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Kobiaschwili, Iaschwili und ihr georgischer Traum

Als Spieler sorgten sie gemeinsam beim SC Freiburg für Furore. Nun haben Kobiaschwili und Iaschwili mit Georgien etwas zuvor nie dagewesenes erreicht. Der Erfolg fällt in politisch schwere Zeiten.
Georgien
Aus Sicht von Verbandspräsident Lewan Kobiaschwili hat die erstmalige EM-Teilnahme Georgiens für das gesamte Land eine enorme Bedeutung. © Tamuna Kulumbegashvili/AP/dpa

Ihren großen Traum haben sich Verbandspräsident Lewan Kobiaschwili und sein Vize Alexander Iaschwili mit Verspätung erfüllt. Als Architekten des Erfolgs führten die beiden früheren Bundesliga-Profis und Sandkastenfreunde ihr von politischen Konflikten gespaltenes Heimatland Georgien zur ersten Teilnahme an einer Fußball-EM.

Die Vorfreude auf das große Turnier ist Kobiaschwili beim öffentlichen Training der Nationalmannschaft in Velbert anzusehen. Der 46-Jährige posiert entspannt für Fotos, beantwortet geduldig Fragen und schreibt Autogramme.

«Ich habe nach meiner Karriere immer einen schweren Rucksack mit mir herumgeschleppt. Das war mein großer Traum: Als Spieler für mein Land bei einem großen Turnier dabei zu sein», sagt er. «Leider habe ich nicht das nicht geschafft.» Nach der Karriere gab er den Traum nicht auf. Seit 2015 ist er Verbandspräsident. «Jeden Tag haben ich und mein Team alles dafür getan, das Ziel, was wir als Spieler nicht geschafft haben, zu erreichen.»

Kobiaschwili und Iaschwili haben den Fußball in Georgien reformiert

Das «Wir» bezieht sich auch und wohl vor allem auf Iaschwili und hat bei den beiden Ex-Profis, die früher zusammen beim SC Freiburg spielten, besondere Bedeutung. «Wir waren schon als kleine Kinder immer zusammen», sagt Kobiaschwili und ergänzt: «Das war auch sehr wichtig für die Mannschaft: Zu sehen, dass die Verbandsführung als Team zusammenarbeitet. Dieses Gefühl geht auf die Mannschaft über.» Auch, wenn sie nicht mehr auf dem Platz wirbeln, haben Kobiaschwili und Iashwili riesigen Anteil am historischen Erfolg.

Die beiden haben den georgischen Fußball quasi von Grund auf saniert. Sie veränderten Strukturen, ließen Jugendakademien bauen und sie holten einen Trainer, den sie schon aus alten Bundesliga-Zeiten kannten: Willy Sagnol.

Der frühere Bayern-Star und Königsklassen-Gewinner mit dem deutschen Rekordmeister 2001 war zuvor noch nicht als überragender Coach in Erscheinung getreten. Mit dem georgischen Team um Superstar Chwischa Kwaratschelia von der SSC Neapel gelang ihm nun der größte Erfolg seiner bisherigen Trainerkarriere. Zur Bedeutung der EM-Qualifikation sagte Sagnol dem «Kicker»: «Sie steht auf derselben Ebene wie der Gewinn der Champions League mit dem FC Bayern. Ohne jeden Zweifel.»

Politik soll kein Thema sein

Das entscheidende 4:2 im Elfmeterschießen in den EM-Playoffs gegen Griechenland feierten die Fans in Georgien tatsächlich wie einen Europacupsieg. «Was am 26. März in Georgien los war, das vergisst niemand», sagt Iaschwili der Deutschen Presse-Agentur. Dass die Europameisterschaft in politisch sehr schwierige Zeiten fällt, versuchen er und sein Team so gut es geht auszublenden.

In Georgien verfolgt die Regierungspartei Georgischer Traum einen zunehmend autoritären Kurs. Sie setzt entsprechende Gesetze durch, die eher an Russland als an Europa erinnern - dabei will Georgien Mitglied in EU und Nato werden. Zuletzt hatte es zwei Monate lang Massenproteste gegen ein Gesetz gegeben, das den ausländischen Einfluss auf Organisationen der Zivilgesellschaft einschränken soll. Verabschiedet wurde das Gesetz trotzdem.

Fragen mit politischem Bezug wollen Kobiaschwili und Iaschwili in Velbert nicht beantworten. Der Fokus soll rein auf dem Fußball liegen. «Das ganze Land steht hinter der Nationalmannschaft», sagt Iaschwili, der sich auf große Unterstützung in den Spielen gegen die Türkei, Tschechien und Portugal freut: «Jeder, den ich kenne, versucht nach Deutschland zu kommen und die Spiele zu sehen. Wir werden viele Georgier in Deutschland sein.»

In Gruppe F ist die Mannschaft klarer Außenseiter. Verstecken will sich Georgien aber nicht. «Wir sind hier nicht als Touristen hingekommen», betont Iaschwili. «Wir sind hier, weil wir eine gute Mannschaft sind. Ich glaube, wir haben viel Potenzial, um hier etwas zu bewegen und etwas zu erreichen.» Der verspätete Traum soll so lange wie möglich dauern.

© dpa ⁄ Thomas Eßer, Miriam Schmidt und Friedemann Kohler, dpa
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