Mit Call of Duty: Modern Warfare haben das Entwicklerstudio Infinity Ward und Publisher Activision vor drei Jahren dem bis dahin wohl besten Ableger der Reihe eine Neuauflage spendiert. Dabei handelte es sich allerdings um kein Remake im klassischen Sinne, sondern um eine Neuinterpretation. Einige Versatzstücke, wie etwa familiäre Figuren, wurden aus dem Original übernommen und in eine neue Handlung sowie einen überarbeiteten Mehrspielermodus eingewoben. Das Resultat war ein überaus spaßiger Shooter, der trotz gängiger Elemente zu überzeugen wusste. Ob den Entwickler:innen bei „Call of Duty: Modern Warfare II“ selbiges gelungen ist, haben wir für Dich herausgefunden.
Die Story: Terroristenjagd im frischen Sicario-Deckmantel
Falls Du Dich bei Call of Duty: Modern Warfare II zunächst fragst, ob Du den Vorgänger gespielt haben musst, um die Story vollends zu genießen, können wir Dir verraten: Nein. Zwar liefert Dir die Fortsetzung einige nette Referenzen auf die früheren Spiele und deren Akteure, doch auch ohne etwaige Vorkenntnisse wirst Du bei dem Sequel mit einer soliden Singleplayer-Kampagne versorgt.
Wie für einen Modern Warfare-Titel üblich, schickt Dich der neuste Call of Duty-Teil erneut auf Terroristenjagd im Nahen Osten. Durch einen US-amerikanischen Angriff kommt ein General der fiktiven Stadt Al Mazrah ums Leben. Daraufhin greift sein Stellvertreter Major Hassan zu den Waffen und sinnt auf Rache. Nun liegt es an Dir, zusammen mit den Veteranen der Spieleserie, darunter Captain Price, Ghost und Soap MacTavish, die Situation zu entschärfen und ein weltweites Fiasko zu verhindern.
Was bis hier hin wie das übliche Modern Warfare-Prozedere klingt, wird allerdings noch um eine spannende Komponente erweitert. Denn neben Einsätzen in Europa und dem Nahen Osten verschlägt Dich die Reise auch nach Mexiko, was ein unverbrauchtes Setting in der Call of Duty-Historie darstellt. Dreckige Häuserkämpfe gegen Drogenkartelle und Infiltrationsmissionen erinnern an den Film „Sicario“ sowie die Netflix-Serie „Narcos“ und sorgen für die notwendige Abwechslung zum ziemlich abgedroschenen Nahost-Setting.
Die Inszenierung: Das bekannte Spektakel bombastischer denn je
Nach den 17 Missionen, die sechs bis acht Spielstunden beanspruchen, entpuppt sich die für Veteran:innen der Reihe altbekannte Gut-gegen-Böse-Leier jedoch als sehr abgeschmackt. Zudem wirken einige Missionen wie ein Sammelsurium an recycelten Elementen früherer Ableger, sodass diese Level dann einem Best-of an Modern Warfare-Momenten gleichkommt. Ein Gefängnisausbruch, eine Sniper-Mission im Tarnanzug und die Eroberung einer Bohrinsel. All diese Missionen gab es in leicht abgeänderter Form bereits in den Vorgängern zu spielen. Doch die Inszenierung lässt Dich glücklicherweise über diesen Umstand hinwegsehen, welche eine der größten Stärken von Call of Duty: Modern Warfare II ist.
Eine actionreiche Darstellung zählt schon lange zu den Vorzeigeaspekten der Reihe, doch bei diesem Titel haben die Entwickler:innen erneut die Messlatte ein Stückchen höher gehievt. Saftige Explosionen, scharfe Sounds von einschlagenden Projektilen, der eindrucksvoll dröhnende Soundtrack und dazu Bilder, die aus einem hochbudgetierten Hollywood-Spielfilm stammen könnten. Hinzu kommen schön entworfene Locations, wie etwa die belebte Innenstadt von Amsterdam, die vor einem ansehnlichen Detailreichtum strotzen. Hier lohnt es sich, die Waffe einmal wegzustecken und hochpolierte Effekte, wie etwa das wesentlich realistischer designte Wasser, unter die Lupe zu nehmen.
Der Multiplayer: Frischer Wind dank neuer Modi
Doch wo die Kampagne wie ein kurzweiliges Beiwerk erscheint, trumpft der Ego-Shooter mit einem überaus gelungenen Multiplayer auf. Nicht wenige der bisherigen Call of Duty-Titel kamen mit neuen Mehrspieler-Spielmodi daher, doch diese wirkten oftmals wie eine billige Kopie bereits vorhandener Modi. Bei Call of Duty: Modern Warfare II gibt es neben den Klassikern wie Team-Deathmatch, Herrschaft und Co. nun auch zwei neue Matchvarianten, die wirklich innovativ rüberkommen.
Mit Knock-Out liefert Dir Infinity Ward einen aufregenden 6-gegen-6-Modus, der in gewissen Zügen an Suchen & Zerstören erinnert, aber dennoch für frischen Wind sorgt. Denn in dem rundenbasierten Kämpfen verfügen alle Spieler:innen bloß über ein Leben und müssen entweder das gegnerische Team ausschalten oder alternativ ein Paket bergen und den oder die Träger:in eine Minute lang beschützen. Der Clou dabei: Du kannst gefallene Kamerad:innen wiederbeleben und so eine nahezu verlorene Runde doch noch gewinnen. Dadurch werden die kurzen Sessions wesentlich spannender und somit auch spaßiger.
In dem rundenbasierten Modus Gefangenenrettung sind Wiedereinstiege ebenfalls deaktiviert und auch hier besteht die Option zur Wiederbelebung von Team-Mitgliedern. Wie es der Name bereits verrät, gilt es in den Matches die Geiseln aus dem feindlichen Lager in Deine Basis zu eskortieren beziehungsweise als Verteidiger eben jenes Unterfangen zu verhindern. Gefangenenrettung erinnert mit dem leicht taktischen Charakter sehr an den Geisel-Modus aus „Tom Clancy’s Rainbow Six: Siege“ und kann Dir besonders in der Konstellation mit ein paar Freund:innen große Freude bereiten.
Und apropos Freund:innen: Wenn Du nach den Player-vs-Player-Partien Lust auf etwas seichtere Koop-Action hast, bieten Dir die drei Spezialeinheiten-Aufträge neben dem Single- und Multiplayer eine weitere Möglichkeit, spannende Missionen zu bestreiten. Alle Spielmodi haben wir anbei für Dich aufgelistet:
• Team-Deathmatch
• Frei für alle
• Herrschaft
• Suchen und Zerstören
• Hauptquartier
• Abschuss bestätigt
• Stellung
• Knock-Out
• Gefangenenrettung
• Bodenkrieg
• Invasion
• Spezialeinheit
Die Technik: Ein ansehnliches Rundumpaket mit kleinen Mankos
Für Call of Duty: Modern Warfare II hat Infinity Ward ein mehr als zufriedenstellendes audiovisuelles Gesamtpaket kreiert, das bloß durch eine Handvoll kleiner Technik-Patzer etwas an Qualität einbüßt. Dazu gehören beispielsweise kleine Bugs oder die gelegentlichen Einbrüche in der Bildwiederholrate, sodass Dein Abenteuer an manch einer Stelle womöglich etwas weniger flüssig abläuft.
Was sich allerdings als ausgesprochen nervig erweist, ist das Menü des Spiels. Normalerweise ist dieser Aspekt nicht der Rede wert, doch beim Start von Call of Duty: Modern Warfare II wirst Du mit derart viel Text inklusiver kurzer Ladezeiten zugekleistert, dass Du Dich wahrlich in Nachsicht üben musst. Beim ersten oder zweiten Mal ist diese Prozedur zu verkraften, doch wenn Du häufiger den Rechner oder die Konsole anwirfst, kann aus dem Spielstart schnell eine wahre Geduldsprobe werden.
Abschließend bleibt demnach zu sagen, dass Infinity Ward mit Call of Duty: Modern Warfare II eine empfehlenswerte Fortsetzung geglückt ist, die mit kleinen Neuerungen selbst für Veteran:innen der Serie einige unterhaltsame Stunden verspricht. Lediglich ein paar kleine Mängel sorgen für ein sporadisches Stirnrunzeln, über die allerdings leicht hinwegzusehen ist. Kurzum: Ein rasanter First-Person-Shooter, der die Stärken der Reihe in neuem Glanz erstrahlen lässt.
Call of Duty: Modern Warfare II – Infobox
Plattformen: | PlayStation 4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S PC |
Release-Datum: | 28. Oktober 2022 |
Kosten: | 79,99 Euro |
Publisher: | Activision |
Entwickler: | Infinity Ward |
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Dieser Artikel Call of Duty: Modern Warfare II | Spielekritik: Ein rasanter Ego-Shooter mit ausgefeilten Stärken kommt von Featured!