Die Slowenen fühlten sich bei dieser Europameisterschaft von allen guten Fußball-Geistern verlassen. «Es scheint, als würde einfach alles gegen uns laufen», sagte Mittelfeldspieler Timi Elsnik nach dem 1:1 (0:0) gegen Serbien.
In letzter Sekunde war Slowenien der dann so gut wie sichere Einzug ins Achtelfinale entrissen worden - und nun ist der Weltranglisten-57. plötzlich nur noch Außenseiter auf einen der Plätze für die K.o.-Runde.
England (4 Punkte) führt die Gruppe vor dem Spiel gegen Slowenien vor Dänemark (2) und Slowenien (2) an. Vierter sind die Serben (1), die am Dienstag wieder in München auf Dänemark treffen. Alles ist möglich - auch, dass England der deutsche Achtelfinal-Gegner wird.
«Wir sind natürlich enttäuscht», resümierte Zan Karnicnik, der die Slowenen in der 69. Minute in Führung gebracht hatte. Bis zum letzten Augenblick sah es nach einem Sieg für den Außenseiter aus, der de facto das Ticket für die Playoffs bedeutet hätte. Dann aber gelang dem früheren Frankfurter Luka Jovic doch noch der Ausgleich (90.+6) für Serbien.
«So ist Fußball. Manchmal schenkt er dir großartige Dinge, und dann nimmt er dir wieder was weg», sagte Abwehrspieler Karnicnik, der zum Spieler des Spiels gewählt worden war. «Wir können sehr stolz auf das sein, was wir bei dieser Euro bereits erreicht haben.» Geht noch mehr?
Trainer setzt auf Karma
«Das hat uns das Herz gebrochen», schilderte Elsnik, der ebenso wie Karnicnik in der kleinen slowenischen Liga spielt. «Wir hatten in diesem Turnier schon einige solcher Momente.» Er erinnerte an den Pfostentreffer von Benjamin Sesko im Spiel gegen Dänemark (1:1). Gegen die Serben scheiterte Elsnik ebenfalls an der Torstange, ehe der späte Schock folgte. «Wir haben bewiesen, dass wir zu guten Auftritten in der Lage sind. Und deshalb werden wir auch nicht aufgeben.»
Die Slowenen versuchen nun, den Frust in Motivation umzuwandeln für ihr abschließendes Gruppenspiel gegen Titel-Mitfavorit England am Dienstag (21.00 Uhr) in Köln. «Wir können lamentieren, aber wir sollten uns lieber auf das letzte Spiel vorbereiten», forderte Trainer Matjaz Kek. Er hat den Glauben an höhere Kräfte und eine finale Gerechtigkeit offenbar noch nicht verloren. «Sport und Fußball können grausam sein - aber Karma wird es richten.»