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«Wie die Löwen»: Georgien feiert historischen Sieg

Georgien hatten vor der EM nur wenige Experten als Achtelfinalist auf dem Zettel. Gegen Portugal belohnt sich das Team von Trainer Sagnol - auch, weil der Star des Teams für einen Traumstart sorgt.
Georgien - Portugal
Früher Treffer
Cristiano Ronaldo
Willy Sagnol
Entscheidung
2:0

Die georgischen Ersatzspieler, Trainer und Betreuter stürmten auf das Spielfeld und feierten mit ihren völlig erschöpften Teamkollegen vor der begeisterten Fankurve den historischen Sieg. Überglücklich herzte Trainer Willy Sagnol seine stolzen Helden, die als Turnier-Neuling direkt auch das Achtelfinale bei der Fußball-Europameisterschaft erreicht haben.

«Ich bin sehr glücklich heute. Wir haben es geschafft», sagte der zum Spieler des Spiels gekürte Topstar und Torschütze Chwischa Kwaratschelia nach dem überraschenden 2:0 (1:0) gegen Portugal in Gelsenkirchen. «Ich habe allen gesagt, dass wir es schaffen können. Wir sind ein Top-Team und können gegen jeden Gegner kämpfen wie die Löwen.»

Kwaratschelia (2. Minute) und Georges Mikautadze (57./Foulelfmeter) machten sich mit ihren Toren zu Fußball-Helden in ihrer Heimat. Als Dritter von Gruppe F trifft Georgien in der Runde der besten 16 Teams nun am Sonntag in Köln auf Spanien.

Für Georgien war es der erste Sieg bei einer EM. «Ich freue mich vor allem, weil sie es auch verdient haben», meinte der deutsche Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus bei MagentaTV. Portugal stand bereits vor der Partie als Gruppensieger fest. Im Achtelfinale spielen die Portugiesen am Montag in Frankfurt am Main gegen Slowenien.

Georgien gelingt Traumstart

Aus Portugals Startelf vom 3:0 gegen die Türkei vier Tage zuvor standen diesmal lediglich Torwart Diogo Costa, EM-Rekordspieler Ronaldo und Mittelfeldspieler João Palhinha in der Anfangsformation. Das merkte man. Die auf acht Positionen veränderte Mannschaft startete denkbar schlecht ins Spiel.

Mikautadze spielte Kwaratschelia mit einem präzisen Pass frei und der Star der georgischen Mannschaft von der SSC Neapel traf nach 91 Sekunden zum 1:0. Auf den Knien rutschend ließ sich der 23-Jährige von der georgischen Fankurve feiern. Vor der Trainerbank fielen die Betreuer dem früheren Bayern-Fußballer Sagnol um den Hals.

Mit der Führung im Rücken zogen sich die Georgier zurück und versuchten, nach Ballgewinnen schnell umzuschalten. Portugal übernahm zwar entsprechend die Kontrolle im Mittelfeld, fand gegen die gut sortierte Fünfer-Abwehrkette des Gegners aber kaum Mittel. Die erste Torchance hatte Ronaldo bezeichnenderweise per Freistoß. Der 39-Jährige schoss zwar wuchtig, aber zu unplatziert, um den gut aufgelegten Giorgi Mamardaschwili im georgischen Tor ernsthaft zu fordern.

Kwaratschelia erfüllt sich einen Traum

João Félix und Ronaldo hatten weitere Gelegenheiten für den Favoriten. Félix zielte jedoch nicht genau genug, Ronaldos Schuss wurde im letzten Moment geblockt. Auf der Gegenseite war Georgien in Umschaltmomenten gefährlich. Den sehr agilen Kwaratschelia, der mit Abstand seine beste Turnierleistung zeigte, bekamen die Portugiesen nicht in den Griff. Der hochveranlagte Offensivmann erreichte schon mit Anpfiff ein Ziel. «Ich habe immer davon geträumt, gegen Cristiano Ronaldo zu spielen», hatte Kwaratschelia vor der Partie gesagt.

Die beiden Spieler mit der Nummer sieben blieben auch nach dem Seitenwechsel Hauptdarsteller. Erst landete ein abgefälschter Versuch von Ronaldo auf dem Tornetz, dann verpasste Kwaratschelia seinen zweiten Treffer, weil er den Ball nicht richtig traf.

Ronaldo reagiert verärgert

Stürmer Mikautadze machte es vom Elfmeterpunkt besser. António Silva hatte Luka Lotschoshwili im Strafraum mit einem Tritt zu Fall gebracht, nach Ansicht der Videobilder entschied der Schweizer Schiedsrichter Sandro Schärer zurecht auf Strafstoß. Für den 23 Jahre alten Mikautadze war es bereits das dritte Tor bei dieser EM - das zweite per Elfmeter.

Für Ronaldo war kurz darauf Schluss. Bei seiner Auswechslung machte der fünfmalige Champions-League-Sieger aus seinem Ärger keinen Hehl. Sichtlich unzufrieden verließ er den Platz. Die nächste Chance, auch bei seiner sechsten Europameisterschaft zu treffen, hat er nun im Achtelfinale.

© dpa ⁄ Thomas Eßer und Morten Ritter, dpa
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