In der Europäischen Kulturhauptstadt Tartu ist es am Freitag und Samstag heiß zugegangen. Beim Sauna-Debattenfestival «Naked Truth» haben in Estlands zweitgrößter Stadt Hunderte spärlich bekleidete Menschen zwei Tage lang in insgesamt elf verschiedenen mobilen Schwitzbädern miteinander diskutiert und den konstruktiven Dialog praktiziert. Die Saunagänger konnten dabei an moderierten Gesprächen zu drei Themen teilnehmen: Tradition, Grüne Lebensweise und Frieden. Dazu gab es noch drei Ruhesaunen, die für die schwitzenden Aufgussfreunde am Veranstaltungsort am Ufer des Flusses Emajõgi aufgestellt wurden.
«Die Grundidee besteht darin, dem Rest der Gesellschaft zu zeigen, dass wir mit Hassreden, der Polarisierung in den Medien und der toxischen Gesprächskultur klarkommen, wenn wir uns daran erinnern, wie wir uns in der Sauna verhalten», sagte die Organisatorin Hannele Valkeeniemi vom Finnischen Institut in Estland der Deutschen Presse-Agentur in Tartu. Bei der Sauna handle es sich demnach um einen sehr demokratischen Ort ohne Hierarchie, in der alle gleich seien. «In der Sauna ist man in jeder Hinsicht nackt», betonte Valkeeniemi.
Die Diskussionen bei dem nach Angaben der Organisatoren erstmals in dieser Art durchgeführten Sauna-Festival fanden auf Estnisch und Englisch statt. Einige davon wurden geleitet von dem im Finnland lebenden deutschen Saunaexperten Alexander Lembke. «Es herrscht eine super Atmosphäre. Die Leute reden viel miteinander und haben die Möglichkeit, ganz unterschiedliche Saunen auszuprobieren», sagte der Saunaheizer der Rajaportin-Sauna in Tampere der dpa.
Schwitzen in mobiler Front-Sauna
Schwitzen konnte man bei dem Festival auch in einer mobilen Front-Sauna, von der mehrere Exemplare bereits an die ukrainische Armee übergeben worden sind. Damit sollen die Abwehrkräfte der Soldaten an der Front gestärkt werden. Die Anlage wurde in gemeinsamer Initiative von Hilfsorganisationen, der estnischen Freiwilligenarmee und einem Saunahersteller entwickelt.
Das Sauna-Debattenfestival galt als einer der Höhepunkte des Europäischen Kulturhauptstadtjahres in Tartu, das unter dem Motto «Arts of survival» steht. Neben der estnischen Stadt tragen 2024 auch das Salzkammergut und Bodø in Norwegen den Titel als Europäische Kulturhauptstadt.