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Georgiens historischer Punkt - Sagnol hat genug von Hamburg

Immer wieder Hamburg. 2001 wurde Willy Sagnol dort zum ersten Mal deutscher Meister mit Bayern München. Und bei der EM erlebte Georgiens Trainer im Volksparkstadion schon wieder einen Nervenkitzel.
Willy Sagnol
Georgiens Trainer Willy Sagnol verfolgt das Spielgeschehen. © Jens Büttner/dpa

Von Hamburg hat Willy Sagnol erst einmal genug. Der packende Verlauf des EM-Spiels gegen Tschechien (1:1) erinnerte den Trainer der georgischen Nationalmannschaft am Samstag an seine besten Zeiten, als er noch Spieler des FC Bayern München war. Denn seine erste deutsche Meisterschaft mit den Bayern gewann er 2001 auch im Hamburger Volksparkstadion. Damals schoss sein Teamkollege Patrik Andersson tief in der Nachspielzeit des letzten Spieltags noch ein Tor, während man beim FC Schalke 04 schon den vermeintlichen Titelgewinn feierte.

23 Jahre später bahnte sich am selben Ort schon wieder ein Stück Fußball-Geschichte an. Diesmal liefen gleich drei Georgier in der letzten Aktion des Spiels auf das tschechische Tor zu und hatten den ersten Sieg des kleinen Landes bei einem großen Turnier auf dem Fuß. Doch anders als Andersson 2001 donnerte der Flügelstürmer Saba Lobjanidze den Ball diesmal über statt in das Tor und Sagnol sagte hinterher: «Ich glaube nicht, dass ich hier noch einmal herkommen möchte. Er ist zu ermüdend, zu nervenaufreibend.»

Goergien mit historischem erstem EM-Punkt

Seit 2021 ist der 47 Jahre alte Franzose mittlerweile Nationaltrainer Georgiens. Und seit diesem Wochenende ist er nicht mehr nur der erste Coach, der diese fußballbegeisterte frühere Sowjetrepublik zu einer Welt- oder Europameisterschaft führte. Sondern, der da auch noch etwas Zählbares holte. Großchance hin oder her: «Mein stärkstes Gefühl ist definitiv Stolz», sagte Sagnol nach dem ersten Punktgewinn der georgischen EM-Geschichte. «Wenn du weißt, woher wir kommen, kann man nicht enttäuscht sein.»

Prominente Trainer hatten die Georgier auch schon vor ihm. Den Deutschen Klaus Toppmöller oder den Argentinier Hector Cuper etwa, die mit ihren Vereinsteams auch im Champions-League-Finale standen. Oder den Franzosen Alain Giresse, der 1984 an der Seite von Michel Platini den EM-Titel gewann.

Aber anders als seine Vorgänger hat Sagnol mittlerweile auch Spieler von internationaler Klasse wie den Stürmer Kwicha Kwaratschelia (SSC Neapel) oder den am Samstag überragenden Torwart Giorgi Mamardaschwili (FC Valencia) im Team. Und eine wichtige Fähigkeit des Trainers besteht darin, dass er seinen Spielern gegenüber nie den ehemaligen Europameister, Champions-League-Sieger und Bayern-Profi heraushängen lässt. Sondern, dass er sie immer dort abholt, wo sie gerade stehen.

Sagnol will gegen Portugal «alles versuchen»

Den bedauernswerten Lobjanidze nahm Sagnol nach dem Schlusspfiff in Hamburg als Ersten in den Arm. «Ich bin zu ihm gegangen, weil ich mir gut vorstellen konnte, wie er sich in diesem Moment fühlt», sagte er. «Ich habe versucht, ihm zu sagen: Wer es nicht versucht, kann es auch nie schaffen. Aber du kannst in diesem Moment eine Menge sagen. Du weißt nur nicht, ob der Spieler das in diesem Moment auch hören will.»

Was die Georgier aber sicher wissen: Sie haben im letzten Gruppenspiel gegen Portugal (Mittwoch, 21.00 Uhr/MagentaTV) noch die Chance, das Achtelfinale zu erreichen. Ein Sieg sollte dafür reichen. Und Portugals Trainer Roberto Martinez deutete am Samstagabend bereits an, einige Stammspieler in dieser Partie in Gelsenkirchen zu schonen.

«Es ist Portugal», sagte Sagnol dazu nur. «Ich will diese Karte eigentlich nicht ausspielen: kleines Team gegen großes Team. Aber es ist Portugal!» Mit Cristiano Ronaldo, Bernardo Silva und lauter anderen Spielern, die jetzt ungefähr so erfolgreich sind, wie es Sagnol früher einmal war. Der ehemalige Bayern-Spieler kam am Ende aber doch noch einmal in ihm hervor: «Wir werden es versuchen», sagte Sagnol. «Denn ich bin ein Wettkämpfer. Ich möchte gewinnen!»

© dpa ⁄ Sebastian Stiekel und Thomas Wolfer, dpa
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