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«Jetzt ist alles vorbei»: Das schwere Jahr von Lena Oberdorf

Hinter der Fußball-Nationalspielerin des FC Bayern liegen bewegte Monate. Wechseltheater, Kreuzbandriss, Olympia-Aus: Das hat Spuren hinterlassen, aber auch wichtige Erkenntnisse.
Lena Oberdorf
Lena Oberdorf
Lena Oberdorf
VfL Wolfsburg - Bayern München

Einmal knackt es. Wie ein Ast, der leise, aber plötzlich bricht. Das vielleicht wertvollste Knie im deutschen Frauenfußball meldet sich mitten im Gespräch auf dem Bayern-Campus im Münchner Norden. Lena Oberdorf spricht trotzdem weiter, über üble Hasskommentare, ihren Kreuzbandriss im knackenden Knie und das daraus resultierende Olympia-Aus. «Ich glaube, es war schon mein schwierigstes Jahr», sagt die Nationalspielerin über 2024.

Oberdorf, die normalerweise mit enormer Wucht durchs Mittelfeld marschiert, klingt nachdenklich, aber auch brutal ehrlich. «Mir hat es eine Phase lang nicht mehr so viel Spaß gemacht, auf dem Platz zu sein», sagt sie über die Zeit nach dem enttäuschenden wie historischen WM-Vorrundenaus im vergangenen Jahr mit der DFB-Elf in Australien.

«Ich habe es nur abgespult»

Damals spielte Oberdorf noch in Wolfsburg, vielleicht spielte sie auch zu oft. Termin jagte Termin, mal rief der Verein, mal das Nationalteam, mal baten Sponsoren oder Journalisten um Auftritte. «Ich habe es nur abgespult. Ich habe Fußball einfach gearbeitet», erklärt Oberdorf. «Aber man muss auch sagen, dass wir hier von einer Zeit sprechen, die inzwischen fast eineinhalb Jahre her ist. Seitdem ist viel passiert und ich habe mich weiterentwickelt.» Auch sportlich. 

Sie habe einen Neustart gebraucht, und der FC Bayern lockte. Jener Club, über den sie 2022 mal sagte: «Ich kann mir nicht vorstellen, zu den Bayern zu gehen.» Und jener Club, der weiterhin der größte Rivale des VfL Wolfsburg ist. Als der Wechsel, für den eine Bundesliga-Rekordablöse von kolportierten 400.000 Euro von der Isar an den Mittellandkanal floss, im Frühjahr verkündet wurde, erzeugte das auch Hassnachrichten in den sozialen Medien.

«So etwas ist nie in Ordnung, bei niemandem»

«Ich hatte durch all die lauten Kommentare und Meinungen das Gefühl: um mich herum pures Chaos», sagt Oberdorf rückblickend. «Wie schlimm ist das, dass es scheinbar dazugehört? Das ist so das, was mich am meisten schockiert hat», führt sie aus: «Warum müssen sich Fußballer und Fußballerinnen denn Hasskommentare und Morddrohungen anhören? Wer sagt, das gehört zum Geschäft, liegt da völlig falsch. So etwas ist nie in Ordnung, bei niemandem.» 

Dem VfL verhalf sie mit einer starken Leistung trotzdem zum DFB-Pokalsieg - im Finale, na klar, gegen den FC Bayern. «In so einem Spiel unter dem Fokus so eine Leistung zu bringen, zeigt ihre Klasse, sie ist Weltklasse», lobte Wolfsburgs Coach Tommy Stroot damals nach dem 2:0. «Das ist Wahnsinn, in so jungen Jahren, so eine Stabilität auch unter solchem Fokus und solchen Bedingungen zu liefern.»

Am 16. Juli aber kippte das System Oberdorf, die körperliche Stabilität war weg, das rechte Knie kaputt. Kreuzbandriss gegen Österreich, die Olympischen Spiele passé. «Am Anfang denkt man erst einmal, jetzt ist alles vorbei, kein Spiel gemacht und ganz lange raus.» Das sei ihr durch den Kopf gegangen.

«Ich habe es immer weggeschoben»

Dann wollte sie die schlimme Diagnose verdrängen. «Ich habe es immer weggeschoben und ich habe immer gesagt: Hey, alles gut, das wird wieder. Weil ich das Gefühl hatte, es wäre Sommerpause und ich habe jetzt gerade einfach frei. Und sobald es wieder losgeht, bin ich da.»

Sie war dann auch wieder da, sogar bei den Spielen in Frankreich, nur eben als Zuschauerin. Irgendwann habe sie realisiert, auch mit Hilfe eines Mentaltrainers, dass sie herausfinden müsse, was die Welt außerhalb des Fußballs ihr noch zu bieten habe. Oberdorf griff wieder zur Gitarre, besorgte sich ein DJ-Pult, zog durch München, machte eben Dinge, die sonst dem vollen Fußball-Terminkalender zum Opfer gefallen wären.

«Ich durchlebe diesen Prozess gerade in extrem»

Vor allem aber beschäftigt sich Lena Oberdorf seither mit: Lena Oberdorf. «Ich durchlebe diesen Prozess gerade in extrem. Einfach, weil der Fußball komplett weggebrochen ist.» Sie merke gerade, «was mich neben dem Fußball auch noch ausmacht und was ich für mein Leben will. Ich möchte auch mal unter Leute gehen, Dinge erleben und da merke ich schon, dass ich gerade ein bisschen aufblühe.»

Die schönen Erfahrungen möchte sie mitnehmen ins neue Jahr, am besten auch zur Europameisterschaft in der Schweiz (2. bis 27. Juli). «Meine Wunschvorstellung ist, dass ich es zur EM schaffe und davor auch noch ein paar Spiele machen kann.» Dann mit geschmeidigem Knie und viel Zuversicht.

© dpa ⁄ David Joram, dpa
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