Kutschen statt Autos, Handwäsche statt Waschmaschine, keine Fotos an den Wänden und auch kein Internet. Die Glaubensgemeinschaft der Amish lehnt technische und gesellschaftliche Errungenschaften der Moderne ebenso ab wie die Evolutionstheorie. Sie leben in den USA weitgehend unter sich.
Die 3sat-Dokumentation «Die Welt der Amish - Tradition und Versuchung» von Filmemacherin Melanie van der Ende gibt einen Einblick in den Alltag und das Denken der Gläubigen. Der Film zeigt aber auch, wie sich einige doch zu öffnen versuchen oder gar den Ausstieg wagen.
Zu sehen ist die 45-minütige Sendung am Mittwoch (17. April) um 21.00 Uhr. Sie ist Teil einer sehenswerten dreiteiligen Kulturdoku-Reihe zu Glaubensgemeinschaften. Um 20.15 Uhr geht es los mit «Bibelfest, freundlich, kompromisslos: Die Zeugen Jehovas», den Abschluss bildet um 21.45 Uhr «Glaube und Geld - Die Mission der Mormonen».
Fotos und Filmaufnahmen lehnen die Amish ab. Sie wollen sich nicht in den Mittelpunkt stellen. Selbstzurückhaltung. Für die Dokumentation haben sich dann einige Mitglieder doch bereiterklärt, vor die Kamera zu treten - manche lediglich mit unkenntlich gemachten Gesichtern.
Reise in vorvergangene Zeiten
Die Aufnahmen muten teils an wie ein Film über vorvergangene Zeiten. Die Amish-Frauen tragen selbst genähte, schlichte Kleider und keinen Schmuck. Frauen und Kinder tragen Hauben, die Männer Hüte und lange Bärte. Autos gibt es nicht, stattdessen rollen schwarze Pferdekutschen durch die Orte. Nur in Ausnahmefällen wird ihnen eine Fahrt mit einem Mietwagen samt Fahrer genehmigt.
Die Feldarbeit erledigen die Menschen mit altmodischen Maschinen - wenn überhaupt. Sehr konservative Amish machen in der Landwirtschaft alles mit der Hand.
Die Rollenverteilung innerhalb der Glaubensgemeinschaft ist klar definiert: Männer sind berufstätig, Frauen kümmern sich um Kinder und Haushalt. Eine Frau im Beruf ist undenkbar. Ihre Wäsche erledigen die Frauen wie anno dazumal. Als sich eine Familie doch eine Waschmaschine kauft, muss sie diese zurückgeben.
Im Glauben fest verankert
Der christliche Glaube steht bei den Amish über allem. Das zeigt sich auch im Schulunterricht. Die Evolutionstheorie lehnt die Gruppe ab. Nach ihrem Verständnis ist die Welt so entstanden, wie es in der Bibel steht. Auf zu viel Bildung bei ihren Kindern legen sie keinen Wert - auch um zu verhindern, dass die Söhne und Töchter andere Ziele außerhalb der Gemeinschaft anstreben.
Dennoch gibt es insbesondere jüngere Mitglieder, die an den strengen Regeln zweifeln und Abstand gehen. Leicht fällt ihnen dieser Schritt nicht, wie zwei junge Frauen schildern. Ihre Erzählungen und die der anderen Amish gewähren den Zuschauerinnen und Zuschauern einen Einblick in eine ganz eigene Welt. Dabei werden auch heikle Themen - etwa, welche genetischen Folgen es haben kann, dass die Amish meist nur innerhalb ihrer Gemeinschaft heiraten und Kinder bekommen - nicht ausgespart.