren wurde wegen Befangenheit der Berufungsinstanz des Strafgerichts nach Muttenz verlegt. 

Blatter und Platini wollen nur Freispruch akzeptieren

Für Blatter ist nur eine Bestätigung des Freispruchs akzeptabel. «Wenn es negativ kommt, dann muss ich Energie sammeln, dann gehen wir in Berufung», sagte er. Auch Platini lässt über seinen Anwalt verlauten: «Mein Mandant bestreitet die Vorwürfe der Bundesanwaltschaft vollumfänglich.»

Die FIFA hat das ganze Verfahren 2015 mit einer Anzeige in Gang gesetzt. Es waren turbulente Zeiten beim Weltfußballverband, gegen den mehrere Korruptionsermittlungen liefen. Blatter hatte sich 2015 mit 79 Jahren erst für eine weitere Amtszeit wählen lassen, dann unter Druck kurz darauf seinen Rückzug angekündigt. Um seine Nachfolge wurde gerangelt. Nach der Anzeige wurden Blatter und Platini von einer FIFA-Ethikkommission für mehrere Jahre gesperrt. Damit platzte Platinis Traum, Nachfolger von Blatter zu werden. Stattdessen kam sein Rivale Gianni Infantino zum Zuge. 

FIFA bleibt Berufungsverhandlung fern

Die FIFA war in dem Prozess Nebenklägerin und wollte ihr Geld zurückhaben. Die zwei Millionen Franken plus Sozialabgaben wurden nach Angaben des Anwalts von Platinis Konten eingezogen und eingefroren. Weil die FIFA aber keine fristgerechten Anträge einreichte und sich vom Prozedere in Muttenz entschuldigen ließ, entschied das Gericht, dass sie nicht mehr als Nebenklägerin beteiligt ist.

© dpa ⁄ Christiane Oelrich, dpa
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