Mit einem öffentlichen Gedenken hat Riga den 280. Geburtstag des deutschen Philosophen, Schriftstellers und Theologen Johann Gottfried Herder gefeiert. Der Dichter der Aufklärung wurde am 25. August 1744 geboren und wirkte fünf Jahre lang auch in der heutigen lettischen Hauptstadt. Er starb 1803 in Weimar.
Mit 20 Jahren kam Herder als Hilfslehrer an die Domschule in Riga und arbeitete daneben auch noch in der Stadtbibliothek und als Pastor an zwei Vorstadtkirchen. Daran erinnerten bei dem Gedenken am Sonntag mehrere akademische Redner auf dem Herderplatz, bei dem auch aus Herders erstmals in Riga erschienenen «Ideen zur Philosophie der Menschheitsgeschichte» gelesen wurde.
Herder folgte 1764 nach seinem Studium in Königsberg dem Ruf nach Riga. Trotz großen Ansehens in der deutschen Oberschicht für seine Lehrtätigkeit und Predigten wurde ihm Riga nach fünf Jahren zu eng – der Gelehrte verließ die Stadt überstürzt mit dem Schiff.
Briefe und sein posthum erschienenes Werk «Journal meiner Reise im Jahr 1769» zeigen aber die Bedeutung, die der Aufenthalt in der damals unter russischer Herrschaft stehenden Stadt für ihn hatte. Trotz divergierender Äußerungen war Riga eine prägende Station für den großen Denker, der neben Goethe, Schiller und Wieland zum Viergestirn der Weimarer Klassik gezählt wird.
Herder veröffentlichte in Riga seine ersten Werke und entwarf Konzepte für weitere kulturphilosophische Schriften, mit denen er geistige und philosophische Grundlagen für die humanistischen und universellen Ideale der deutschen Klassik schaffen sollte.
Auch befasste er sich mit der Erforschung von als Dainas bekannten lettischen Volksliedern, von denen er einige ins Deutsche übersetzte und in einer Volksliedersammlung publizierte. Dafür genießt Herder bis heute großes Ansehen in Lettland.
In Gedenken an Herders Wirken wurde in Riga bereits 1864 anlässlich seines 120. Geburtstags und des 100. Jahrestags seiner Ankunft ein Denkmal neben dem Dom für ihn errichtet – es war das erste Standbild in der traditionsreichen Hansestadt, das einem Kulturschaffenden gewidmet war.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es von linientreuen Kommunisten demontiert, 1959 vor dem Besuch einer hochrangigen Delegation aus der DDR aber unvermittelt aufgestellt.