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Kwaratschelias glücklichster Tag: Georgien feiert EM-Party

Georgien gelingt die bisher größte Überraschung der EM. Der Neuling steht nicht zuletzt dank seines bekanntesten Profis im Achtelfinale. Ein Milliardär verspricht eine außergewöhnliche Prämie.
Chwischa Kwaratschelia
Georgiens Chwischa Kwaratschelia bejubelt das überraschende 1:0 gegen Portugal. © Alessandra Tarantino/AP

Nach dem historischen Achtelfinaleinzug erfüllte sich Georgiens Fußball-Held Chwischa Kwaratschelia gleich den nächsten Lebenstraum. Stolz berichtete der Matchwinner beim 2:0 gegen Portugal von seinen ganz persönlichen Glücksmomenten mit Idol Cristiano Ronaldo.

«Ich habe ein Trikot von Ronaldo. Ich habe es bekommen», sagte der Torschütze beim ersten georgischen Sieg in der EM-Geschichte überhaupt und lächelte. «Schon vor dem Spiel hat er mir Glück gewünscht. Das war so bedeutend für mich. Das habe ich mir nie vorstellen können, dass er auf mich zukommt und mit mir spricht.»

Kwaratschelia adelte Ronaldo als großartige Persönlichkeit und großartigen Spieler. Auf dem Platz bot jedoch er selbst die große Show, nicht Ronaldo. Kwaratschelia und seine Teamkollegen bescherten ihrem Land eine denkwürdige Partynacht.

«Wir sind nicht schlechter als andere»

In der Hauptstadt Tiflis (Tbilissi) feierten die Menschen mit Autokorsos und tanzten auf den Straßen. Fans zündeten spontan Feuerwerke. Abgeordnete bejubelten den EM-Erfolg im georgischen Parlament zu Beginn ihrer Sitzung mit Gesängen und Staatsflaggen. Viele von ihnen trugen Trikots der Nationalmannschaft. Milliardär Bidsina Iwanischwili versprach dem Team eine Prämie von 30 Millionen Lari (rund 10 Millionen Euro).

Die Spieler hatten ihrer Freude in der Interviewzone der Gelsenkirchener EM-Arena singend freien Lauf gelassen. «Es ist der glücklichste Tag in meinem Leben», sagte Kwaratschelia. Mit Blick auf den Zusammenhalt zwischen Mannschaft, Trainerteam um Chefcoach Willy Sagnol und Fans ergänzte er: «Wir haben gezeigt, dass wir alles zusammen schaffen können. Wir sind nicht schlechter als andere.»

«Kwaradona» glänzt, aber auch das Team haut alles rein

Kwaratschelia zeigte eindrucksvoll, warum er der große Star des georgischen Teams ist. Erstmals bei diesem Turnier ließ der Profi der SSC Neapel erahnen, warum er in Italien in Anlehnung an den großen Diego Maradona auch «Kwaradona» genannt wird.

Der 23-Jährige nutzte die erste georgische Chance direkt zur Führung. Der Offensivspieler wirbelte, war von Portugals B-Elf oft nur durch ein Foul oder im Verbund zu stoppen. An fast jedem georgischen Angriff war er beteiligt. Immer wieder sorgte Kwaratschelia mit seinen Antritten und Dribblings für Entlastung der georgischen Abwehr.

Die Auszeichnung «Spieler des Spiels» erhielt er zu Recht. Trotzdem betonte Kwaratschelia: «Es gab keinen individuell besten Spieler. Es war eine Mannschaftsleistung. Es ist egal, wer mit wem spielt, denn wir gehen als Mannschaft auf das Feld, um zu gewinnen.»

Tatsächlich kämpft und rennt im georgischen Team jeder für den anderen. Neben Kwaratschelia ragen beim EM-Debüt aber auch Stürmer Georges Mikautadze, der gegen Portugal per Elfmeter erneut traf und mit drei Toren die Torschützenliste anführt, und Keeper Giorgi Mamardaschwili heraus.

Georgien auch im Achtelfinale großer Außenseiter

Im Achtelfinale wartet nun am Sonntag in Köln Titelkandidat Spanien (21.00 Uhr/ARD und MagentaTV). Wie schon in Gruppe F, in der sich Georgien als einer der vier besten Dritten des Turniers hinter Portugal und der Türkei durchsetzte, ist das Sagnol-Team krasser Außenseiter.

«Spanien ist vielleicht die beste Mannschaft der Gruppenphase», sagte der frühere Bayern-Profi. «Es wird eine riesige Herausforderung für uns werden - vielleicht zu groß? Ich weiß es nicht, aber wir werden bis zur letzten Minute kämpfen.»

Die couragierten Auftritte bei dieser EM und vor allem der überraschende Sieg gegen Portugal machen seinem wohl wichtigsten Spieler Mut. «Selbst wenn es nur eine einprozentige Chance gibt, kann man es schaffen, wenn man dran glaubt», sagte Kwaratschelia. «Das haben wir gezeigt.»

© dpa ⁄ Thomas Eßer, Morten Ritter und Irakli Absandse, dpa
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