„Einfach mal die Sau rauslassen!” Das dachten sich zahlreiche Student:innen der Universidade Federal de Santa Maria (UFSM) im Jahr 2013. Doch aus der Party wurde ein Albtraum. Serienmacher Gustavo Lipsztein („Dead in the Water”) arbeitet die Geschehnisse in der Miniserie The Endless Night nun auf Netflix auf.
Zur Seite standen ihm dabei die Regisseurinnen Julia Rezende („Girls from Ipanema”) und Carol Minem („O Rei da TV”), sowie Investigativ-Journalistin Daniela Arbex, die das zugrundeliegende Buch „Todo dia a mesma noite” über jene schreckliche Nacht vom 26. auf den 27. Januar 2013 verfasste. Die Miniserie besteht aus fünf etwa einstündigen Episoden und beleuchtet nicht nur die Katastrophe, sondern auch die Auswirkungen auf die Hinterbliebenen und die Gerichtsverhandlung. Doch was genau ist damals passiert?
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Die wahre Geschichte hinter The Endless Night: Eine der schlimmsten Katastrophen aller Zeiten
242 Tote, über 600 Verletzte: Die schreckliche Bilanz des Brandes im Kiss Nachtclub liegt auf der Liste der größten Nachtclub-Brandkatastrophen aller Zeiten auf dem unrühmlichen dritten Platz. 1942 hatte ein Feuer im Cocoanut Grove in Boston (USA) 492 Todesopfer gefordert und 130 Menschen verletzt. 2000 kam es in einer Disco im chinesischen Luoyang am ersten Weihnachtstag zu einem Unglück, das 309 Menschen das Leben kostete und 50 weitere verletzte.
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In der brasilianischen Geschichte nimmt das Feuer den zweiten Platz unter den Brandkatastrophen ein. Als 1961 ein Zirkuszelt in Nitério in Flammen aufging, starben 503 Menschen.
Eigentlich hatten an jenem 26. und 27. Januar 2013 Student:innen der UFSM, einer staatlichen Universität im Bundesstaat Rio Grande do Sul ganz im Süden Brasiliens, eine Party feiern wollen. Um die Stimmung anzuheben, wurden mit Pimenta e seus comparsas und Gurizada Fandangueira zwei Bands engagiert.
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The Endless Night: Ein bengalisches Feuer als Ursache des Unglücks
Gegen zwei Uhr nachts nahm die Katastrophe ihren Lauf: Während des Auftritts der Band Gurizada Fandangueira kam Pyrotechnik zum Einsatz, die eigentlich nur unter freiem Himmel genutzt werden durfte. Genauer gesagt, handelte es sich um Bengalisches Feuer, bekannt aus vielen Fußballstadien. Funken setzten schalldämmende Materialien an der Gebäudedecke in Brand. Die Bandmitglieder und ein Sicherheitsangestellter versuchten sofort, die Flammen zu löschen, waren jedoch erfolglos.
Rasend schnell breitete sich das Feuer in den nächsten Augenblicken aus. Die brennende Schalldämmung produzierte giftigen, dunklen Qualm, der das Navigieren in der Disco so gut wie unmöglich machte. Fehlende Hinweisschilder und Notausgänge verkomplizierten die Situation. Der einzige Ausweg war der Haupteingang.
Dazu kam der Umstand, dass die Kapazität des Gebäudes deutlich überschritten wurde. Hunderte junge Menschen zwischen 16 und 30 Jahren – Schätzungen gingen später von bis zu 2000 Anwesenden aus – stürmten zum Ausgang, einige verwechselten die Toilettenräume mit Notausgängen. Bei den Aufräumarbeiten wurden allein 180 Tote in diesen Räumen gefunden. 90 Prozent aller Opfer starben an Rauchvergiftung.
Gefangen im Kiss Nachtclub
Einer der schrecklichsten Umstände sickerte erst im Zuge der Ermittlungen durch. Offensichtlich hatten die Sicherheitskräfte des Nachtclubs die einzige Tür verriegelt. Der Grund war einfach: Die Gäste mussten ihre Getränke im Normalfall beim Verlassen der Disco bezahlen. Um Zechpreller:innen zu stoppen, wurden die Türen abgeschlossen.
Als die ersten Menschen nach dem Ausbruch des Feuers zum Ausgang stürmten, blieb dieser zunächst verschlossen. Denn die Sicherheitskräfte wurden nicht über den Brand informiert und waren verwirrt. Sie vermuteten zunächst Betrugsversuche. Doch währenddessen drückte die Masse der Menschen weiter Richtung Ausgang und quetschte die ersten Gäste an der Tür ein.
Allein dabei sollen sich 150 Menschen verletzt haben. Viele weitere wurden niedergetrampelt. Während der dramatischen Ereignisse bat ein späteres Todesopfer sogar über Facebook um Hilfe. Als die Tür endlich entriegelt wurde, war es für viele bereits zu spät. Mindestens 232 Opfer hatte das Feuer in dieser Nacht gefordert. Weitere Menschen starben in den Tagen und Wochen danach an ihren Verletzungen. Rodrigo Moura, Türsteher der Disco, beschrieb die Szenen später so:
Wir haben die Leute aufgefordert, den Klub zu verlassen. Aber inmitten des Tumults fingen die Menschen an, sich gegenseitig zu überrennen und sich totzutrampeln. Viele hatten keine Zeit mehr, rauszukommen. Wir haben auch noch welche gerettet und ins Krankenhaus gebracht. Einige hatten 80 Prozent des Körpers verbrannt und überlebten nicht. Auch einige meiner Arbeitskollegen starben.
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Grausame Rettungsarbeiten
Die Rettungsarbeiten in den Stunden nach der Katastrophe müssen für alle Beteiligten sehr hart gewesen sein. Feuerwehrleute berichteten von ununterbrochen klingelnden Handys der Opfer während der Bergungsmaßnahmen. Freund:innen und Verwandte versuchten, sie zu erreichen. Eine örtliche Turnhalle wurde als Leichenhalle genutzt, da sie genug Platz für die zahlreichen Toten bot.
Die Versorgung der Verletzten zog sich indes noch Jahre hin. Eine Woche nach dem Brand waren über 100 Personen stationär in Krankenhäusern untergebracht, davon viele in kritischem Zustand. Viele litten an den Folgen von Cyanidvergiftungen, die sie durch den giftigen Qualm im Club erlitten hatten. Brandverletzungen mussten ebenfalls behandelt werden. Und auch die psychologische und seelsorgerische Betreuung musste gewährleistet sein. Dazu kam ein erhöhtes Krebsrisiko der Überlebenden aufgrund der giftigen Gase im Club.
Anklagen und ein Selbstmordversuch: Die wahre Geschichte hinter The Endless Night
Kurz nach der Katastrophe begannen die Ermittlungen. Beide Besitzer des Clubs und zwei Bandmitglieder wurden verhaftet und verhört. Einer der Besitzer befand sich zu dieser Zeit im Krankenhaus. Dort versuchte er kurz nach den Vorwürfen, sich das Leben zu nehmen. Der vor der Zimmertür stationierte Polizist schritt jedoch rechtzeitig ein und verhinderte den Suizid.
Bald kamen weitere Details ans Licht. Die Betriebserlaubnis der Disco war schon im August 2012 abgelaufen. Die beantragte Verlängerung war noch nicht genehmigt worden. Offiziell durften sich zudem nur 691 Menschen in der Disco aufhalten. Am Abend des Unglücks waren es jedoch je nach Schätzung bis zu 2000.
Die Clubbesitzer wiesen im Zuge der Untersuchungen jegliche Schuld von sich. Stattdessen machten sie die Architekten und Sicherheitsinspekteure für die Katastrophe verantwortlich. In der Zwischenzeit wurden im ganzen Land mehrere Clubs von den Behörden aufgrund unzureichender Brandschutzmaßnahmen stillgelegt.
Verurteilungen und überraschende Aufhebungen
Am 2. April 2013 wurden die beiden Clubbesitzer und zwei Bandmitglieder wegen Totschlags angeklagt. Der Prozess dauerte über acht Jahre. Am 10. Dezember 2021 wurden die beiden Clubbesitzer zu 22,5 und 19,5 Jahren Haft verurteilt. Die beiden Bandmitglieder bekamen Haftstrafen von jeweils 18 Jahren.
Doch im August 2022 folgte das nächste, aber sicherlich nicht letzte Kapitel der Brandkatastrophe, als das Urteil gegen die vier Angeklagten von einem Gericht aufgehoben wurde. Unter der Empörung und Verzweiflung der Angehörigen der Opfer begründete das Gericht seine Entscheidung mit Unstimmigkeiten bei der Auswahl der Geschworenen beim Gerichtsprozess. Die Verteidigung der Opfer hat bereits angekündigt, in Berufung gehen zu wollen. Die vier Angeklagten durften das Gefängnis verlassen.
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