Von den «Thomas, Thomas»-Rufen nach seinem Halbfinal-Einzug bei den Paralympics bekommt Thomas Wandschneider noch immer Gänsehaut. «Eine solch wahnsinnige Kulisse wie heute habe ich hier in der Halle noch nicht erlebt», schwärmte der 60 Jahre alte Badmintonspieler. Am Sonntag kann der nach Heidemarie Dresing (69) älteste deutsche Paralympics-Teilnehmer erstmals Edelmetall gewinnen.
Nach dem Viertelfinal-Coup über 103 Minuten gegen den 24 Jahre alten Chinesen Yang Tong («Alle meine Kinder sind älter als er»), ist der querschnittgelähmte Wandschneider noch ein Erfolg vom Finale entfernt. «Die Medaille will ich unbedingt», erklärte er. Sein Gegner in der Runde der besten Vier wird erst am Sonntagmorgen ermittelt.
Für Wandschneider wäre eine Medaille der Lohn für die vergangenen Jahre. Unter der Woche schlief er wegen des harten und intensiven Trainings in Hannover in einem umgebauten Kastenwagen. Nur am Wochenende kehrte der vierfache Vater ins eine Stunde entfernte Lindhorst im Landkreis Schaumburg zur Familie zurück. «Ich lebe 80 Prozent meines Lebens im Auto», sagte er.
Sollte es nach den Strapazen mit einer Medaille klappen, wäre es die Krönung. «Dann werde ich sagen: Mein Weg war korrekt», sagte Wandschneider. «Wenn nicht, hatte ich vier Jahre keine Zeit für meine Familie, meine Frau, für alles», erklärte er. «Sorry, sorry, sorry, aber ich wollte die Medaille.»